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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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wurden von den Torwachen in Empfang genommen. Erst nach einem längeren Gespräch ließen die Wächter sie in den Tempelbezirk ein, wo weißgewandete Tempeldienerinnen und Tempeldiener sich um die Reisenden kümmerten. Raven runzelte die Stirn. An den Torwächtern vorbeizukommen würde schwierig werden. Wie sollte er sich vorstellen? Welches Begehren sollte er vorbringen? Über dieses Problem musste er gründlich nachdenken, denn er durfte keinesfalls verdächtig erscheinen.
    Er nahm die Zügel auf und folgte vom Haupttor aus weiter dem Pfad um den Tempel herum. Schatten lagen auf dieser Seite Anlage und Raven zog seinen Umhang zu. Außer ihm war hier niemand unterwegs, vermutlich zogen alle den Pfad auf der warmen, sonnigen Seite vor. Das war ihm nur recht. Vielleicht stieß er auf eine Seitentür, die unbewacht war, von der aus er ungehinderten in den Tempelbezirk schleichen und sich dort kurz umsehen konnte.
    Nachdem er eine Zeitlang im gemächlichen Schritt geritten war, entdeckte er tatsächlich eine Pforte in der Mauer. Rasch glitt er aus dem Sattel, um zu prüfen, ob die Tür offen war. Gorik, der sein Vorhaben zu erraten schien, flog von seiner Schulter herunter und landete in einigem Abstand in der Nähe eines Apfelbaumes auf der Erde. Raven nahm die Zügel des Rappens in die Hand und schritt vorsichtig auf die Pforte zu.
    Als er die Tür fast erreicht hatte, spürte er, dass er nicht mehr alleine war – im selben Moment traf ihn etwas Hartes am Kopf. Raven stöhnte, die Zügel rutschten aus seinen Fingern und ihm wurde schwarz vor Augen.

4
    Langsam kam Raven wieder zu Bewusstsein. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken, allerdings nicht auf der Erde, sondern in einem Bett. In einiger Entfernung vernahm er gedämpfte Stimmen und es roch nach Kräutern. Vorsichtig öffnete er die Augen, um herauszufinden, wo er sich befand. Das helle Sonnenlicht, das durch schmale Fenster in den Raum fiel, blendete ihn und schnell drehte er sein Gesicht weg. Aber das war ein Fehler, denn sofort setzten heftige Kopfschmerzen ein.
    Stöhnend schloss er die Augen wieder. Er erinnerte sich, einen Schlag abbekommen zu haben, obwohl er niemanden in der Nähe gesehen hatte. Sehr merkwürdig. Nicht einmal Gorik hatte ihn mit einem Krächzen vor der Gefahr gewarnt. Er hob seine Hand, führte sie zur Schläfe und tastete einen breiten Verband, der um seinen Kopf herumlief. Jemand musste ihn gefunden und seine Wunde versorgt haben. Nur, wo in aller Welt war er?
    Plötzlich spürte er eine sachte Berührung an seiner linken Schulter und trotz besseren Wissens riss er seinen Kopf herum und öffnete die Augen erneut. Der Schwindel setzte prompt ein, doch das kümmerte ihn nicht: Auf einem Hocker neben seinem Bett saß eine junge, auffallend hübsche Frau.
    »Beweg dich nicht zu stark, du hast einen ziemlich heftigen Schlag auf den Kopf bekommen«, erklärte sie und lächelte.
    Verblüfft starrte er sie an. Ihr rotes, lockiges Haar war zu einem Zopf geflochten, aus dem sich einige vorwitzige Strähnen gelöst hatten, die in weichen Wellen auf ihre Schulter fielen. Grüne Augen leuchteten in ihrem anmutigen Gesicht und er entdeckte Sommersprossen auf Nase und Wangen.
    »Ich habe dich heute Morgen ohnmächtig vor der Seitenpforte gefunden und dich in die Krankenhalle des Tempels bringen lassen«, fuhr sie freundlich fort. »Mein Name ist Kara, ich lebe im Tempel.«
    Raven war fassungslos: Er war im Tempel! Diese Krankenhalle hier musste eines der beiden langen Steingebäude sein, die er vom Hügel aus gesehen hatte. Aber was sollte er jetzt tun? Wie sollte er sich vorstellen? Ihm musste dringend etwas einfallen, womit er sich keinesfalls verraten würde. Vielleicht könnte er sagen, dass er ...
    »Kannst du nicht reden?«, erkundigte sich Kara höflich, da sein Schweigen wohl schon recht lange andauerte.
    Sofort wollte Raven widersprechen, doch dann hielt er inne. Das war die Lösung. Wenn er sich als stumm ausgab, musste er sich keine umständlichen Erklärungen ausdenken. Er nickte der jungen Frau zu, wobei er sich zwingen musste, nicht vor Erleichterung aufzulachen. Sein schlechtes Gewissen wegen der Täuschung hielt sich in Grenzen. Sie war selbst schuld, wenn sie ihm einen solch brillanten Einfall quasi vor die Füße legte.
    »Ich verstehe«, erklärte Kara. »Hast du, außer dass dir vermutlich der Schädel brummt, noch weitere Schmerzen?«
    Raven deutete ein Kopfschütteln an.
    »Das ist gut.« Sie wirkte erleichtert. »Möchtest du

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