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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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»Die Posten fünf Tagesreisen südlich haben gesagt, ihr würdet früher kommen. Was hat euch aufgehalten?«
    »Zum Glück nur das Wetter«, sagte der alte Gesandte mit einem milden Lächeln. »Wir mussten früh am Abend rasten und konnten erst spät am Morgen aufbrechen, weil die Sonne sich geziert hat.«
    Noch mehr Lichter stiegen aus der Dunkelheit, kleine Flammen in der Weite der Nacht. Im Näherkommen erkannte Baltibb mächtige Wälle aus Steinbrocken, Schutt, umgestürzten Türmen und Holzpflöcken. Ein kleines Tor wurde ihnen geöffnet.
    Der Krieger mit der Fackel blieb stehen und schob sich feierlich die durchnässte Kapuze aus der Stirn. »Willkommen in Albathuris.«
     
    Baltibb wusste nicht genau, was sie von der Rebellenstadt erwartet hatte. Vielleicht ein paar dunkle Höhlen und Räuberverstecke. Erst als sie durch das Tor trat und die hoch aufragenden Türme mit den Brücken erblickte, wurde ihr klar, dass das nicht ihren Vorstellungen entsprach.
    »Für die, die zum ersten Mal hier sind«, erklärte ihr Führer, »werden wir morgen eine kleine Führung machen. In den Häusern dort leben Familien, aber die meisten von uns wohnen in den beiden Türmen hier.«
    Baltibbs Blick schwenkte von den Steinhütten zu den Türmen, die aus vielen Fensternischen leuchteten. Obwohl es zweifellos Ruinen waren, wirkten sie erstaunlich gut erhalten. Wo der kalkige Stein eingestürzt war, hatte man Stützpfeiler und Holzwände eingebaut.
    »Das hier ist der Übungsplatz«, fuhr der Krieger fort und wies zu einer weiten Holzumzäunung. »Die Männer... das heißt, wer will, erlernt Schwertkampf, Bogenschießen und alles Weitere, was einem das Leben retten kann. Und das hier ist unser Heiligtum. Die Bücherei.«
    Sie verlangsamten ihren Schritt, als sie an einem dritten Turm vorbeikamen, neben dem ein rundes Wachhaus stand. Die beiden Krieger darin nickten ihnen zu.
    »Hier ist unser Versammlungshaus.« Sie erreichten eine riesige Ruine, die an einer Seite vollständig zerfallen war. Ein paar dürre Fichten wuchsen auf dem Schutt. Die bogenförmige Eingangstür wurde geöffnet, als sie näher kamen, und Gestalten in wild zusammengewürfelter Kriegskleidung erschienen.
    »Seid willkommen!« Ein Mann trat vor und umarmte einen nach dem anderen. Das Schwert an seinem Gürtel glänzte silbern wie sein Haar. »Mein Name ist Beron, ich habe das Kommando über die Kampfausbildung. Seid willkommen, Herr.« Vor dem alten Gesandten verneigte er sich. Sethur und Kasamé nickte er zu - offenbar kannten sie sich. »Kommt herein. Unsere Späher haben eure Ankunft schon gemeldet, das Essen steht bereit.«
    »Es freut mich, dass eure Sicherheitskräfte und eure Küche so gut aufeinander abgestimmt sind«, kicherte der alte Gesandte. Die versammelten Menschen nahmen sich der Tiere an und luden die Kisten und Taschen ab, um sie eine breite Steintreppe emporzutragen. Baltibb und die Gruppe folgten, während die Pferde in Ställe geführt wurden.
    Die Treppe mündete in eine Steinhalle, in der ein riesiges Kaminfeuer prasselte. Eine hufeisenförmige Tafel stand davor, um die sich eine wilde Sammlung unterschiedlichster Stühle aus Holz, Fellen, Polstern und Leder drängte. In der Mitte saß auf einem hölzernen Thron ein alter Mann.
    Sein Kopf war kahl, dafür zierte ein grauer Spitzbart sein Gesicht. Baltibb erschrak, als sie erkannte, dass er keine Augen hatte: Da waren nur zwei rote, narbige Höhlen. Anders als die Krieger trug er die schwarzen Roben eines Gelehrten. Links und rechts von ihm saßen ein Dutzend Männer und Frauen in ähnlicher Kleidung. Als sie sich von ihren Sitzen erhoben, stützte sich auch der Blinde hoch und breitete die Arme aus.
    Der alte Gesandte verneigte sich. Alle Übrigen taten es ihm gleich, auch Baltibb, obwohl sie keinen rechten Sinn darin sah, sich vor einem Blinden zu verbeugen.
    »Nethustra, Führer von Albathuris! Es ist mir eine Ehre, Euch endlich zu begegnen. Von allen Männern, die unter der Sonne wandeln, gibt es keinen, dessen Kameradschaft ich so ersehne wie Eure.« Der Gesandte schien ehrlich ergriffen und hielt sich am Arm seines jungen Gehilfen fest. »Wie man Euch gewiss angekündigt hat, ist mein Name Peramon, Abgeordneter der Freien Volksregierung Ghoroma. Ich bin den weiten Weg gereist, um Euch und Albathuris den Segen meines Landes zu bringen und über die gemeinsame Zukunft von Ghoroma, Albathuris und Wynter zu sprechen. Als Zeichen der Verbundenheit schenkt Ghoroma Albathuris

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