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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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Kiefernbäumen, konnte man wellengleiche Muster wahrznehmen, die die Augen auf seltsame Weise verwirrten. 
    Gegen seinen Willen begann Kraeh, das hutzelige Wesen zu mögen, das sich selbst als Kobold, namentlich als Heilwig vorgestellt hatte. Er war freundlich zu Heikhe und behandelte Kraeh mit Respekt. Seit sie die Stadt verlassen hatten, war er außerdem trotz seines zwar schwer schätzbaren, aber eindeutig hohen Alters stets aufgeweckt, fröhlich und unbeschwert. 
    Der Ork ritt meist hinter ihnen. Er war von einfältiger Natur und hatte offensichtlich kein gutes Verhältnis zu Pferden. Die einzigen Sätze, die er artikulierte, verwünschten sein Reittier oder waren Lobeshymnen auf das Essen, das Heilwig jeden Morgen und Abend, trotz der eingeschränkten Möglichkeiten, mit einiger Raffinesse und der Hilfe des Mädchens zubereitete. 
    Es wäre ein Leichtes gewesen zu fliehen, zumal der Krieger wie selbstverständlich seine Schwerter auf dem Rücken trug; doch es gab einen guten Grund, dass Kraeh keinen Gedanken an Flucht verschwendete. Am Morgen nach der ersten Nacht unter freiem Himmel hatte Heilwig einen Ingwertee schlürfend gesagt, sie seien auf dem Weg nach Skaarbrok, wo sein Herr, König Siebenstreich, sie schon erwarte. Sie sollten sich mehr als Gäste, denn als Sklaven betrachten. Ihm selbst sei aufgetragen worden, Kraeh, dessen Ruf als mächtiger Krieger ihm vorauseile, an seinen Hof zu bitten. Fast hätte Kraeh gelacht über die Ironie des Schicksals, die ihn ohne eigenes Zutun schließlich ans Ziel seiner Reise führen sollte. 
    Der zweite, ebenso gewichtige Grund, sich an den Kobold zu halten, war darin zu finden, dass der Krieger – aus wachsendem Unbehagen über das leichte Ziel, das sie von der Luft aus abgaben, sollten die Harpyien ihnen über das Meer gefolgt sein – Heilwig in seine Sorge einweiht hatte. Dieser hatte weder ungläubig noch zornig reagiert, sondern schlug vor, wann immer es möglich war, unter dem Schutz der Bäume zu reisen, was auch dem Ork zupasskam, dem helles Licht Unbehagen bereitete; zudem ließ er absteigen und hieß Heikhe, vor ihm niederzuknien. Auf einen Wink Kraehs tat sie es. Aus einer seiner vielen Taschen kramte der Kobold eine bläuliche Mixtur hervor, die er über das Gesicht des Mädchens sprenkelte, während er eine Formel in fremder Sprache mehrmals hintereinander murmelte. Als er sie wieder auf die Beine hochzog, sagte er: »Wenn sie auftauchen, rühre dich nicht und gib keinen Mucks von dir.«  
    Doch dazu kam es nicht, entweder hatten sie ihre Fährte verloren oder sie warteten auf eine günstigere Gelegenheit. 
    Sechs Tage waren sie unterwegs. Die dritte Nacht verbrachten sie in einer Herberge, wo ein Dutzend Orkkrieger sie schon erwartete und sich ihnen für die restliche Wegstrecke anschloss. Nach kurzer Zeit änderte sich Heikhes und auch Kraehs Einstellung dieser Rasse gegenüber. Die grünhäutigen, auf den ersten Blick einschüchternd wirkenden Gestalten zeigten bald ihre menschliche Seite. Sie sprachen von ihren Familien und liebten gegen alle Vorurteile Musik, was sie jeden Abend mit Trommeln und Rasseln unter Beweis stellten. »Gunther hätte es hier gefallen«, sagte Heikhe einmal mit Tränen in den Augen, worauf Kraeh sie in den Arm nahm und sachte wiegte – eine Geste, die sie schon lange nicht mehr zugelassen hatte. Er beruhigte sie und versprach, dafür zu sorgen, dass die anderen nachkämen. 
    Schnell vorüberziehende Gewitter begleiteten häufig ihre Reise. In einem warmen Regen erreichten sie gegen Abend schließlich die Festung Siebenstreichs. 
    Skaarbrok war nur von einer Seite zugänglich, während die dem Land abgewandten Mauern teilweise bis tief hinab zur Brandung des Meeres reichten. Wie sie hoch über die riesigen Felsen hinausragte, in ihrem Fundament gleichsam mit ihnen verwachsen, ähnelte die Festung der Wutach, doch sie war größer, besaß mehr Türme und war aus hellem Kalkstein geschlagen. Jeder der kerzenförmigen Türme war mit einem anderen Banner versehen. Auf dem höchsten und über dem haushohen Eingangstor aber war das Wappen des Königs, ein schwarzer Schwan mit ausgebreiteten Flügeln, gespannt. 
    Vorneweg ritten Kraeh, Heikhe und der Kobold durch das Tor. Links und rechts waren abgeschlagene Köpfe mahnend auf Pfähle gespießt. Sie stiegen ab und Heilwig führte sie durch Gänge und Treppen hinauf zu einem gigantischen Torbogen, aus dem ohrenbetäubender Lärm drang. 
    Zum ersten Mal betraten sie

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