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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Blicke vieler Studentinnen auf sich und er war dafür bekannt, dass er nichts anbrennen ließ. Er kam ihr gerade recht.
    „ Hast du heute Abend schon was vor?“, fragte sie ihn.
    „ Kommt drauf an, was du mit mir vorhast?“
    „ Nichts Aufregendes. Ich gehe mit einem Pärchen ins Mondscheintheater und hätte gerne eine männliche Begleitung.“
    „ Geht klar“, sagte er. „Ich hol dich hier ab.“
    Als er fort war, kroch Elsa über den Boden und sammelte die Gewürzdosen wieder ein. Sie würde sich ablenken. So einfach war das. Tore war zwar kein Held, aber sicher abwechslungsreich genug, um sie vom Träumen abzuhalten. Pünktlich um 18 Uhr 30, zur Schließung des Kaufhauses, stand er neben ihr und begutachtete die Regenmäntel mit Hosenschutz.
    „ Wer kauft so was? Opis? Lehrer? Blinde?“
    „ Ich kann dir einen billiger geben.“
    „ Da müsstest du schon was drauf legen, damit ich so was anziehe. Was für ein Stück spielen sie denn?“
    „ Ich weiß nicht. Kommt es darauf an?“
    „ Nein“, sagte er, steckte eine Hand in die Hosentasche und legte Elsa den anderen Arm um die Schulter. Das war sie nicht gewohnt und sie wusste auch nicht, ob sie es mochte. Aber es hielt ihre Gedanken auf Trab und insofern war es gut. Gunther-Sven hingegen fand es nicht gut. Als sie eine halbe Stunde später mit Tore die Zuschauerränge des Mondscheintheaters betrat, stand Gunther-Sven mit einem Ruck auf und kippte sich den halben Gewürzwein über die Hose. Elsa drehte sich gleich aus Tores Arm, um Gunther-Sven zwei Taschentücher zu reichen. Sie hatte ihn doch nicht kränken wollen!
    „ Geht schon“, knurrte er.
    „ Wo ist Marie-Rosa?“
    „ Kommt später. Sie muss noch den Laden abschließen.“
    Sie breiteten ihre Decken auf den Sitzen aus und Tore holte neuen gewürzten Wein.
    „ Was willst du denn mit dem Armleuchter?“, fragte Gunther-Sven. „Du weißt doch, was das für einer ist?“
    Elsa setzte sich neben ihn. Wie sollte sie es ihm erklären? Gunther-Sven eignete sich nun mal nicht als Ablenkung. Erstens waren sie zu gut befreundet und zweites übte er keine magische Anziehungskraft auf Elsa aus. Da war Tore schon ein anderer Fall. Immer lässig, immer gut angezogen, immer ein bisschen zerzaust und unrasiert, gerade so, als habe er die Nacht rauchend auf der Parkbank verbracht, in Diskussionen mit dem Mond verstrickt.
    „ Ach, wir wollten uns schon lange mal verabreden“, sagte sie ausweichend.
    Dann kam Tore zurück und sie trank den Wein, den er ihr reichte, in drei Schlucken aus. Als das Stück begann, spürte sie eine angenehme Hitze in sich aufsteigen. Das Stück handelte von einer Nixe, die in der Kanalisation von Kristjanstadt herumschwamm, bis sie eines Tages in einem übergelaufenen Keller landete und dort von einem Beamten entdeckt wurde.
    „ Achtung!“, rief Marie-Rosa. „Ich habe zwei Waffeln in der Hand!“
    Die verspätete Marie-Rosa drückte sich an Elsas Knien vorbei, reichte ihr eine Waffel mit Vanillesoße und teilte sich die zweite mit Gunther-Sven. Elsa hatte keine Lust, abwechselnd mit Tore von der Waffel abzubeißen, so wie es Marie-Rosa und Gunther-Sven taten. So überließ sie Tore die ganze Waffel und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Beamten, der die Nixe mit einer Taschenlampe blendete. Das Licht wurde kleiner und größer. Wahrscheinlich lag es an dem Wein, den sie zu schnell getrunken hatte. Die Nixe verliebte sich in den Beamten, warum auch immer, denn er benahm sich stocksteif und behandelte sie wie eine Ratte. Kaum hatte er sich mit ihr für den nächsten Abend verabredet und bis dahin zurück in die Kanalisation geschickt, lief er zum Telefon und schrie in den Hörer: „Wir müssen sie einfangen! Nein, ich täusche mich nicht. Ich habe keine ruhige Minute, solange jemand da unten lebt.“
    Tore hielt wohl nicht viel von dem Stück, denn er flüsterte Elsa andauernd etwas ins Ohr, vermutlich nur um des Flüsterns willen, denn seine Lippen verblieben auf zunehmend feuchte Weise in ihrer Ohrmuschel. Sie konnte das anregend finden, wenn sie sich darauf konzentrierte, doch sie merkte auch, wie Gunther-Sven zu ihrer Linken immer unruhiger wurde.
    „ Könnt ihr vielleicht mal stillhalten?“, fragte er schließlich.
    Woraufhin Elsa ruckhaft aufstand und frage:
    „ Möchte noch jemand etwas trinken?“
    „ Ich komme mit!“, rief Tore und stand auch auf.
    „ Ja“, sagte Marie-Rosa, „bringt uns noch einen Becher mit.“
    Es war durchaus üblich, während des

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