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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Blick zuwarf... Und da, tief in den Schatten zweier Mauern, ein beleuchteter Eingang. Mion kniff die Augen zusammen. LICHTHAUS las sie von einem Holzschild ab, das über der Tür hing. Das musste es sein. Besonders einladend wirkte es aber nicht.
    Sie trat in den schmalen Eingang und schob die Tür auf. Feuchte Wärme, Gelächter und die Melodie einer Flöte empfingen sie. Die einzigen Quellen von Helligkeit waren ein Kamin, in dem ein rotes Feuerchen hüpfte, und ein paar Talgkerzen in Wandnischen. Rechts waren Fässer zusammengestellt worden, auf denen breite Holzbretter lagen - das war die Theke. Links standen ein paar ungleiche Stühle und Tische.
    Mion zuckte zusammen, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Die Schänke sah nicht so aus, wie sie sich ein Gasthaus in Wynter vorgestellt hatte. Sie sah eher aus wie ein Loch für Säufer und Dirnen, wie man es in den Ruinen fand. Wo hatte dieser dumme Wagenjunge sie bloß hingeschickt... Aber einfach auf dem Absatz umkehren wollte sie nicht. Es gab keinen Grund mehr, die feine Dame zu spielen - an Orten wie diesem war sie schließlich aufgewachsen. Und wenigstens war es hier warm.
    Selbstsicher ging sie zur Theke und legte die Hände auf die Bretter. Männer, die an den Tischen saßen und würfelten, folgten ihr mit dunklen Blicken.
    Hinter der Theke stand ein Junge und putzte Messer. Er war bestimmt nicht älter als Mion, doch er stand auf einer Kiste, um größer zu sein, und hatte sich die Mütze tief ins kindliche Gesicht gezogen. Aufmerksam betrachtete er Mion, ohne sie zu grüßen.
    »Ich such jemanden, der mir was abkaufen kann.«
    Der Junge musterte sie schweigend. Irgendwo im Dämmerlicht der Schänke begann eine weibliche Stimme, die Flötenmusik mit Gesang zu begleiten. Helles Kichern und Männerrufe mischten sich.
    »Kennst du einen Hehler?«, fragte Mion ungeduldig.
    »Wäre die Dame vielleicht so gnädig, ihre Frage zu wiederholen, vielleicht können wir sie beantworten?«, sagte plötzlich jemand hinter ihr. Sie fuhr herum. Zwei Männer waren aufgetaucht. Der eine war klein und hager und hatte ein unstetes Gesicht mit fiebrigen Augen, der andere war kräftiger und bestand ganz und gar aus schwarzem Bart und wildem Haar.
    »Ist das eine von euren?«, fragte der Junge hinter dem Tresen jetzt. Die Augen des Hageren huschten kurz zum Jungen hinüber, dann wandte er sich mit schmeichelnder Stimme an Mion: »Gibt es ein Problem, meine Dame?«
    »Nein. Ich suche nur jemanden, dem ich was verkaufen kann.«
    Die beiden Männer tauschten Blicke. »Ihr meint...?« Mion strömte alles Blut aus dem Gesicht, als sie begriff. »Mein Schmuck! Ich will bloß den Schmuck verkaufen.«
    Der Hagere starrte sie eine Sekunde zu lange an. Mion spürte, dass es ein Fehler gewesen war, sich ansprechen zu lassen. Hätte sie doch ihre schäbigen Kleider getragen, wäre sie doch in den Ruinen! So war sie ganz fehl am Platz und damit auch verletzlich.
    »Euren Schmuck wollt Ihr also verkaufen, soso«, erwiderte der Bärtige und klang scheußlich amüsiert. »Wir fragen uns, was eine so reizende Dame wohl dazu treibt, ihren Schmuck zu verkaufen? Er gefällt Euch doch, wo er Euch so gut steht?«
    »Was soll das«, stammelte Mion dumpf. »Lasst mich in Ruhe.«
    Der Hagere öffnete den Mund, doch ehe er ein Wort sagen konnte, war Mion an den beiden vorbeigeschlüpft und lief auf die Tür zu. Sie stieß sie auf und floh klopfenden Herzens ins Licht der Straßen zurück.
    Sie war kaum zwei Schritte durch den Schnee gestapft, da hörte sie das Scheppern der Tür hinter sich. Schreckensbleich blickte sie über die Schulter zurück: Die beiden Männer folgten ihr.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, rannte sie los. Wo ging es zum Markt zurück? Vorhin war sie von rechts gekommen, aber nein, da war die Sackgasse. Jetzt rannte sie blindlings in eine neue Abzweigung, bog nach links ab, landete in einem winzigen, dampferfüllten Gässchen. Aus Fensterluken am Straßenrand drang Rauch und Geschirrklappern. Das Gässchen machte einen Bogen. Sie rutschte auf dem glatten Pflasterstein, hielt sich an den Hausmauern fest, keuchte - und landete genau da, wo das Gässchen angefangen hatte. Es war ein Rundweg. Zwei Hände packten sie von hinten und drückten sie gegen die Wand.
    Ihr Aufschrei ging ungehört im Dampf verloren.
    »Die Dame verhält sich nicht sehr fein«, keuchte der Hagere und grinste. Sein Atem schlug Mion säuerlich ins Gesicht. »Ich würde fast sagen, das ist gar keine Dame, was

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