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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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und sie betrat den düsteren Turm. Der hohe, runde Raum besaß keine Fenster, nur winzige Scharten weit oben ließen Luft und ein wenig Tageslicht herein. Vom Ruß der Fackeln waren Wände und Decke schwarz gefärbt, bis auf einen Tisch und zwei Stühle befanden sich keine Möbel darin.
    Stumm folgte Kara dem Krieger zu der Treppe, die in den Kerker hinab führte. Sie hatte das Verlies erst wenige Male betreten, da sie diesen Ort stets verabscheut hatte. Es löste Beklemmungen in ihr aus, die Stufen hinunter ins Dunkel zu steigen. Die Vorstellung, wie Raven sich gefühlt haben musste, als er unvermutet hierher gebracht wurde, war schrecklich. Was ihn dort erwartet hatte, weigerte sie sich, sich vorzustellen.
    Die Treppe endete in einem ebenfalls kreisrunden Raum. Eisenketten waren in die Wände eingelassen. Auf einem Tisch lagen Messer, Zangen sowie ein schwerer Hammer. Der Geruch nach Rauch und verbrannter Haut stieg Kara in die Nase, und als sie unter dem Tisch ein Kohlebecken und ein Brenneisen entdeckte, musste sie sich mit beiden Händen am Treppengeländer abstützen, denn ihre Füße trugen sie kaum noch.
    Schritte näherten sich und Kara zwang sich zu einer geraden Haltung. Ein muskulöser, kahlköpfiger Mann mit auffallend hellen Augen kam zu ihnen. Sie hatte ihn oft genug mit ihrer Mutter sprechen sehen, um genau zu wissen, wer er war: der Aufseher des Kerkers und der Folterknecht.
    »Ich suche einen Gefangenen«, brachte sie mühsam hervor, nachdem der Mann sich vor ihr verneigt hatte. »Groß, blond und mit ...«
    »Ah, der sarwische Hund!« Der Folterknecht nickte. »Ein zäher Brocken. Hat mich einiges an Arbeit gekostet.«
    Er wies mit der Hand zu dem Tisch, auf dem die Folterinstrumente lagen. Es war nur dem raschen Griff des Kriegers zu verdanken, dass sie bei der Vorstellung, wofür er die Werkzeuge benutzt hatte, nicht zusammenbrach.
    Der Folterknecht warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Ja, das hier ist nichts für ein zartes Gemüt, Prinzessin. Eure Mutter war sehr an dem Gefangenen interessiert und kam sogar extra her, um zu hören, was dieser Bastard zu sagen hat.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Seine Antworten haben die Fürstin jedoch enttäuscht. Wie es scheint, ist er nichts anders als ein Minenarbeiter, der Krieger spielen wollte und Euch bestohlen hat.«
    Karas Mund war wie ausgetrocknet. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn in die große Zelle zu den anderen Dieben geworfen. Aber ...«
    »Führ mich auf der Stelle dorthin!«
    »Nein, Prinzessin, das ist ...«
    » Sofort! «
    Der Folterknecht warf ihrem Begleiter einen fragenden Blick zu. Da dieser nickte, brachte er sie zu einem Verlies am Anfang des mit Fackeln erleuchteten Ganges und schloss die vergitterte Tür auf.
    An der Seite des Kriegers betrat Kara die große, mit Stroh ausgelegte Zelle. Der Gestank nach Schweiß, Ausscheidungen und schlechtem Essen war grauenvoll, doch sie beachtete ihn nicht. Stück für Stück glitt ihr Blick über die am Boden liegenden oder sitzenden Männer. »Raven!«, rief sie panisch, da sie ihn nirgendwo entdecken konnte.
    Aus einer Ecke erschall Gelächter. »Wenn du unseren Neuzugang suchst, Süße, der wurde bei Sonnenaufgang abgeholt.«
    Karas Kopf fuhr zu dem Gefangenen herum. »Was meinst du damit? Wer hat ihn mitgenommen?«
    Der Mann mit dem zerrissenen Hemd grinste. »Hol mich hier raus und ich verrate es dir.«
    »Kommt, Prinzessin«, der Krieger legte seine Hand auf ihre Schulter und führte sie sanft, aber bestimmt zum Zellenausgang. »Ich bringe Euch zu Eurer Mutter zurück.«
    »Nein!« Sie blieb stehen und stemmte die Fäuste in die Taille. »Ich muss wissen, wo man Raven hingebracht hat.«
    Der Krieger seufzte. »Der Folterknecht wollte es Euch vorhin sagen: Die Totengräber haben ihn heute in der Frühe mitgenommen.«
    »Was? Das ... das kann nicht sein!«
    »Jeden Morgen fährt ein Leichenkarren durch die Stadt und sammelt die Verstorbenen ein, für die sich niemand zuständig fühlt. Sie werden in einer Grube am Waldrand begraben.« Er räusperte sich. »Ihr könnt dem Mann nicht mehr helfen.«
    Kraftlos fielen ihre Hände herab. »Raven war unschuldig«, flüsterte sie, obwohl es nichts mehr ändern würde.
    »Eure Mutter war um Eure Sicherheit besorgt.« Er legte den Arm um ihre Schultern. »Und nun lasst uns gehen. Er ist tot.«
    Raven war tot.
    Alles in Kara schrie auf, jede Faser ihres Körpers rebellierte gegen die

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