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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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passieren. Ich kann verschwinden und wieder auftauchen. Manchmal sehe ich anders aus – ich kann mich in Amandis verwandeln, wenn ich will.“
    „ Wirklich? Wenn ich mich in Amandis verwandeln könnte, würde ich es andauernd tun. Sie ist die schönste Frau der Welt!“
    „ Ja, das ist sie. Aber es macht keinen Spaß, so auszusehen wie sie. Ich weiß das.“
    „ Warum macht es keinen Spaß?“
    „ Schwer zu sagen. Die Leute sind so verblendet. Ich glaube nicht mal, dass es ihr selbst Spaß macht. Danke für den Spiegel!“
    Nun begann der unangenehmere Teil des Morgens. Sie musste sich nach Romer durchfragen, ob es ihr Spaß machte oder nicht. Denn schon am nächsten Tag war die Hochzeit und im Morgengrauen würde Gaiuper das Buch haben wollen. Wenn sie wenigstens sagen könnte: ‚Ich weiß, wer es hat und wo diese Person ist!’ Damit könnte sie sich vielleicht noch herausreden. Doch der Weg zu diesem Wissen war steinig. Ein merkwürdiges Lächeln nach dem anderen musste sie ertragen, als sie jeden Mann, der eine Uniform trug, nach dem Verbleib von Romer Antagas befragte. Zwar kannte sie dank Amandis seinen Nachnamen, doch das hieß nicht, dass die Männer in Uniform das auch taten. Trotzdem glaubten sie über alles Mögliche Bescheid zu wissen.
    „ Der ist bestimmt weit weg!“, erklärte schon wieder einer. „ Das passiert öfter, als man denkt.“
    „ Nimm doch mich stattdessen, Schätzchen“, meinte ein anderer.
    „ Wie sah er denn aus?“, wollte ein bärtiger Kerl mit schiefer Mütze und Warze auf der Nase wissen.
    „ Besser als du. Kennt ihn denn niemand? Er hat hier gedient!“
    „ Als was?“
    „ Er war im Auftrag des Königs unterwegs. Zusammen mit Anbar.“
    „ Antur?“
    „ Was weiß ich?“, fragte Elsa ungeduldig. „Gibt es denn mehrere Anbars?“
    Der mit der schiefen Mütze schüttelte den Kopf.
    „ Ne, gibt nur einen, der unserem König vorschreibt, was er zu tun und zu lassen hat.“
    „ Gut, der wird es dann wohl sein. Mit dem hatte er zu tun.“
    „ Na dann“, sagte der Erste, „fragst du am besten ganz oben nach. Einfach da drüben reingehen, zwei Treppen hoch und in das Büro mit dem großen Wappen an der Tür. Klopf vorher an. Viel Glück, Kleine, vielleicht hat dein Romer ja doch ein Herz.“
    „ Danke“, sagte Elsa und folgte dem angewiesenen Weg. Sie war nicht so bekannt hier, wie sie befürchtet hatte. Diese Männer hatten sie jedenfalls für keine gefährliche Hexe gehalten, was sich als praktisch erwiesen hatte. Als sie in das Büro kam, saß dort ein älterer Mann in aufrechter Haltung und tadelloser Uniform, damit beschäftigt, einen Haken nach dem anderen hinter Namen in einer Liste zu setzen. Als sie ihn nach Romer Antagas fragte, nickte er.
    „ Der war vor ein paar Jahren hier, richtig. Er war lange Zeit im Ausland.“
    „ Ist er da immer noch?“
    Der Mann lächelte freundlich.
    „ Nein, zufälligerweise hat er sich erst vor einer Stunde bei mir zurückgemeldet. Ich habe ihn für die persönliche Überwachung der Königsfamilie eingeteilt. Aber darf ich fragen, warum er gesucht wird? Ausgerechnet von dem Raben, vor dem ich die Königsfamilie zu schützen versuche?“
    So, er wusste also, wer sie war. Aber trotzdem war er sehr freundlich.
    „ Das werden Sie mir nicht glauben“, erwiderte sie. „Er hat sich ein Buch von mir geliehen, das ich noch nicht fertig gelesen hatte. Ich möchte es wiederhaben.“
    „ Nun, allzu viel Gepäck hatte er nicht bei sich, als er hier ankam.“
    „ Wo finde ich ihn?“
    „ In seinem Quartier. Aber da geht man als vornehme Dame natürlich nicht hin.“
    „ Ich bin nicht vornehm.“
    „ Ich lasse ihn einfach rufen“, schlug er vor. „Schließlich bin ich sein Vorgesetzter.“
    „ Oh, das ist nett.“
    „ Wenn Sie bitte im nächsten Raum warten möchten? Es ist ein großer Waffensaal mit ein paar ausgedienten Thronsesseln. Ich schicke ihn dann dorthin.“
    Elsa nickte dankbar, dann huschte sie aus dem Raum. Freundlichkeit machte sie immer kleinlaut, geradezu schüchtern. Der Waffensaal war ein fünfeckiger Raum, an dessen Wänden die unterschiedlichsten Stühle und Polstersessel aufgereiht waren. Darüber hingen Schwerter, Säbel, Speere und Waffen, die Elsa eher für Ackergerät gehalten hätte. Etwas wie eine Mistgabel bereitete ihr Unbehagen. Was hatten die Soldaten ihrerzeit bloß damit angestellt? Hoffentlich war die Mistgabel nicht allzu oft zum Einsatz gekommen. Dann gab es da noch Flaggen und Teppiche und

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