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Rabenherz & Elsternseele

Rabenherz & Elsternseele

Titel: Rabenherz & Elsternseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Fahrräder hinten im Garten abstellten. Sie flohen allerdings nicht weit, sondern landeten über uns auf der Regenrinne und beäugten uns. Jori blickte angewidert nach oben. »Die sind wirklich überall. Das reinste Ungeziefer.«
    Ich musste über ihre Habichtsmacke lachen, doch sie sah mich verständnislos an. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich finde sie schön.«
    Strix kam die Straße entlang angeschossen, bevor ich die Haustür geöffnet hatte. »Von Meutinger ist gleichzeitig mit mir losgefahren. Er hat mich überholt, und ich glaube nicht, dass er mich verdächtigt, etwas mit euch zu tun zu haben. Aber ich würde das Rad trotzdem lieber hinter dem Haus abstellen, wo es nicht gleich jeder sieht.«
    Kurz darauf saßen wir zusammen in der Küche, und Strix arbeitete in Rekordgeschwindigkeit daran, die letzte Schachtel meiner Lieblingskekse zu verputzen. »Hatte nicht viel zum Mittag«, meinte er entschuldigend und angelte nach dem nächsten Keks. »Hat deine Oma noch mehr von denen?«
    Jori schüttelte sich angeekelt. »Die sind grausam süß. Ich versteh nicht, wie man die mögen kann.«
    Ich lächelte nur geduldig, aber das Lächeln verging mir, als Strix Jori angrinste. »Je süßer, desto besser«, sagte er, woraufhin sie ihr allerniedlichstes Gesicht aufsetzte.
    Meine Miene wurde im Gegensatz dazu sauer. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich im Stuhl zurück. »Also, wie kommen wir nun in den verflixten Turm? Was ist denn mit dieser Frau, die bei der Flugshow geholfen hat – kann man bei der vielleicht etwas erreichen?«
    »Fehlanzeige. Das ist von Meutingers Schwester Hildegard Irgendwer. Sie kommt nur auf die Burg, um bei der Show zu helfen oder die Vögel zu füttern, wenn er nicht da ist. Ich weiß nicht, ob sie in all seine Geheimnisse eingeweiht ist, aber fest steht, dass sie zu den unfreundlichsten Menschen gehört, denen ich je begegnet bin. Freiwillig hilft die uns nicht.«
    Mein Hirn dampfte schon, weil ständig neue Rettungspläne durch seine Windungen rauschten, nur um sich dann doch wieder in Nebel aufzulösen. »Die Polizei und andere Erwachsene scheiden als Unterstützung auch aus«, sagte ich. »Also entweder sorgen wir dafür, dass von Meutinger die Vögel selbst aus dem Turm herausbringt, oder wir schleichen uns hinein und holen sie uns. Wenn er sie selbst herausbringt, müssen wir sie ihm immer noch abnehmen. Stehlen müssen wir also auf jeden Fall.«
    Entrüstet schlug Jori mit der Hand auf den Tisch. »Wie kannst du das Stehlen nennen? Meine Mutter gehört dem Kerl doch nicht!«
    »Pia hat trotzdem recht«, meinte Strix. »Sollten wir erwischt werden, sieht es für alle so aus, als hätten wir die Vögel stehlen wollen. Und erklären können wir die Sache nicht. Außerdem lösen wir das Problem nicht ganz, wenn wir nur Bubo und deine Mutter befreien. Wir wissen zwar bloß von den beiden, aber was ist, wenn von Meutinger noch mehr Vogelmenschen gekidnappt hat?«  
    Das war mir auch schon in den Sinn gekommen, und es hatte meinem Hirn nicht gerade geholfen. Zwei große Raubvögel wegzuschleppen erschien schwierig genug. Ich seufzte und grinste schief. »Es ist alles sonnenklar. Wir müssen nur von Meutinger für zwei, drei Tage weglocken, seine Schwester dazu bringen, dass sie uns allein in den Turm lässt, uns dann da drin verbarrikadieren, die Vögel von ihrem Fesselzauber befreien und abwarten, welche von ihnen sich in Menschen verwandeln, während wir sie davon abhalten, sich gegenseitig zu zerhacken.«    
    Jori schnaubte verächtlich, aber Strix nickte zu meiner Verblüffung. »Okay. Das ist ein Ansatz. Mal überlegen, wie wir das hinkriegen.«
    »Das war ein Witz«, wandte ich ein.
    »Aber der beste Plan, den wir bisher haben«, meinte er achselzuckend. »Jori kann unser Köder sein, um von Meutinger wegzulocken. Ich könnte ihm zum Beispiel stecken, dass sie sich bei mir nach ihm erkundigt hat und mir eine Telefonnummer dagelassen hat, damit ich sie anrufe, wenn er neue Vögel bekommt oder so. Dann gebe ich ihm einen Zettel mit einer falschen Nummer, die ihn dazu bringt, in einer anderen Stadt nach ihr zu suchen. Er wird seiner Schwester Bescheid geben, und wenn sie kommt, um die Vögel zu füttern, lenke ich sie ab. Währenddessen schleicht sich eine von euch in den Turm und versteckt sich dort unter einem Bett oder so, bis Hildegard wieder weg ist. Und dann …«
    »Das mache ich«, fiel Jori ihm ins Wort. »Pia vermasselt das bloß wieder. Die erkennt meine Mutter

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