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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Ausgehen bereit machte, sprachen sie nicht und rührten sich kaum. Dann schaute Madelene noch einmal zum Wohnzimmer herein.
    „Ich beeile mich“, versprach sie. „Du wirst Elsa etwas anbieten, wenn sie hungrig oder durstig ist?“
    „Ja, das mache ich“, sagte Anbar.
    Madelene nickte zum Abschied und ging aus der Wohnung. Nachdem die Wohnungstüre zugefallen war, entspannte sich Elsa. Es war viel einfacher ohne die Gegenwart fremder Leute. Anbar bedachte sie mit einem Kopfschütteln.
    „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte er. „Du kannst doch die brave Madelene nicht so erschrecken.“
    Elsa drehte sich zu ihm herum und setzte sich bequemer hin.
    „Ich wollte sie nicht quälen, das weißt du.“
    „Sie ist keine Außengängerin, sondern eine behütet aufgewachsene Antolianerin. Natürlich hat sie mehr Angst vor dir als ich.“
    „Kann es sein, dass sie viel jünger ist als Leimsel?“
    „Ja, das kann sein.“
    „Wie viel jünger?“
    „Schätz mal.“
    „Was weiß ich? Ihr seid ja alle nicht so jung, wie ihr ausseht. Leimsel sieht auch nie gleich alt aus, mal älter, mal jünger …“
    „Es sind fast vierzig Jahre Altersunterschied. Madelenes Eltern waren außer sich, als sie ihren Bräutigam angeschleppt hat. Was aber auch daran liegt, dass Leimsel in dem Ruf steht, ein seltsamer Kauz zu sein. Er hat eine eigene Partei gegründet und vertritt manchmal Thesen, die sogar ich haarsträubend finde. Madelenes Vater hat sich immer gewünscht, dass seine Tochter einen Politiker abbekommt, aber Leimsel hatte er da bestimmt nicht im Sinn.“
    „Trotzdem ist es gut gegangen?“
    „Wie du siehst. Obwohl sie Welten wie diese hier fürchtet, bleibt sie immer an seiner Seite. Leimsel wohnt seit Jahrzehnten in Brisa und es würde mich wundern, wenn er jetzt panisch die Koffer packt. Er wird bleiben, bis das Rathaus in Schutt und Asche liegt.“
    „Das würde ich auch tun, wenn ich es mir aussuchen dürfte.“
    Das Zimmer roch nach den getrockneten Blumen. Auf dem Tisch stand eine Lampe, die einen kleinen, flackernden Lichtschein verbreitete. Ansonsten war es gemütlich dunkel. Elsa fühlte sich wohl.
    „Könntest du dir vorstellen“, plapperte sie los, ohne sich bremsen zu können, „mir einen sehr, sehr schlechten Kuss zu geben?“
    Das mochte ein alberner Vorschlag sein, doch der Blick, den sie damit erntete, war es wert. Er schwankte zwischen eisiger Strenge und fasziniertem Staunen.
    „Aber sonst geht es dir noch gut?“, fragte er. „Gaiuper hat also doch Schaden angerichtet?“
    „Ich kann dir das erklären“, sagte sie „Ich habe in Istland die Erfahrung gemacht, dass ein schlechter Kuss – ein wirklich schlechter Kuss – sehr heilsam sein kann. Mit so einem Kuss könntest du mich so abschrecken, dass ich für den Rest meines Lebens mit Nikodemia glücklich wäre. Das willst du doch unbedingt, oder?“
    „Der arme Gunther-Sven war also ein schlechter Küsser?“
    „Nein, nein, Tore hat schlecht geküsst.“
    „Na, du bist ja herumgekommen.“
    Sie konnte nicht feststellen, wie ihre Chancen standen, obwohl sie ihm sehr gründlich in die Augen schaute. Furchtbar fand er ihren Vorschlag nicht. Eher lustig.
    „Also, was ist nun?“, fragte sie. „Du bist doch immer dafür, dass man tun soll, was getan werden muss, auch wenn es keinen Spaß macht. Wäre das nicht mal ein tapferes Opfer zum Wohle aller und für das teure Antolia?“
    Sie merkte, dass sich sein Gesicht tatsächlich auf sie zubewegte, und als sie das bemerkte, bebte die Erde. Sie begann sich zu fürchten, ihr Herz stotterte und sie machte die Augen zu. Jetzt, da sie das Schicksal herausgefordert hatte, hielt sie es auf einmal für gar keine gute Idee mehr. Sie wollte nicht von Anbar ergriffen, zusammengequetscht und mit einem Kuss erstickt werden. Doch jetzt war es zu spät und so erwartete sie die schreckliche Erschütterung. Die kam aber nicht und dann war es auch schon passiert: Sie spürte seine Lippen auf ihren, niemand erdrückte sie oder hielt sie fest. Es war nur eine Berührung, eine sehr angenehme, die in keine Richtung führte. Er schien abzuwarten, wie sie reagierte. Ob sie ihm den Kopf abschlug oder anderweitig gewalttätig würde oder einfach nur die Augen wieder aufmachte. Sie tat aber nichts von alldem. Stattdessen fing sie wieder an zu atmen, denn das hatte sie vor lauter Schreck vergessen. Wie sie so die Luft einsog, mit seinen Lippen auf ihren, wurde ihr auf einmal bewusst, was das bedeutete: dass sein

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