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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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    Sie schloss die Tür hinter ihnen und führte ihre Gäste in ein sehr kleines Wohnzimmer.
    „Setzt euch doch. Es wird eine Weile dauern, bis er wieder da ist.“
    Elsa nahm neben Anbar auf einem kleinen, grünen Sofa Platz. Sie fand die Situation seltsam und lustig, denn es war nicht zu übersehen, dass Madelene sich vor Elsa fürchtete. Der ganze Raum glich einer altmodischen Puppenstube. Überall lagen Spitzendeckchen und Samtkissen und getrocknete Blumensträuße. Elsa fragte sich, ob Madelene den Raum so eingerichtet hatte, weil sie es so mochte, oder ob das der Tarnung dienen sollte.
    „Ich dachte, du wärst in Feuersand umgekommen“, sagte Madelene, nachdem sie sich in einen Sessel mit goldenen Troddeln gesetzt hatte. „Zusammen mit diesem Gaiuper.“
    „Er ist umgekommen, aber ich nicht.“
    „Aber wie kann das sein? Wart ihr nicht … miteinander verschmolzen oder so etwas?“
    „Nein, nicht verschmolzen. Ich war in ihm eingesperrt wie in einem lebenden Käfig. Das Tor hat den Käfig zerstört und mich freigelassen. Dann hatte ich großes Glück. Ich konnte dem Tor entwischen, bevor es mich zermalmt hat.“
    „Aber wohin? Feuersand ist doch tödlich giftig!“
    „Ich bin durch den Zwischenraum geflohen.“
    Madelene sah Anbar fragend an.
    „Ich dachte, der Zwischenraum wäre instabil rund ums Tor? Wenn ein Rabe dort einfach so durchspazieren kann, dann ist ja alles noch viel gefährlich als ich dachte!“
    „Es ist alles andere als einfach“, erklärte Elsa.
    „Der Zwischenraum war unbewacht“, fügte Anbar hinzu. „Wenn sich die Möwen rund um den instabilen Zwischenraum postieren, kommt nicht mal Elsa durch.“
    „Bist du da sicher?“, fragte Madelene.
    „Ja, bestimmt“, sagte Anbar.
    Madelene legte die Hände in den Schoß. Sie hatte viele Ringe an den Fingern mit großen, bunten Steinen. Einer sah wertvoller aus als der andere.
    „Ich würde am liebsten schon morgen nach Antolia zurückgehen“, sagte Madelene und sah dabei Anbar an. Elsa fiel auf, dass Madelene jeden Blickkontakt mit ihr vermied. „Aber Leimsel will noch bleiben. Er sagt, so eilig ist es nicht.“
    „Ich kann es nicht einschätzen“, erwiderte Anbar. „Du könntest vorausgehen. Wie ich Leimsel kenne, bleibt er bis zum letzten Augenblick.“
    „Das fürchte ich auch“, sagte Madelene mit großen, traurigen Augen. „Aber ich kann nicht vorausgehen. Ich hätte keine ruhige Minute alleine in Antolia. Was ich mich nur frage …“
    Sie riskierte einen kurzen Blick in Elsas Richtung und fuhr dann, an Anbar gewandt, fort:
    „ … können wir uns wirklich auf Morawena verlassen?“
    Elsa hätte fast laut gelacht. Hieß doch die Frage in Wirklichkeit: Glaubst du, Anbar, dass dieses Ungeheuer, das da auf meinem Sofa sitzt, keinen Blödsinn macht? Elsa konnte es nicht lassen, Anbar zuvorzukommen, der gerade zu einer beruhigenden Antwort ansetzen wollte.
    „Morawena hat die Ganduup bestimmt genauso gern wie ich“, sagte sie. „Das sind sehr angenehme Geister mit einer Vorliebe für Licht und Schönheit. Nicht so finstere Typen wie die anderen Rabendiener. Ich könnte mir vorstellen, dass Morawena irgendwann die Nase voll hat vom Weglaufen und zu den Ganduup zurückkehrt. Bei denen scheint immer die Sonne und das Essen ist auch sehr gut.“
    Madelene kam nun doch nicht umhin, Elsa anzustarren.
    „Soll das ein Scherz sein?“, fragte sie.
    „Nein, es ist wirklich gemütlich bei den Ganduup“, versicherte Elsa. „Aber ich will kein Gespenst werden und alle Welten auslöschen und Morawena sicher auch nicht, insofern besteht Hoffnung.“
    Madelene sah nicht glücklich aus. Sie war so blass, wie es Elsa immer war, und saß stocksteif in ihrem Sessel. Schon bereute Elsa ihre Worte, sie hatte es ja nicht böse gemeint.
    „Elsa wollte damit zum Ausdruck bringen“, sagte Anbar in einer weichen Alles-wird-gut-Stimme, „dass Morawena und sie sehr gründlich darüber nach gedacht haben, was richtig ist und was falsch. Weder Bequemlichkeiten noch Drohungen werden sie von ihrem Weg abbringen.“
    „Das kannst du sicher besser beurteilen als ich“, sagte Madelene. „Ich bin mit Schauermärchen über Raben aufgewachsen.“
    Es herrschte eine zeitlang Stille, dann stand Madelene plötzlich auf.
    „Vielleicht gewinnen wir Zeit, wenn ich ihm entgegengehe“, schlug sie vor. „Würde es euch etwas ausmachen, alleine hier zu warten?“
    Sie verneinten es. Während Madelene im Flur auf und ab ging und sich zum

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