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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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komm schon!“, rief Hoppier aufgebracht. „Sei nicht immer so eine Spielverderberin.“
    „ Stellst du dir das wirklich schön vor?“, fragte sie. „Das ist doch langweilig, wenn es keine Welten mehr gibt.“
    „ Du hast dann alle Welten auf einmal statt immer nur einen Teil davon. Das wird ganz toll!“
    „ Das kann ich mir nur schwer vorstellen.“
    „ Dann streng dich an. Du musst dran glauben, bevor Gaiuper den anderen Vogel zurückverwandelt!“
    „ Das schafft er doch nie“, sagte Elsa. Davon war sie überzeugt.
    „ Ich will nicht, dass er’s schafft“, sagte Hoppier, „denn der ist womöglich ein richtiger Rabe. Ein böser Kerl, der mich schlägt, wenn er schlechte Laune hat.“
    „ Er ist eine Frau. Und ich glaube nicht, dass sie dich schlagen würde.“
    Hoppier lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel. Das helle, leichte Blau spiegelte sich in seinen Augen.
    „ Wir müssen es unbedingt schaffen“, sagte er. „Wir haben so viel angestellt, dass wir es schaffen müssen. Ich will nicht bestraft werden.“
    „ Du hast nichts getan, Hoppier. Du kämpfst nicht.“
    „ Ich muss büßen, wenn wir es nicht schaffen, und du auch.“
    Er schloss die Augen, doch er tat es nicht, um zu schlafen. Elsa wusste, was Hoppier meinte. Die Überfälle, die das Heer unternahm, waren nach einem Jahr des Umherziehens grausamer geworden. Umso stärker die Rabendiener wurden, desto mehr Spaß hatten sie am Kämpfen und Siegen. Es musste keinen Grund und kein Ziel geben, um eine Schlacht zu beginnen. Sie plünderten Städte und ganze Landschaften mit friedlichen Dörfern, legten alles in Schutt und Asche, um dann weiterzuziehen, mit ein wenig Beute und einigen Sklaven im Gepäck, die sie aus ihrer Welt entführten und ihren Lieben entrissen, wahrscheinlich für immer und ewig. Neuerdings gefiel es Gaiuper, Elsa aufs Schlachtfeld zu schicken oder den höchsten Berg, damit alle sehen konnten, wer für das Morden, Plündern und Zerstören verantwortlich war. Sie gehorchte und zeigte sich auf ihrem schwarzen Pferd. Man fürchtete sie, die böse Rabenkönigin, und wagte es nicht, sie anzugreifen, da allgemein bekannt war, dass ihr Blick, wenn er auf einen Unglücklichen fiel, tötete. Sie blickte aber gar nicht um sich und wenn, dann tat sie es mit leeren Augen.
    Dieses Leben wurde zur Gewohnheit und die Kämpfe zum lästigen Krach. Zur Unruhe, die ihren Schlaf und ihre Träume störte. In dieser ganzen Zeit hing der Käfig mit dem kranken Raben in Gaiupers Zelt. Längst glaubte niemand mehr, dass dieser Rabe noch erweckt werden könnte, außer Gaiuper selbst. Heiler, Ärzte, Gelehrte, Priester und die merkwürdigsten Zauberer kamen und gingen, etliche von ihnen für immer, nachdem sie Gaiupers Erwartungen enttäuscht hatten. Er bot ihnen viel Geld und andere Kostbarkeiten, die sie begehrten. Aber die wenigen von ihnen, die eine Ahnung hatten, wobei es sich bei Käfig und Vogel handelte, kamen alle zu demselben Schluss: Der Vogel ließe sich befreien, wenn er nur wollte. Doch da er keinerlei Anstalten machte, die Lücken zu nutzen, die man ihm bot, war jede Befreiungsmaßnahme nutzlos. Der Vogel steckte zwischen allen Welten fest und wenn er nicht einmal strampelte, um sich zu befreien, dann vermochte niemand etwas auszurichten.
    So traurig der Vogel auch aussah, so gerupft und verhungert, trübäugig und geduckt, er wollte genauso wenig sterben wie befreit werden. Er fraß genug, um nicht einzugehen und daran machte Gaiuper seine Hoffnungen fest. Es musste etwas geben, das diesen Vogel dazu bewegte, durchzuhalten, zu warten, nicht aufzugeben. Wenn er diesen Lebensfunken nur entfachen könnte, wenn er herausfände, was diesen Vogel vom Sterben abhielt, so könnte er ihn auch wieder ganz lebendig machen. Bis dahin nahm er ihn mit sich und hängte ihn bei sich auf, wo immer er seine Zelte aufschlug. Elsa sah den Schatten von Vogel und Käfig an den Wänden flackern, jedes Mal, wenn sie zu Gaiuper gerufen wurde.
    Zwei Jahre vergingen auf diese Weise und Elsa hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass der Rest ihres Lebens genauso verlaufen würde. Die Geschichte der Rabenkriege kannte sie in- und auswendig. Nie in den fast zehntausend Jahren seit Kundriens Untergang war es einem Raben gelungen, das letzte Tor zu finden, das zu seiner Erlösung führte. Elsa war zuversichtlich, dass das so bleiben würde. Weil es vermutlich gar kein letztes Tor gab. Daher blieb sie gelassen, als Gaiuper sie eines Abends rufen ließ und

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