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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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murmelte: »Hast du dieses Auto gesehen? Ich meine, ist das überhaupt ein Auto?«
    »Du sollst mich nicht immer duzen, wenn wir nicht alleine sind! Wann kapierst du das endlich?«, zischte Faßbender aus dem Mundwinkel und fügte hinzu: »Und diesen Lohse lasst ihr mir in Ruhe! Leute mit Geld neigen bisweilen zu ... Absonderlichkeiten. Ein Exzentriker, verstehst du? Schau dir doch bitte bloß mal seine Schuhe an!«
    * * *
    Strecker schneuzte sich in sein Taschentuch und hätte beinahe das blecherne Vehikel verpasst, das, gelenkt von Herbie Feldmann, ganz dicht an seinem Parkplatz vorbeigerattert kam. Rasch zündete er den Motor, warf krachend den Rückwärtsgang ein und hängte sich dran.
    »Jetzt haust du mir so schnell nicht ab, Bürschchen!«, lachte er heiser und nieste geräuschvoll. Sein unfreiwilliges Bad im Tümpel zeitigte unangenehme Folgen. Natürlich hatte er an alles gedacht und auch Kleidung zum Wechseln mit eingepackt. Nur an Taschentücher hatte er keine Gedanken verschwendet. So hatte er kurzerhand ein Feinripp-Unterhemd in Streifen gerissen und zur Taschentuch-Meterware umfunktioniert. Er stellte fest, dass es sich gelohnt hatte, auf dem Posten zu bleiben, anstatt im Edekaladen des Dorfs ein Päckchen Tempos zu kaufen. Jetzt würde er Feldmann nicht mehr aus den Augen lassen! Er schaltete den Scheibenwischer an. Es begann zu regnen.
    * * *
    Den Schlösserhof fand Herbie nach Fritzens Wegbeschreibung auf Anhieb. Es handelte sich um einen modernen Aussiedlerhof mit riesigem, silbrig schimmerndem Silo, etwa zwei Kilometer außerhalb von Buchscheid. Er parkte seinen Wagen unmittelbar neben der Toreinfahrt an der Zufahrtsstraße.
    Mittlerweile war es stockfinster geworden. Der Regen wurde stärker, und als er auf den Hof trat, zog Herbie sich die Jacke schützend über den Kopf. Neidisch blickte er neben sich auf Julius, der trockenen Fußes den Hof überquerte und sogar interessiert den Kopf gen Himmel reckte.   Es regnet, glaube ich beinahe. Mächtige Tropfen, wenn du mich fragst. Ach, ich wünschte, es wäre mir nur ein einziges Mal beschieden, einen Regenschirm tragen zu dürfen .
    Herbie beschleunigte seinen Schritt und schimpfte darüber, dass der Bauer nicht einmal die Hoflampe angeschaltet hatte.
    Du hättest dich vorher ankündigen sollen. Vermutlich hätte er nicht gezögert, den roten Läufer auszurollen. Vielleicht hätte er ja sogar einen livrierten Schirmträger importiert, damit auch ja kein Tröpfchen an deine Zuckerfigur kommt .
    Ein offenes Scheunentor bot einen passenden Unterschlupf, in dem er auf die Rückkehr des Pastors aus dem Haus warten konnte. Nahe der Eingangstüre zum Wohnhaus entdeckte Herbie einen kleinen weißen Fiat. »Ob das das Auto vom Pastor ist?«
    Möglicherweise. Warum wartest du hier in der Scheune und klingelst nicht?
    »Weil ich nicht scharf darauf bin, meine Fragen in Anwesenheit des Bauern und seiner Familie zu stellen.«
    Und warum wartest du dann nicht im Auto? Trocken und ein wenig komfortabler. Obwohl ... bei dieser Kutsche fallt die Wahl zwischen den durchgesessenen Polstern und einem bequemen Strohballen vielleicht leichter, als man meinen sollte .
    »Ganz richtig. Außerdem will ich den Pfaffen abfangen, bevor er losfährt. Ich schätze, bei einer wilden Verfolgungsjagd durch die Mutscheid hätte ich keine Chance mit meiner Rostlaube.«
    Herbie lauschte dem immer heftiger werdenden Regen und sah sich in der Scheune um. Zwei Traktoren standen darin und allerlei landwirtschaftliches Gerät, dessen Verwendung ihm schleierhaft war. Jeder seiner Schritte wurde vom Rascheln des Strohs begleitet, das sich zu seinen Füßen kräuselte. Draußen wurde der Lärm des anschwellenden Regens immer lauter, und das Muhen einer Kuh, das ab und an aus dem angrenzenden Gebäude hinüberdrang, war jetzt kaum noch zu hören.
    Herbie war gerade damit beschäftigt, seine Augen an das ihn umgebende Dunkel zu gewöhnen, und versuchte zu erkennen, wohin der schmale Durchgang führte, der zu seiner Linken in der massiven Bruchsteinwand eingelassen war, als er plötzlich in dem länglichen Streifen fahlen Lichts, den die Öffnung des Scheunentors auf den Boden malte, einen Schatten wahrnahm.
    Julius hatte es auch entdeckt und rief:   Sieh dich vor, alter Knabe! Besuch!
    Es war nur ein kurzes Vorbeihuschen, und es kam so unvermittelt, dass Herbie erschrocken herumwirbelte. Er konnte gerade noch eine Schattengestalt im Dunkel ausmachen, die sich vor ihm erhob und deren Silhouette

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