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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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mit der Hand und das Schnippen schwirrte sehr laut in Elsas Ohren. Fast gleichzeitig machte sich ein plötzlicher Schmerz in ihrem Genick breit. Sie drehte sich ruckartig um. Keiner der Männer oder Frauen, die um sie herumstanden, hatte sie berührt. Trotzdem spürte sie diesen stechenden Schmerz und fühlte, wie etwas Giftiges, Zerstörerisches in sie eindrang.
    „ In dir steckt eine Nadel“, sagte Sistra, „und diese Nadel sondert sehr langsam ein tödliches Gift ab. Wenn du nicht sterben möchtest, wirst du dich verwandeln müssen, nur so wird die Nadel rechtzeitig aus dir herausfallen.“
    Elsa wurde übel und sie konnte nicht mehr klar denken. Das Gift wirkte schnell und machte sie schon ganz krank. Es war ihr ein Rätsel, worauf Sistra hinaus wollte. Sie konnte sich doch gar nicht verwandeln mit dem Netz aus Fäden um sie herum. Sie merkte, wie Sistra näher kam und unmittelbar neben ihr in die Knie ging. Dann auf einmal rissen die Möwen das Netz aus Zwischenraumfäden von Elsa fort und sie gelangte in eine zweifelhafte Freiheit: Sie war viel zu schwach, um sich zu wehren, um überhaupt noch irgendetwas zu tun. Ganz dunkel wurde ihr klar, dass sie ausharren müsste, wenn sie frei sein wollte: das Gift seine Arbeit verrichten lassen, sterben und wieder von neuem geboren werden. Aber es lag nicht in ihrer Macht. Ihr Kopf schmerzte und wollte gleich zerplatzen, ihr ganzer Körper quälte sie und war im Absterben begriffen. Ihr Herz schlug nicht mehr, wie es sollte, es stotterte, tat sich schwer. Ihr wurde schwarz vor Augen. Doch sie wurde nicht ohnmächtig, sondern bemerkte eine Veränderung. So langsam wie noch nie ging eine Verwandlung mit ihr vonstatten. Ganz deutlich merkte sie, wie sie ihre Form aufgab, wie sie ihre Menschengestalt dem Zwischenraum anheim gab und auf einen Schatten in ihrem Innersten zurückfiel, einem Wesen, das in seiner Dunkelheit und der Art, sich zu bewegen, sehr einem Raben glich. Dieses schwarze Etwas wand und krümmte sich. Denn anders als sonst konnte es nicht aus der Unendlichkeit des Zwischenraums schöpfen und sich eine neue Gestalt erschaffen, sondern wurde festgehalten, gewaltsam von mächtigen Händen, die es bannten, einschnürten, daran hinderten, so zu sein, wie es sein wollte, nämlich frei. Es war machtlos. Längst gab es keine Umgebung mehr rundherum, keine Wiese, keine Sonne, sondern nur einen Zwischenraum, der mal hell, mal dunkel flackerte.
    Das rabengleiche Geschöpf wurde getragen, von einer Welt zur anderen, und wenn es auch manchmal versuchte, sich dem festen, unbarmherzigen Griff der beiden Hände zu entwinden, so musste es doch einsehen, dass es ihm nicht gelingen konnte. Irgendwann wurde es entlassen, doch nur, um sich im Inneren eines Käfigs wiederzufinden, dessen Stangen genauso stark waren wie die Hände, die es bezwungen hatten. Es war gefangen, zurückgedrängt in sein ureigenstes Wesen. Als es aus dem Zwischenraum in eine andere Welt gezerrt wurde, verfestigte es sich zu einem traurigen, bedürftigen Abbild seiner wahren Natur. Es wurde zu einem Raben, keinem, der fliegen konnte oder im Hinterkopf einen menschlichen Gedanken hätte denken können. Er war nur die stumpfe Kopie eines Raben, verkrüppelt durch die Stäbe, die ihn umgaben. Der Rabe sah, dass er durch einen unterirdischen Gang getragen wurde, in den fast kein Licht fiel. Eine schwere Tür wurde geöffnet, man trug ihn eine Treppe hinab, hängte ihn mit dem Käfig an die Decke und überließ ihn dort seinem Schicksal. Nachdem die Person, die ihn dort hingehängt hatte, das Licht ausgeschaltet und die schwere Tür hinter sich geschlossen hatte, war der Rabe von Schwärze umgeben.

KAPITEL 18
     
    Seine Gedanken standen still. Er fragte sich nicht, was geschehen war, denn er war ein Rabe. Kein Selbstmitleid quälte ihn, keine Überlegungen, wie er sein Schicksal hätte verhindern können. Keine Reue, keine Hoffnung, keine inneren Gespräche. Er konnte die Tage nicht von den Nächten unterscheiden, es sei denn, man trug ihn in einen viereckigen Raum, in dessen Decke ein Loch war. Dieser Raum blendete ihn, weil er kein Licht gewohnt war. Ein Mann nahm ihn aus dem Käfig, untersuchte ihn und gab den Wächtern Tinkturen, die sie auf das Futter träufelten. Wenn er fertig war, wurde der Rabe wieder eingesperrt. Einer der Wächter brachte ihn zurück in die Schwärze, hängte sein Gefängnis an den Haken und verließ den noch schaukelnden Käfig, ohne sich umzusehen.
    Es war so dunkel, dass der

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