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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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der Korken aus der Champagnerflasche schoss und irgendwo hinter dem Hotelbett verschwand. Der heraussprudelnde Schwall schäumender Flüssigkeit ergoss sich in zwei klingende Gläser und auf den Nachttisch darunter.
    Hildegard Schütze-Appelbach kicherte erregt und öffnete den Knoten ihres Haares. »Ich bin so froh, dass du kommen konntest.« Sie ergriff mit der einen Hand das Glas, das ihr gereicht wurde, und kicherte wieder enthemmt, als ihr ein paar Spritzer eiskalten Champagners in den Ausschnitt tropften und langsam zwischen ihren zierlichen Brüsten nach unten rannen. Mit der anderen Hand griff sie wild in das dichte Kraushaar von Alois Frisch, der gerade erst aus dem Bayrischen Wald angereist war.
    »Mein kleiner Frischling«, kicherte sie und presste ihm unerwartet wild ihre vollen Lippen auf den Mund unter dem buschigen Schnurrbart. Frisch erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich. Es war ein Jammer, dass man sich nur dreimal im Jahr auf diesen Tagungen traf. Und dieses Mal wäre es beinahe auch noch schiefgegangen! Er hätte beinahe verzichten müssen, weil seine Frau mal wieder keinen günstigeren Zeitpunkt hatte finden können, um das Wohnzimmer renovieren zu lassen. Dann war das reservierte Zimmer plötzlich weg gewesen, und jetzt hatte es zu guter Letzt dann doch noch geklappt. Zu Hause kämpfte die dusselige Kuh mit Kleister und Tapeziertisch, und er freute sich auf ein paar wunderschöne Tage, die er gegebenenfalls mit dem ein oder anderen Vortrag unterbrechen würde.
    »Akloans Momenterl noch!«, sagte er plötzlich erschrocken.
    »Was ist?« Sie sah ihn verunsichert an. »Stimmt was nicht?«
    Er beugte sich zu ihrem Dekolleté vor und begann, langsam ihre Bluse aufzuknöpfen. »Da ist was reingetropft.«
    Jetzt war es so weit. Ungehemmt begannen sie, sich gegenseitig die Kleidungsstücke von den erhitzten Körpern zu schälen, bis sie schließlich auf dem Hotelbett lagen. Splitternackt, bis auf Frischs Goldkettchen und ihre beiden Eheringe. Ein muskelbepackter, braun gebrannter Vollbayer und die blasse, vielleicht etwas zu schlank geratene Rheinländerin ohne Akzent.
    Während er sich daranmachte, die oberen Regionen ihres erregten Körpers mit seinem Schnauzbart zu durchbürsten, tastete seine Rechte nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe.
    »Lass aus«, hauchte seine Gespielin. »Hier sind so viele Bäume drum herum. Ich habe immer den Eindruck, dass hier jeder reingucken kann.«
    In diesem Augenblick erscholl ein lautes Niesen, und der helle Schein einer Taschenlampe drang durch das Fenster, irrte wild durch das Zimmer und blieb auf Frischs Allerwertestem haften. Dann wanderte er langsam an den beiden nackten Körpern entlang nach oben, und schließlich verengten sich unter der Kraft des gebündelten Lichts die Pupillen der beiden Liebenden zu kleinen Punkten.
    Während Hildegard Schütze-Appelbach nach der ersten Schocksekunde ein schrilles Kreischen ausstieß, sprang der leidenschaftliche Schwimmer, Tennisspieler und Bodybuilder Frisch aus dem Bett, riss mit einem heftigen Ruck am Fenstergriff und kriegte schon im nächsten Augenblick den Kragen des verblüfften Helmut Strecker zu fassen. Die Taschenlampe stürzte in die Tiefe, Frau Schütze-Appelbach schrie ganz undamenhaft: »Schlag ihn kaputt, schlag ihn kaputt!« und versuchte, mit dem Bettlaken ihre Blöße zu bedecken. Alois Frisch rüttelte an Streckers Kragen, als handele es sich um eine Flasche Hustensaft, sodass die Leiter zu dessen Füßen hin und her schaukelte.
    Dann flog Frischs Faust. Als sie Streckers Kinn traf, krachte es schauerlich. Dessen Kopf flog zurück, und einem winzigen Moment der Unachtsamkeit auf Frischs Seite hatte Strecker es zu verdanken, dass er sich losreißen konnte. Mehr rutschend als kletternd flog er die Leiter hinunter und konnte gerade noch verhindern, dass der bullige Bayer, der sich weit aus dem Fenster lehnte, die oberste Sprosse zu fassen bekam. Er nahm die Leiter blitzschnell von der Mauer weg und vollzog auf ihr einen ebenso hastigen Rückzug von dem Vordach wie vor einer Sekunde von Feldmanns Zimmerfenster. »Seine Komplizen!«, dachte Strecker voller Panik, während Frisch ihm von oben bajuwarische Unflätigkeiten hinterherbrüllte. »Ich habe sie auf mich aufmerksam gemacht. Sie sind mit Sicherheit bewaffnet.« Er sprang das letzte Stück einfach hinunter und humpelte dann schmerzgepeinigt davon, raus aus dem Schussfeld, in die sichere Deckung, in den nahen Wald.
    »Ein Detektiv!«, schluchzte

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