Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
Vom Netzwerk:
bereits zweimal zuvor, mit ihrer Geschwindigkeit Schritt zu halten. »Das heißt, Sie haben einen Schlüssel zu dieser Hütte gehabt? Wieso das denn?«
    Sie stapfte unbeirrt weiter und brummte barsch: »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Zuerst würde ich gerne von Ihnen mal was hören.«
    »Was zum Beispiel?« Er begann, kürzer zu atmen. Die Bewusstlosigkeit hatte seine ohnehin mäßige Kondition empfindlich geschwächt.
    »Ich wüsste wirklich gerne, woher Sie meinen Spitznamen kennen, was Sie nachts hierhertreibt und ... ach ja: Wie wär’s mit: Danke für die Rettung?« Sie blieb stehen und wartete mit in die Seiten gestemmten Fäusten, bis er aufgeholt hatte.
    Herbie räusperte sich, peinlich berührt. »Stimmt natürlich. Danke vielmals für die Rettung meines Lebens.« Er blieb heftig keuchend stehen und betrachtete sie. »Und was die restlichen Erklärungen angeht, da würde ich vorschlagen, dass wir uns gleich im Hotel mal für einen Moment in Ruhe unterhalten.«
    Bist du wahnsinnig geworden? Willst du mit ihr bei einer Tasse Kakao über das Für und Wider einer Hundeentführung diskutieren?   Julius stand unmittelbar hinter ihr und ruderte entnervt mit den Armen.
    Motorengeräusch wurde laut, und hinter der nächsten Wegbiegung war der bläuliche Signalschein eines Feuerwehrwagens zu sehen. Sie verbargen sich kurz entschlossen hinter dem nächstbesten Gebüsch und warteten, bis der Feuerwehrwagen an ihnen vorbeigerauscht war.
    »Viel zu spät«, murmelte Fritz. »Die können höchstens noch was zusammenkehren.«
    »Mich würden die jetzt auch zusammenkehren. Nochmals danke.« Sie stiegen über kniehohes Gestrüpp auf den Weg zurück.
    »Wollte der Sie töten?«
    »Der Pastor? Sie haben ihn gesehen? Glaube ich kaum. Er war auch in der Hütte, hat mich aber anscheinend nicht bemerkt. Nein, ich glaube, der wusste wirklich nicht, dass ich da drin war.«
    »Pastor?« Fritz hatte wieder ihre alte Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht.
    »Ja, der Pastor, vielleicht der aus Buchscheid. Weiß nicht so richtig.«
    »Das war kein Pastor. Ich habe einen mit einer roten Daunenjacke gesehen. Lief gerade weg, als ich näherkam. Und eine Mütze hatte der an. Der Pastor Rövenstrunck läuft so nicht rum.«
    * * *
    Als sie das   Hotel Eifelhöhe   erreicht hatten, keuchte Herbie wie ein asthmakrankes Maultier. Erschöpft lehnte er sich an die rückwärtige Hausmauer und japste nach Luft.
    Julius applaudierte spöttisch.   Ich hatte immer eine gewisse Hochachtung vor Hochleistungssportlern. Mit deiner heutigen Leistung hast du bestimmt jeden Rekord des Kindergartensportfestes überflügelt. Vielleicht schaffst du ja morgen im hoteleigenen Pool das Seepferdchen?
    »Ich bin so groggy, das kann sich gar keiner vorstellen. Und einen Hunger habe ich ... Dieses Essen hier ist nichts für mich. So ein paar klitzekleine Sachen auf den Teller runterstreuen, Soße drauf ... da wird doch keiner satt von.«
    Fritz betrachtete ihn nachdenklich, sah auf die Uhr, winkte ihm dann stumm mit der Hand und ging voraus um die nördliche Hausecke. Nach ein paar Minuten erreichten sie den Dienstbotentrakt, der Herbie bisher verborgen geblieben war.
    Julius zog die Stirne kraus.   Du hast sie auf eine Idee gebracht. Jetzt holt sie ihre Komplizen, und dann machen sie aus dir das, was morgen auf den Teller gestreut wird. Wollen wir wetten?
    In der Tat blieb Fritz vor einem Fenster stehen, das durch die Hanglage des Hotels etwa zwei Meter über ihren Köpfen lag, hob ein paar Steinchen vom Boden auf und warf sie durch die Nacht. Es prasselte deutlich hörbar, aber nichts geschah. Sie wiederholte diese Aktion zweimal, und schließlich wurde das Fenster ruckartig aufgerissen.
    Herbie sah zuerst niemanden in der Dunkelheit. Dann sah er, dass der Mann, der in der Fensteröffnung erschienen war, die Dunkelheit selbst war. Es handelte sich um einen Farbigen, dessen weiße Augäpfel jetzt fragend zu ihnen hinunterleuchteten. »Was is?«
    »Mach auf! Wir wollen in die Küche! Aber leise!« Fritz zischte die Worte zu ihm hoch und warf einen Kuss hinterher. Der Schwarze schloss wortlos das Fenster, und sie setzten sich ebenso wortlos in Bewegung und gingen zurück um die Hausecke. Vor der Türe, an der Herbie beobachtet hatte, wie sie die Plastiktüte in Empfang genommen hatte, verharrten sie.
    Meine Vermutung bezüglich deiner weiteren Verwendung könnte sich bewahrheiten!   Julius setzte ein wichtiges Gesicht auf.
    Es vergingen keine zwei Minuten,

Weitere Kostenlose Bücher