Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
von ihm fort. »Wachen, ergreift diesen Verräter.«
Die Krieger ihrer Leibgarde stürzten auf ihn zu, während Kara versuchte, sich dem Griff ihrer Mutter zu entwinden.
Mit einem Mal erschall Goriks durchdringender Schrei. Der Rabe schoss im Sturzflug auf das immer noch lodernde Feuer zu und tauchte in die mannshohen Flammen ein.
Entsetzensrufe erklangen und Yldas Krieger blieben wie erstarrt stehen. Im nächsten Moment erlosch das Feuer, und Jorin trat in wallenden Gewändern aus der Glut hervor – das Gesicht vor Zorn gerötet.
»Wage es, die Hand an Raven zu legen, Ylda, und du wirst brennen wie Wegon und Heron!« Verärgert trat der Götterbote auf die Fürstin zu. »Du kennst die Prophezeiung der Großen Mutter , und doch achtest du ihren Willen nicht.«
Er blickte zu Raven. »Du wirst dich nicht opfern, sondern Ylda das Angebot unterbreiten, welches du dir überlegt hattest.«
Einen Atemzug lang sah die Fürstin Jorin erschrocken an, dann erschien Ehrfurcht auf ihrem Gesicht. »Dem Boten der Göttin kann ich mich wohl kaum widersetzen«, sagte sie und neigte den Kopf. »Was hast du mir anzubieten, Raven?«
»Du erkennst mich als Fürsten an und stimmst meiner Ehe mit Kara zu. Durch unsere Vermählung wird Frieden herrschen zwischen Torain und Sarwen«, erwiderte er. »Ein Viertel des Ertrags meiner Silberminen soll fortan jedes Jahr dem Tempel gehören, der zum neutralen Bezirk erklärt wird. Die Verteilung des Geldes übernimmt der Tempelherr. Jeweils ein Drittel wird er dir als Brautpreis zahlen, mit dem Rest unterstützt er Bedürftige und baut die Tempelanlage wieder auf.«
Ylda schwieg. Es war unübersehbar, dass die Erkenntnis, sich auf seinen Vorschlag einlassen zu müssen, ihr über alle Maßen missfiel, doch schließlich nickte sie. »Für einen einfachen Bergarbeiter besitzt du erstaunlich viel Weitsicht und Verhandlungsgeschick, Raven«, gab sie zu. »Die Göttin scheint tatsächlich recht damit zu tun, das Schicksal Sarwens in deine Hände zu legen. Einzig im Vertrauen auf das Urteil der Großen Mutter übergebe ich dir zudem meine Tochter.«
Sie sah Kara an, deren Arm sie noch festhielt. »Ich habe für dich immer eine aussichtsreiche politische Ehe gewollt. Wie du siehst, hat sich mein Wille erfüllt.«
Kara schnaubte und machte sich von ihr los. »Ich hätte Raven auch geheiratet, wenn er ein Wasserknecht geblieben wäre, Mutter!«, entgegnete sie und lief zu ihm.
Ylda zog eine Augenbraue hoch. »Ich wünsche dir viel Vergnügen mit meiner Tochter, Schwiegersohn . Mögest du dich in Zukunft mir ihrer Dickköpfigkeit auseinandersetzen. Und wenn du sie gezähmt hast«, ein süffisantes Lächeln umspielte ihren Mund, »wird das erste Mädchen, das sie gebären wird, meinen Namen tragen.«
Empört stemmte Kara die Hände in die Taille und setzte zu einer Erwiderung an, doch Raven zog sie an sich. »Wir werden deine Mutter nicht sehr oft nach Sartain einladen«, flüsterte er ihr zu. »Und was in unserem Ehebett passiert, geht sie sowieso nichts an.« Laut erklärte er: »So wird es sein, Ylda.«
Die Fürstin nickte knapp. »Ich werde die Hochzeitsverträge vorbereiten lassen. Die neuen Absprachen für den Tempel müssen ebenfalls beurkundet werden.« Sie warf Jorin einen säuerlichen Blick zu. »Vorausgesetzt, unsere Vereinbarungen entsprechen den Wünschen der Göttin.«
»Sei gewiss, das tun sie, Ylda.« Er deutete eine Verbeugung an. »Die Prophezeiung ist erfüllt.«
» Vereint in Feuer und Flammen werden sie zusammenkommen und alle Feinde verbannen .« Kara sah Jorin an. »Dieser Teil hat sich bewahrheitet. Aber was ist mit dem Krieg?«
»Von Krieg hat die Weissagung nie gesprochen.« Er lächelte. »Es waren Wegon, Heron und deine Mutter, die dies in die Worte hineingelesen haben. Sieg war für sie immer nur mit Kampf verbunden, nie mit der Überwindung von alten Feindschaften – oder mit den eigenen festgefahrenen Vorstellungen.«
Raven schluckte. Hatte er nicht selbst einst gedacht, Krieg gewinne man nicht durch Liebe? Erst vorhin war ihm der Einfall gekommen, die Worte der Weissagung als friedliche zu verstehen und den Streit mit Ylda durch Verhandlungen zu lösen.
»Wenn Raven der Auserwählte ist«, fragte Ylda, die dem Gespräch aufmerksam gefolgt war, »warum bist du ihm nicht früher zu Hilfe geeilt, Götterbote?«
»Ich habe ihm immer geholfen. Aber Raven musste seinen Charakter beweisen, ehe er Fürst werden konnte. Bis sie sich würdig erweisen und die Prüfung
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