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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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das Richtige getan. Auch wenn unabsichtlich.«
    Verwirrt sah sie auf. »Ich schwebe in Lebensgefahr! Daran kann ich nichts Richtiges finden. Und auch nichts Amüsantes, Jagu!«
    Er lächelte zufrieden. »Ich habe mich nicht geirrt.«
    Sie fühlte, wie ihr ein Kloß in den Hals stieg. Natürlich, Jagu verschwieg ihr noch irgendetwas. Wie sollte es auch anders sein? Ehrlichsein bedeutete bei ihm ein rätselhaftes Lächeln, allenfalls ein Schulterzucken.
    »Du wusstest also wirklich nicht, wer er ist, als er dich fragte«, stellte er fest.
    »Hin und wieder bin ich nicht am Lügen, stell dir vor.«
    »Er ist der Prinz«, sagte er vergnügt, »der einzige Sohn des Kaiserpaars, Thronfolger und künftiger Kaiser von Wynter.«
    Sie starrte Jagu an. In diesem Moment war ihr Kopf wie leer gefegt. Was fühlt man, wenn man erfährt, den Prinz höchstpersönlich umgebracht zu haben? Nichts, stellte Mion fest. Außer Ungläubigkeit.
    »Es ist fast zu einfach. Damals, als ich erfuhr, dass der Prinz erschossen worden war und seine Angreifer nicht bestraft hatte, wurde ich neugierig. Wie kann ein Drache so nachlässig sein? Als ich dich im Kerker sah, wurde es mir klar.« Er beugte sich vor. »Er hat dich verschont, weil es eine Schande wäre, ein so hübsches Mädchen an den Tod zu verlieren. Das ist der einzige plausible Grund. Und seit heute Nacht haben wir Gewissheit. Er hat dich erkannt und ein zweites Mal laufen lassen. Es ist, wie ich gehofft habe: Du gefällst ihm.«
    Mion rang um Fassung. Eine Erkenntnis schwappte nach der anderen über sie hinweg wie heiße und kalte Fluten. Schließlich erhob sie sich langsam aus ihrem Sessel, holte ruhig aus und schlug Jagu ins Gesicht.
    Mit einem dumpfen Laut fiel er in den Sessel zurück.
    »Du elender, selbstsüchtiger, rücksichtsloser -!« Sie packte ihre Teetasse und schüttete den Inhalt über ihn. Schade, dass er nicht mehr heiß war. »Der Prinz ist der Drache, auf den du es abgesehen hast! Du hast mich heute Abend mitgenommen, damit er mich sieht! Es war ein Test! Er hätte mich töten können!«
    Er wehrte ihre Fäuste ab und versuchte, sie an den Gelenken festzuhalten. Aber er irrte sich, wenn er dachte, der Kampf gegen Faunia hätte sie erschöpft. Verbissen schlug sie auf ihn ein, während er sich mehr schlecht als recht verteidigte. Als sie ihm die Hand ins Gesicht drückte, stieß er ein wütendes Knurren aus und schaffte es endlich, ihre Arme festzuhalten.
    »Ich hasse dich!«, schrie sie.
    Obwohl ihm Tee aus den Haaren troff und sein Auge von ihrem Schlag rot war, brachte er ein Lachen zustande. »Aber er hat dir nichts getan! Wenn er deinen Tod wollte, hätte er dich schon damals im Wald umgebracht!«
    Nun schrien beide durcheinander. »Du wolltest testen, ob er mich ein zweites Mal laufen lässt! Hätte er mich heute Nacht zerfleischt, hättest du bloß die Schultern gezuckt und dir eine andere gesucht, du niederträchtiger -!«
    »Das ist nicht wahr, eine Gelegenheit wie mit dir bietet sich kein zweites Mal. Ich hätte dich nicht zum Fest mitgenommen, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass er dir nichts tut!«
    »Ach ja?! Und deshalb warst du so nervös wie ein Schwein vor der Schlachtbank, du - du verdammtes Schwein!«
    Seufzend ließ er sie los und lehnte sich zurück. »Bist du fertig?«
    »Nein!« Sie hob die Fäuste und Jagu zuckte kaum merklich zusammen. Aber sie griff ihn nicht wieder an. Nichts war ihr jetzt mehr zuwider, als ihn anzufassen. »Für dich ist alles ganz leicht. Ich bin eine niederträchtige Ritusspielerin, ach, und der Prinz der Drachen hat mich verschont, ist das nicht amüsant? Zum Schreien komisch! Mal sehen, ob er noch einmal so töricht ist! Wenn nicht, geht auch bloß ein Ruinenmädchen drauf!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mion -«
    »Ich verachte dich.« Sie drehte sich um, damit er nicht sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Verflucht, dabei war sie nicht traurig! Nein, ihr wurde nur wieder bewusst, dass sie alleine war. Jagu scherte sich so wenig um sie wie um Faunia oder sonst einen Menschen. Aber nicht einmal das war der Grund für ihre Tränen. Es war, weil sie ihn am liebsten verflucht und für immer verlassen hätte, aber es gab niemanden, zu dem sie sonst gehen konnte. Zurück in die Ruinen, zu ihrem alten Leben? Das war unmöglich. Jagu wusste das. Sie war von ihm abhängig und erstickte fast an ihrer Hilflosigkeit.
    »Ich riskiere ebenso meinen Kragen wie du«, sagte er hinter ihr. »Was meinst du, was mit mir

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