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Rabenherz & Elsternseele

Rabenherz & Elsternseele

Titel: Rabenherz & Elsternseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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reizen. Das wäre nicht passiert, wenn du dich vernünftig verhalten hättest.«
    Er war rot im Gesicht und fasste Fredo grob an. Was ja bedeutete, dass er auch ihm die Schuld gab.
    »Ich habe nichts gemacht«, sagte ich.
    Eine Frau neben mir, die mit ihren kleinen Kindern zusammen da war, trat kampfbereit einen Schritt auf von Meutinger zu. »Das ist unverschämt! Auch wenn das Kind den Vogel gereizt hätte, dürfte so etwas nicht passieren. Und ich habe nicht bemerkt, dass sie etwas getan hat. Ich denke, Sie sind dem Mädchen eine Entschädigung schuldig.«
    »Selbstverständlich erhält sie ihr Geld für die Eintrittskarte zurück«, sagte von Meutinger mit verkniffenen Lippen, bevor er sich wieder an mich wandte. »Dennoch muss ich dich bitten zu gehen, damit sich der Vorfall nicht wiederholt. Also lass dir im Laden dein Geld zurückgeben und bleib diesem Hof bis zum Ende der Show fern.«
    Da ich für meinen Geschmack sowohl von ihm als auch von Habichten an diesem Tag genug gesehen hatte, freute ich mich nur darüber, dass ich mein Geld wiederbekommen würde, und widersprach nicht.
    Ich drehte mich um und sah den Jungen aus dem Laden. Er stand mit verschränkten Armen beim Torbogen zum vorderen Hof und musste alles mit angesehen haben. Auch das noch, dachte ich. Der würde sicher in dieselbe Kerbe hauen. Er hatte mich ja vorher schon in Verdacht gehabt, die Vögel zu ärgern.
    Doch als ich bei ihm ankam, sah er nicht so sauer oder spöttisch aus, wie ich erwartet hatte. Eher neugierig.
    »Das war mal interessant«, sagte er, während er mit mir zum Laden hinüberging. »Solange ich hier bin, ist sowas noch nie passiert.«
    »Was für eine Ehre. Es hat sich trotzdem furchtbar angefühlt. Was wollte der blöde Vogel von mir?«
    Er zuckte lässig mit einer Schulter. »Tja. Für ein Beutetier bist du ein bisschen zu groß. Er scheint dich also für einen natürlichen Feind gehalten zu haben. Vögel können sehr mutig sein, wenn es darum geht, Feinde zu verjagen.«
    »Ach, na toll. Und warum hält er ausgerechnet mich für einen Feind? Vorhin hatte ich noch gar nichts gegen ihn.«
    »Das weiß ich auch nicht. Vielleicht hast du ihn vor der Show zu sehr geärgert, und er hat sich an dich erinnert.«
    Wütend blieb ich stehen. »Ich habe ihn überhaupt nicht geärgert. Ich wollte ihn mir bloß ansehen.«
    Der Junge wandte sich mir zu und zuckte die Achseln. »Schon gut. Ist ja auch egal. Komm mit in den Laden. Ich geb dir dein Geld wieder.«
    Der Laden war nicht abgeschlossen, und die Türglocke klingelte, als der Möchtegernvogelschützer mir die Tür aufhielt. »Wer bist du eigentlich? Arbeitest du hier nur, oder bist du mit Herrn von Meutinger verwandt oder was?«, fragte ich.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ist schon seltsam, dass du hier ganz allein rumläufst. Was findest du denn so spannend?« Er ging hinter die Ladentheke und beugte sich über die Kasse.
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    »Jonas. Freunde sagen Strix. Ein Bekannter von meinem Bruder ist Lieferant für den Laden hier und für das Restaurant. Der hat mir für die Ferien diesen Job besorgt.«
    »Und gehört es auch zu deinem Job, auf die Vögel aufzupassen?«
    »Nein. Das ist eine persönliche Sache, die du nicht verstehen würdest.«
    »Ach ja? Dann erzähle ich dir besser auch nicht, warum ich hier bin, denn das würdest du auf keinen Fall verstehen.«
    Ich biss mir auf die Zunge. Warum konnte ich den Mund nicht halten? Ich wollte ihm doch sowieso nicht verraten, warum ich da war.
    »Sagst du mir wenigstens, wie du heißt?«, fragte er.      
    Einen Moment lang zögerte ich und starrte nur auf den Boden. Als ich Strix ansah, hatte er wieder diesen neugierigen Gesichtsausdruck. Außerdem lächelte er ein bisschen. Mir fiel auf, dass er ein ganz hübsches Gesicht hatte, wenn er nicht gerade grimmig guckte. »Pia. Pia Rabea.«
    Zu meiner Überraschung lachte er. »Pia. Klingt beinah wie Pica. Kein Wunder, dass Fredo dich nicht mag. Habichte hassen Elstern.«
    Ich verstand gar nichts. »Was? Wieso Elstern?«
    »Na, Pica pica ist der wissenschaftliche Name für Elster. Aber vergiss es, das war nur ein Scherz. Hier ist dein Geld. Gibst du mir bitte die Eintrittskarte wieder? Das hilft mir nachher beim Abrechnen.«
    Ich reichte ihm die Karte über den Tisch und stellte fest, dass ich mich gern noch eine Weile mit ihm unterhalten hätte.
    Er sah auf mein Handgelenk. »Coole Armbänder. Machst du die selbst?«
    »Kann ich zwar, aber diese sind

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