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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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rätselhafte Ding. Ob es ein Schrein für »Götter« war, die die Menschen in dunklen Vorzeiten verehrt hatten? Er ließ die Finger darübergleiten und berührte die weißen Zähne. Sie ließen sich hinunterdrücken. Im nächsten Augenblick fuhr Lyrian erschrocken zusammen; ein greller, noch nie gehörter Laut erfüllte die Halle. Baltibb schnappte nach Luft.
    Er wandte sich mit einem Strahlen zu ihr um. »Ein Musikinstrument!«
    »Damals gab es so was schon?« Sie schien nicht gerade begeistert. Beunruhigt spähte sie in die Höhe, ob der Ton die Trümmer zu erschüttern vermochte.
    »Sieht so aus.« Er drückte eine andere Taste und zu seinem Entzücken erklang ein neuer Ton. Er fuhr fort, Tasten zu drücken, bis ihm aufging, dass die Töne zu einer Richtung hin höher, zur anderen tiefer wurden. Welch ein Klang aus dem schwarzen Schrank kam! Kräftiger als jede Flöte, ergreifender als alle Zupfinstrumente, aber weicher, vielschichtiger als Trommeln.
    »Baltibb, das ist unglaublich! Hör mal.«
    Sie nickte bang, denn sie lauschte schon die ganze Zeit mit wachsender Unruhe. Lyrian klimperte auf ein paar Tasten und eine kleine Melodie entstand. »Das ist Musik! Klingt das nicht wunderschön?«
    »Hmhm...«
    »Wahrscheinlich hat seit Jahrhunderten niemand mehr diesen Klang gehört. Wir beide sind die Einzigen -«
    Licht fiel auf Lyrian herab, doch es kam nicht von der Fackel. Überrascht wandte er sich um.
    Auf der Treppe standen Krieger.

Dunkle Begegnungen
    A n einer Straßenecke kam Mion zum Stehen und lehnte sich keuchend gegen die Hausmauer. Beruhige dich, befahl sie sich selbst. Aber das war nicht so einfach. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander wie Schneeflocken und ließen sich nicht greifen.
    Jagu führte etwas Dunkles im Schilde, sie hatte es die ganze Zeit geahnt - keiner gab seine Hilfe umsonst. Natürlich hatte er ihr nur das Leben gerettet, um es anderswie zu verspielen. Nun, sie war ihm nichts schuldig. Sollte er doch weiter Faunia benutzen, die ja offensichtlich nichts dagegen hatte.
    Schließlich stieß sie sich von der Mauer ab und sah sich in der verschneiten Straße um. Was nun? Am besten suchte sie sich erst einmal einen warmen Unterschlupf. Dann konnte sie weitersehen und den Schmuck verkaufen, den sie immer noch trug. Sie brauchte Geld.
    Fröstelnd schlang sie die Arme um sich. Das Viertel der Gilden hatte sie bereits verlassen, doch die Häuser waren auch hier ordentlich und es gab sogar Straßenlaternen. Ziellos schlich sie durch die Alleen. Leute, die ihr entgegenkamen, warfen ihr verwunderte Blicke zu. Ein Herr in einem pelzbesetzten Umhang fragte, ob sie Hilfe bräuchte, doch als sie sich erkundigte, ob es in der Nähe eine Schänke gab, wandte er sich entrüstet ab. Ein Junge, der einen Wagen zog, rutschte im Schnee aus, als er Mion sah.
    »Weißt du, wo eine Schänke ist?«, fragte sie missmutig.
    Der Junge schenkte ihr ein Lächeln voller Zahnlücken.
    »Einfach geradeaus und beim Marktplatz in die erste Gasse rechts, da findest du, was du suchst.«
    Mion ging in die Richtung. Bald kam sie zu einem großen Marktplatz, auf dem sich wackelige Stände zusammendrängten. Bauern, die das Land jenseits der Ruinen bebauten, aber auch Heiler und Stoffhändler aus Wynter boten ihre Waren feil. Mägde mit Körben und feine Damen und Herren in Umhängen kamen Mion entgegen. Auch Kinder und Hunde liefen zwischen den Ständen herum, und Mion wunderte sich, dass sie beinahe so verwahrlost aussahen wie in den Ruinen. Sie hatte gedacht, in Wynter gäbe es keine Armut.
    Sie suchte sich einen Weg über den Markt und bog in die erste Gasse rechts ein, wie der Junge gesagt hatte. Hier war es dunkel und eng. Ein Mann in schlechten Kleidern trottete auf sie zu, der große Bündel Reisig auf dem Rücken trug. Ein Holzfäller aus den Ruinen. Hier mochte auch ihr Vater entlanggelaufen sein... Mion sah in die andere Richtung und biss die Zähne zusammen. Hätte ihr Vater sie doch einmal mitgenommen. Dann hätte sie Wynter kennengelernt und wäre jetzt nicht so verloren. Wieso hatte er ihr nie etwas beigebracht? Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie schüttelte energisch den Kopf und schluckte sie hinunter. Es war nun wirklich nicht der rechte Augenblick, um an traurigen Erinnerungen zu hängen.
    Wo war denn nun die Schänke? Die Gasse endete vor einer Steinmauer, Mion drehte sich unschlüssig um und ging zurück. Hauseingänge, verschlossene Türen, eine Magd, die ihr aus dem Fenster einen schnippischen

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