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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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er abends meistens die Kraft, die Tage zu einem gelungenen Abschluss zu bringen. 
    Als die Dänenlande in drückender Schwüle lagen, die Obstbäume in voller Blüte standen und die Blumen auf den Wiesen um die schönsten Farben wetteiferten, erfolgte der Angriff. 
     
    *** 
     
    Theodulf Schildbrecht stand am Bug seines Schiffes. Hinter ihm verdunkelten die Schatten von beinahe hundert Drachenbooten das Blau der ruhigen See. Er und sein Vater Thorwald, der von allen nur der Schreckliche genannt wurde, hatten sämtliche Stämme von Aegersund bis Aengelholm für ihre Sache gewonnen. Bald schon, dachte er, würden die Dänen fallen und er wäre der Herrscher des Nordens. Der Angriff seines Vaters würde zur gleichen Zeit weiter im Süden stattfinden. Auch wenn der alte Graufuchs listig und noch immer stark war, irgendwann musste er sterben, auf die eine oder andere Art … Und dann würde er, Theodulf, sich zum König der ganzen Dänenlande krönen. Die Rechte umklammerte seine Streitaxt und er sandte ein Stoßgebet an den Kriegsgott Thoron, mit dessen Hilfe er seine Pläne wahr machen wollte. Um die Verteidiger zu narren, hatten sie einige Männer in den Tod schicken müssen, doch war, wie ihre Spione berichteten, die Rechnung aufgegangen. Niemals würde Siebenstreich einen zahlenmäßig so überlegenen Gegner erwarten, da er annehmen musste, sie seien ungeeint und in Zwietracht befangen. Ein böses Grinsen huschte über das zottelbärtige Gesicht des Nordmannprinzen. Wie zwischen Hammer und Amboss würden sie die feindliche Armee aufreiben und am Ende Skaarbrok, seinen zukünftigen Königssitz, einnehmen. Modur, der Priester – in der alten Sprache des Nordens ein Godi –, stand neben ihm. Bei der letzten Sonnenwendfeier hatte er, in den Eingeweiden eines Bullen wühlend, öffentlich den Sieg des anstehenden Feldzuges verkündet. 
    »Was sprechen die Knochen?«, fragte Theodulf ihn, ohne den Blick von der nahenden Küste abzuwenden. 
    »Die Dänenlande werden brennen«, sagte der Priester heiser, »auch habe ich die Feste des Trollkönigs geschliffen und getränkt vom Blut ihrer Herren gesehen.« 
    Modur war kein Betrüger. Auch wenn er zu klug war, den Prinzen, der allzu schnell jede Art von Ungemach mit seiner Axt aus der Welt schaffte, zu verstimmen, sprach er die Wahrheit. Das Lesen von Eingeweiden war Schabernack, wie das Werfen der Runenknochen Kinderei für die leicht zu beeindruckenden Abergläubigen, doch noch nie hatten seine Träume sich nicht bewahrheitet. So würde es auch diesmal sein. 
     
    Der Westen der Dänenlande versank in Rauch und Feuer. 
    Aber es waren nicht die Nordmänner, die Gehöfte, Felder und ganze Waldstücke in Brand gesetzt hatten. Zu spät war die Nachricht über den geteilten Ansturm nach Skaarbrok gelangt. Ohnehin war Kraehs Armee nicht groß genug, beiden Mächten gleichzeitig zu begegnen, daher hatte er eines seiner Regimenter unter der Führung Rhoderiks nach Westen gesandt, wo sie den Nordmännern jede Möglichkeit nehmen sollten, an Nahrung oder auch nur an Feuerholz zu gelangen. Etliche Dörfer wurden eiligst evakuiert. Lange Reihen Fliehender zogen, Hab und Gut zurücklassend, ins Landesinnere. Die großen Städte richteten Flüchtlingslager ein. Was von der Ernte noch zu retten war, wurde schleunigst eingetragen, und weit um die Stadtmauern ließ man Erdwälle aufschichten. Das ganze Land befand sich im Kriegszustand. Und alles, was nicht vorläufig in Sicherheit gebracht werden konnte, wurde in Brand gesteckt. 
    Das Schwanenbanner war ausgerückt, bereit, der Fuchsstandarte des Prinzen, dem offensichtlich noch kein eigenes Wappen zustand, zu begegnen. 
    Obgleich alles von dem rechten Einsatz ihrer gekaperten Schiffe abhing, hatte Sedain es sich nicht nehmen lassen, nun an der Seite seiner Freunde im hohen Gras der Dünen zu liegen und dem Feind beim Anlegen zuzuschauen. Kraeh lächelte bei der Vorstellung daran, wie Heilwig, der gebrechliche Kobold, in sieben Tagen die kleine Flotte an Bord der Sklavenbringer gegen Thorwald den Schrecklichen anführen würde. 
    Gegen ihren Willen bewunderte Lou die schnellen Handgriffe der soeben Gelandeten. Innerhalb weniger Stunden hatten sie ein funktionstüchtiges Lager errichtet. In einem ausgeklügelten Rotationssystem wurden Schiffe ausgeladen, seitlich von der Anlegestelle weggestakt, wodurch sie Platz machten für das nächste herandrängende, das dann seinerseits Ladung und Männer ausspuckte. Kraeh dachte, wie gut

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