Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
Vom Netzwerk:
weißt, dass das nicht möglich ist.« 
    »Ebenso wie deine Forderung.« 
    Nach einigem Hin und Her einigten sie sich auf einen Kuss gegen Kraehs altes Schwert, das er ihr zwar sowieso hatte geben wollen, er sich im Verlauf des Handels aber umentschieden hatte. 
    Als der Einsatz klar war, beschwerte er sich über die Parierstange, die an seiner Rute nicht richtig festgezurrt sei. Lou kam auf ihn zu, um die Bindung in Augenschein zu nehmen, da führte er einen schnellen Streich, der sie leicht an der Schulter traf. 
    »Tja, so schnell kann es gehen.« Die Augen halb geschlossen schürzte er, seinen Preis erwartend, die Lippen. Beinahe hätte er sich übergeben, als Lou ihre Rute an seinen Magen schnalzen ließ. 
    Sie wahrte nun Abstand. »Wo ich herkomme, kämpfen wir bis zum ersten Blut«, sagte sie provozierend. 
    Das Gefecht entbrannte plötzlich und mit aller Wucht, die die Übungsschwerter gestatteten. Hafen und Schiff verschwammen vor Kraehs Augen. Parieren, fintieren, zustoßen und das Gleiche wieder von vorn. Es war allein der Erfahrung und langen Übung zuzuschreiben, dass er ihren genau berechneten Attacken auch in seiner trunkenen Verfassung noch ausweichen konnte. Einige Schläge allerdings kamen durch, und auch er fügte ihr immer wieder blaue Flecken zu. Beide schwitzten und ihre Wut auf den jeweils anderen steigerte sich mit jedem einkassierten Hieb. 
    »Stahl?«, fragte Kraeh schnaufend innehaltend. 
    »Gern«, antwortete sie mit zornbebender Stimme. »Sonst dauert es Tage, bis ich dich blutig geschlagen habe.« 
    Er ging unter Deck, wo er einen Wasserkrug fand, den er fast in einem Zug leerte. Dann nahm er zwei gleich lange Schwerter von einem Gestell und ging wieder nach oben. 
    Nun traf Stahl auf Stahl. Keiner machte sich die Mühe, den anderen zu schonen. Doch da es jetzt ums Ganze ging und Kraeh einen Großteil des Alkohols ausgeschwitzt hatte, waren beide vorsichtiger. Als die Gesellen des Zwerges sie anriefen, hielten sie kurz inne, um zu versichern, dass alles in Ordnung sei, dann gingen sie wieder aufeinander los. 
    In kleinen Grüppchen kehrte schließlich die Mannschaft zurück. Die Männer wunderten sich über die beiden Streithähne, deren Waffenklirren sie schon von Weitem gehört hatten. Aber sie waren zufrieden mit ihrem Landgang, Bretel hatte nicht zu viel versprochen. Und so kümmerten sie sich nicht weiter um den Kampf, sondern gingen schnurstracks, vereinzelnd einen Gruß murmelnd, in ihre Kojen. 
    Rhoderik und Sedain schlenderten hintereinander über den engen Steg, der die Fraja mit der Hafenmauer verband. Sie scherzten über verschiedene Stoßarten. »Der Vorteil eines Bordells«, grinste der ältere, »man spart sich das Vorspiel.« 
    Kraeh fand keine Gelegenheit, auf den Spott einzugehen, ein von unten kommender Streich zielte auf seinen rechten Oberschenkel. Er machte einen Satz rückwärts und konterte mit einem Rückhandschlag. So ging es fort. 
    Es dämmerte schon, als die beiden Kontrahenten immer noch erbarmungslos aufeinander einschlugen. Vögel zwitscherten und allmählich erwachte die Stadt zum Leben. Ihre Bewegungen waren zwar langsamer geworden, aber keiner wich auch nur eine Haaresbreite von seiner Ausgangsposition zurück. Mittlerweile bluteten sie aus etlichen harmlosen Schnittwunden; da keiner der beiden zugeben wollte, als Erster getroffen worden zu sein, kämpften sie ohne Aussicht auf eine Entscheidung einfach weiter. 
    Als Letzter kam der Kapitän. Trotz seiner unglaublichen Fahne lief er gerade und der Klang seiner Worte war ebenso klar wie streng. Er forderte die beiden auf, ihre Kindereien sofort einzustellen oder, sollten sie es doch nicht lassen können, sein Schiff umgehend zu verlassen und an Land weiterzumachen. Thorwik zweifelte nicht daran, dass seinen Worten Folge geleistet würde, und so machte er sich, ohne die Reaktion abzuwarten, auf nach unten in seine Kajüte. Wäre Kraeh nicht so erschlagen gewesen, hätte er protestiert. Insgeheim jedoch froh über den Befehl, stieß er das Schwert ins Holz und reichte Lou die Hand. 
    Er hatte mehr eingesteckt als sie und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er seine Schuld begleichen würde. 
    »Gut gekämpft«, sagte er steif. 
    Sie ging auf ihn zu, nahm seinen Kopf in beide Hände, zog ihn sanft hinab und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Immerhin bist du ein guter Verlierer«, warf sie ihm noch über die Schulter hinweg zu, bevor auch sie unter Deck verschwand. 
     
    Kraehs

Weitere Kostenlose Bücher