Rabenmond - Der magische Bund
fünfundzwanzig Kisten Schießpulver und zehn Kisten Literatur. Zudem befinden sich zwanzig tapfere Offiziere unserer Armee in meiner Begleitung, die Euren Kriegern alles beibringen werden, was ihnen im Kampf von Nutzen ist.« Peramon ging die Luft aus.
Der Blinde hielt noch immer die Arme erhoben. Ein Lächeln kräuselte seinen schmalen Mund. »Mein lieber Peramon, wie kann ich meinen Dank in Worte fassen? Albathuris würde nicht existieren ohne die Großzügigkeit der freien Menschenreiche und den selbstlosen Mut ihrer Vertreter. Bitte, setzt Euch. Speist mit uns, ruht nach Eurer langen, gefahrvollen Reise. Ihr seid bei Freunden angekommen.«
Alle klatschten. Ein tiefes Gefühl der Geborgenheit ergriff Baltibb, das nicht nur an der Wärme und dem köstlichen Essensduft lag. Die Stimme des Rebellenführers hatte etwas so Gütiges an sich, dass man gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben.
Sie folgte Kasamé an die Tafel und nahm neben ihr Platz. Spürten die Rebellen nicht, dass sich ein Eindringling in ihrer Runde befand? Zum Glück trug sie nicht mehr ihren Kittel mit dem Wappen Wynters - den hatte Kasamé im Wald vergraben.
Die Krieger Albathuris’ brachten große Platten mit dunklem Brot, Ochsenfleisch, gekochtem Gemüse und Dörrobst herein. Dazu gab es verdünnten Wein und Ziegenmilch in dicken Tonkrügen.
»Verzeiht die Bescheidenheit unseres Mahls«, seufzte Nethustra, der das Essen entweder am Geruch erkannt hatte oder sehr gut über die Nahrungsvorräte seiner Stadt Bescheid wusste. »Wir sind und bleiben ein Flüchtlingslager, doch was uns an irdischem Wohlstand fehlt, versuchen Geist und Herz wettzumachen.«
Peramon, dem man direkt neben Nethustra Platz gemacht hatte, lächelte. »Und ist es nicht dieser Reichtum, der als Einziger von echtem Wert und Dauer ist?«
Darauf wurde angestoßen. Unauffällig führte ein Junge neben Nethustra die Hand des Alten zum Krug. Dann begann das Mahl.
Als Baltibb merkte, dass niemand sie beachtete, griff sie sich hastig ein paar Fleischstücke, eine Brotkante und Gemüse. Nachdem sie in den vergangenen Tagen kaum etwas zu sich genommen hatte, war das hier ein Festmahl. Sie konnte sich vorstellen, wie es den anderen Rebellen ging, die seit ihrem Aufbruch aus Modos und Ghoroma wahrscheinlich nichts anderes als Trockenbrot und Dörrfleisch gehabt hatten.
Peramon erzählte von ihrer langen Reise, angefangen vom Wetter, den Landschaften, Tieren und Pflanzen, dann den Dörfern der Menschen, den verlassenen Schlachtfeldern in Kossum und den großen Bränden, die die Drachen gelegt hatten.
»Wir wollten in Kossums Hauptstadt Ailyon haltmachen, unsere Vorräte auffüllen und Nachrichten mit unseren Verbündeten dort austauschen. Es war unmöglich. Die Stadt wird seit dem erfolgreichen Aufstand vom Heer der Drachen belagert. Darauden kreisen Tag und Nacht über den Dächern Ailyons. Es gibt keinen Weg hinein oder hinaus.«
Nethustra setzte behutsam seinen Kelch ab. »Was ist mit dem Rest von Kossum, der Nordstadt Lorgon und den Siedlungen im Westen? Ich hörte, die Revolution hätte sich auch dort ausgebreitet, sodass die Heere der Drachen sich aufgeteilt haben und besiegbar geworden sind?«
Peramon nickte und beeilte sich zu sagen: »Ja, das ist wahr. Einige Dörfer wurden ganz von den Drachen ausgelöscht, dafür hatten die größeren Städte wie Ailyon Zeit, sich zu rüsten und die Truppen der Drachen zu schlagen. Aber nun haben die Drachen ihre Taktik geändert. Sie sind aus dem Hochland Kossums abgezogen und an die Grenze zwischen Kossum und Modos marschiert, um unsere Unterstützung abzuschneiden.«
»Aber die Geschwisterstaaten haben einen großen Sieg errungen«, erinnerte Nethustra ihn, »indem sie die Kontrolle über die Handelswege erlangt haben. Seitdem ist Wynter so gut wie getrennt vom Rest der Welt. Whalentida wird bald keinen Handel mehr mit den Drachen treiben, weil die Transportkosten zu hoch werden. Dann ist Wynter ruiniert.«
»Davor muss die letzte Stadt Kossums fallen: Iwyndell. Dort herrscht noch das Drachentum und der Handel fließt weiter«, erwiderte Peramon. »Aber so viel ist gewiss: Wenn die Menschen von Kossum - und Wynter - sich nicht gemeinsam gegen die Drachen erheben, können wir den Krieg nicht gewinnen.«
Nethustra nickte ernst. Im Flackern des Kaminfeuers sah es fast aus, als hätte er die Augen bloß in Andacht geschlossen. »Wir tun unser Bestes, die Gedanken der Menschen zu befreien. Unsere Anhänger riskieren ihr Leben,
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