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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Zustand der Gleichgültigkeit erreicht, der es ihr schwer machte, überhaupt noch etwas zu wollen. Eigentlich genügte es ihr, diese Frau anzusehen. Wie sie frei und unfrei zugleich den Rauch ihrer Pfeife in die Nachtluft blies, zwischen zwei Zeiten, Handlungen und Begegnungen, die sie vermutlich sehr bald vergessen haben würde. Die Nacht und die Schatten, die würden ihr bleiben. So wie Elsa das Matrosenviertel in Erinnerung bleiben würde als etwas Tröstliches, ganz gleich, was Leimsel gesagt hatte.
    Kurz bevor sie in eine andere Straße einbogen, sah Elsa noch einmal zurück: Sie hielt Ausschau nach Carlos oder Nikodemia. Natürlich waren sie nicht da. Wahrscheinlich arbeiteten sie irgendwo im Inneren des „Umgekippten Eimers“. Aber selbst wenn sie da gewesen wären, hätte es nichts geändert.
    Eine Lagerhalle in der Nähe der Müllhalden war das Ziel des unbekannten Anführers. Sie befanden sich nun am Rand des Matrosenviertels an einem Seitenarm des Flusses. Über ein aufgebrochenes Fenster kletterten sie in das Innere der Halle, wo bereits eine Gruppe von Rabensoldaten auf ihre Ankunft wartete. Triefend nass und wie ein Häufchen Elend hockte der Weltenführer Kamark in einer Ecke auf einem Stoffballen, wie sie hier haufenweise aufgestapelt waren. Niemand stand bei ihm. Er starrte vor sich auf den Boden. Auf der Suche nach weiteren Gesichtern, die ihr vertraut waren, entdeckte Elsa auch Sinhine. Sie lehnte an der Wand und abgesehen von einem blauen Auge und ein paar abgeknickten Federn an ihren Flügelarmen hatte sie keinen Schaden erlitten. Aber sie sah zornig aus und selbst als Elsa sie glücklich begrüßte, konnte sich Sinhine nicht zu einem Lächeln durchringen.
    „ So eine Schande“, flüsterte sie Elsa zu und dabei zischte ihre Stimme vor Ärger, „dass wir uns hier verstecken müssen wie ein paar Diebe oder Rebellen. Das ist nicht der Krieg, den uns Gaiuper versprochen hat!“
    „ Was ist denn passiert?“, fragte Elsa. „Warum sind wir jetzt am anderen Ende der Stadt? Ich weiß kaum, wie ich hierhergekommen bin. Ich wurde verletzt.“
    „ Ja, das hat sich allerdings herumgesprochen, dass du verletzt wurdest. Du bist auch nicht gerade das, was man unter einer glorreichen Rabenkönigin versteht.“
    Elsa öffnete überrascht den Mund. Sie wollte klarstellen, dass sie sich nie für den Posten der Rabenkönigin angeboten hatte. Doch Sinhine achtete nicht auf Elsas Empörung und sprach weiter.
    „ Plötzlich haben alle nur noch darum gekämpft, dass dich die Möwen nicht bekommen. Als endlich die Verstärkung aus Bulgokar kam, ist es gelungen, dich aus dem Kampfgebiet zu schmuggeln. Aber die Möwen waren uns weit überlegen, sie jagten uns und hielten uns von den Toren fern. Schließlich haben wir uns in Gruppen aufgeteilt und sind in mehrere Richtungen geflohen. Jetzt warten wir darauf, dass alles, was Bulgokar noch zu bieten hat, in einem Überraschungsangriff das Tor in der Ebene erobert, damit wir wenigstens wieder nach Hause können. Aber selbst dann ist nicht klar, ob die Möwen unsere Schwäche nicht ausnutzen und uns in Bulgokar angreifen werden, um uns ein für alle Mal unschädlich zu machen. Wenn sie sich mit den Ausgleichern verbünden und losschlagen, können wir nur noch ruhmreich untergehen. Und jetzt schau dir Kamark an, diesen Versager!“
    Bei diesen Worten hob Sinhine ihre Stimme, damit der Weltenführer sie auch bestimmt hören konnte.
    „ Er ist in die falsche Richtung geflohen, genau den Möwen in die Arme. Wir mussten ihn gegen wertvolle Geiseln eintauschen, ich könnte jetzt noch schreien vor Wut! Kurz bevor wir hier ankamen, ist er auch noch in den Fluss gefallen und musste gerettet werden. Ich würde ihm am liebsten den Hals umdrehen!“
    „ Er ist nun mal kein Kämpfer“, sagte Elsa. „Das bin ich auch nicht.“
    „ Unsinn! Er ist faul und schwach und denkt immer nur an sich. Glaubst du, er hat etwas übrig für unser großes Ziel? Nein, er will doch nur gut leben und ein paar hübsche Mädchen abbekommen, die ihn nicht mal von hinten angucken würden, wenn er leere Taschen hätte. Aber Gaiuper mästet diesen Waschlappen seit Jahren mit Gold, was für eine Verschwendung!“
    Elsa schwieg betreten. Gemästet sah der hagere Kamark nun wirklich nicht aus, aber dass er gerne angab und sich vor den Mädchen aufspielte, das hatte sie auch schon gehört.
    „ Was waren das für Geiseln, die ihr getauscht habt?“, fragte sie nun.
    „ Die Anführerin der Möwen mussten

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