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Rabenherz & Elsternseele

Rabenherz & Elsternseele

Titel: Rabenherz & Elsternseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Augen, die mich zu nervös machten. Unwillkürlich ruckte ich ein bisschen mit dem Kopf.
    Er lachte. »Von dir auch. Immerhin bist du der erste Vogelmensch, der mich nicht angiftet, nachdem er sich zurückverwandelt hat. Willst du dich anziehen? Dann gehe ich schon mal raus und helfe deiner Mutter und deiner Freundin Jori dabei, ihre Mutter zu suchen. Jori hatte schon einen Heulkrampf, weil sie wieder verschwunden ist. Bis deine Oma kam und sagte, sie hätten auf dem Weg hierher einen Habicht mit einer auffälligen Fußfessel gesehen.«
    Ich nickte. »Von Meutinger hat mich erwischt, als sie entkommen ist.«
    »Als du sie befreit hast, meinst du. Oder?«
    »Na ja, eigentlich hatte ich nur vor, den Mistkerl mit meinem Klingelstreich nach unten zu locken, damit … Ich erzähle es dir später. Weißt du schon, was mit von Meutinger geschehen soll?«
    »Deine Oma und Herr Kondor-García hecken gerade einen Plan aus.«
    »Wie kommt es, dass Bubo so gut Spanisch spricht?«
    »Hatte ich nicht erzählt, dass sein Großvater Argentinier war? Deshalb ist sein Vater nach Argentinien gegangen, nachdem er sich von seiner Mutter getrennt hatte. Es ist kein Zufall, dass der Kondormann hier ist. Er ist offenbar ein alter Bekannter von Bubos Opa, der ihm kurz vor seinem Tod einen Brief geschrieben hatte. Daraufhin ist er aus Argentinien hergereist, um Bubo kennenzulernen, ist aber erst angekommen, als von Meutinger ihn schon gekidnappt hatte. Und bei seinen Nachforschungen hat Herr García sich dann auch von dem miesen Vogelfänger überrumpeln lassen.«
    Als Strix gegangen war, schlüpfte ich schnell in meine eigenen Sachen und begab mich in das obere Stockwerk, wo von Meutinger zusammengekrümmt in dem übergroßen ehemaligen Käfig des Kondors kauerte und seine verletzte Hand umfasst hielt.
    Zu meinem Schreck unterbrach der Kondormann das Gespräch mit Oma und kam auf mich zugestürzt, sobald er mich sah. Ich duckte mich ein wenig und wich einen Schritt zurück, doch er ergriff nur mit seinen beiden Händen meine Hand und schüttelte sie dankbar. Was er sagte, verstand ich nicht, aber das war auch nicht nötig.
    »Gut gemacht, Pia-Schatz«, sagte Oma.
    »Ja«, meinte Bubo, »auch wenn du als Elster echt schwer von Begriff bist. Hol Hilfe , haha! Ich hätte dir am liebsten den Hals umgedreht.«
    Das war der Gipfel an Unverschämtheit. So ein eingebildeter Waldkauz! Ich lächelte ihn süß an. »Du hast recht. Nächstes Mal verlassen wir uns lieber darauf, dass dir selbst ein toller Plan zu deiner Rettung einfällt, du Nachteule. Sicher ist dein Uhuverstand in der Lage, jedes Problem zu lösen. Zumindest nachts und wenn es keine Mäuse zu fangen gibt.«
    Oma hob beschwichtigend die Hände. »Kinder! Setzt nicht fort, was wir Vogelmenschen seit jeher falsch machen. Es gibt nur wenige von uns. Hätten wir uns verbündet, wir Elstern, Adler, Eulen, Kondore und anderen, hätten wir es über all die Jahrhunderte leichter gehabt. Stattdessen gab es immer Zank zwischen den Arten. Und am Ende mussten die meisten von uns ganz allein zurechtkommen.«
    Das klang ja sehr schön friedenstiftend, aber wer zum Teufel wollte sich schon mit einem Habicht verbünden? Und Uhus waren offensichtlich auch nicht viel besser.
    »Na gut, ich entschuldige mich«, sagte Bubo und hielt mir die Hand hin. Er tat es auf so eine überhebliche Art, dass ich wusste, er tat es nur, um Oma zu gefallen. Aber da auch ich sie nicht ärgern wollte, schlug ich ein.
    Oma und Bubo hatten inzwischen herausgefunden, wie der Kondormann, der eigentlich García hieß, von Meutinger in die Falle gegangen war. Nun besprachen sie, was sie unternehmen konnten, um von Meutinger für die Zukunft unschädlich zu machen. Es ging dabei um das Artenschutzgesetz, die illegale Entnahme freilebender Vögel aus der Natur und den unerlaubten Kondor-Import. Sie machten von Meutinger klar, wie leicht sie ihm ein strafbares Vergehen anhängen konnten. Für mich war die Hauptsache, dass keine von den magischen alten Fußfesseln und Hauben bei ihm zurückblieb. Und dafür hatte ich schon ganz gut gesorgt.
    Da ich mich bei der Unterhaltung zwischen den dreien überflüssig fühlte und keine Lust hatte, länger in von Meutingers Turm zu bleiben als unbedingt nötig, ging ich hinaus. Ich hoffte, Strix zu entdecken und mit ihm gemeinsam bei der Suche nach Joris Mutter zu helfen.    
    Auf dem Burggelände war es ruhig und weniger dunkel, als ich erwartet hatte. Die Nacht war wolkenlos, und der

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