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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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überhaupt aufführen sollen.«
    »Wegen Haffner?«, fragte Herbie frech. Ein großer, rundlicher Blonder mit roten Bäckchen prustete in sein Bier. »Hansi, du Sau!«, rief ein schlaksiger Kerl mit wirrem blonden Schopf und wischte sich Schaum vom Ärmel.
    »Lasst Catrin doch mal erzählen«, ereiferte sich der dicke Ziegenbart.
    Die Blonde fuhr fort: »Nein, wegen Rosi. Du weißt ja ...« Fritz nickte. »Die Rosi hat uns die Kostüme geschneidert und hat auch eine winzige Rolle übernommen. Die Rolle zu besetzen, ist nicht so sehr das Problem. Noch nicht mal Text. Stumm. Das macht jetzt unser großer Zampano selber.«
    »He, he!« Der Regisseur drohte mit dem Finger.
    »Aber Rosi ist nicht mehr bei uns. Und das ist richtig Scheiße!« Ihre Stimme bekam eine weinerliche Färbung.
    Auch die anderen schwiegen für einen Moment betreten.
    Eine schlanke Brünette mit schläfrigem Augenaufschlag meinte: »Rosi würde uns was anderes erzählen, wenn wir nicht aufführen würden!«
    »Eben!«, stimmte ein dunkelhaariger Dicker zu. »Ich denke, das Thema ist durch.«
    Alle nickten zustimmend. Schließlich erhob sich im hinteren Teil des Raumes einer mit krausem Kinnbärtchen und Pferdeschwanz. »Wir trinken jetzt einen auf Rosi!«
    »Genau!« Alle grölten und stießen miteinander an.
    Fritz machte einen Versuch, Herbie als Fragesteller anzukündigen. »Das hier ist Herbie. Und der Herbie war ganz scharf drauf, euch kennenzulernen.«
    »Das sind alle«, rief der Dicke mit großartiger Geste und schüttelte Herbie überschwänglich die Hand. »Thorben der Name. Autogramme nach der Aufführung.«
    Der Regisseur musterte Herbie mit einem Mal interessiert. »Hast du schon mal Theater gespielt?«
    »Ein Krippenspiel«, bekannte Herbie. »Ist allerdings schon eine Weile her.«
    Wen hast du gespielt?   Julius war verblüfft.   Eins von den Schafen?
    »Was trinkt ihr beiden?«, fragte der Regisseur. Sie erklärten, bereits bestellt zu haben.
    »Geht auf uns!« Mit verschwörerischer Miene beugte er sich über den Tisch. »Ich will ja nicht übertreiben, aber dich schickt der Himmel!«
    Herbie war verunsichert. »Wieso?«
    »Ich habe mich zwar bereit erklärt, diese kleine Rolle von Rosi zu übernehmen, aber ich muss ehrlich sagen, es wäre mir lieber, wenn ich mich dieses Mal aufs Regieführen beschränken könnte. Fünf Minuten am Anfang, und schon bist du fertig! Spätestens Viertel nach sieben ist der Part erledigt!« Er zwinkerte verheißungsvoll mit den Augen. »Dann kann ich besser auf Haffner aufpassen. Der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn.«
    Erkenne die Gelegenheit! Man will etwas von dir. Schmeiß dich ran, biete dich an! Sei ihr Freund, und du wirst alles über Rosi Kley erfahren! Du hast es selber gehört: Schon gegen Viertel nach sieben bist du durch. Was hast du zu verlieren?
    »Eine stumme Rolle?« Herbie pirschte sich vorsichtig an.
    »So stumm, wie man sich eine Rolle nur denken kann! Na?« Der Regisseur machte ein gespanntes Gesicht, und Catrin warf ihm einen wütenden Blick zu, den Herbie nicht deuten konnte. Die Kellnerin erschien und brachte die Getränke.
    »Also gut, ich mach’s!«
    Alles jubelte und prostete ihm zu. Auch Fritz schien ehrlich erfreut. Nur Catrin meinte zum Regisseur: »Du hättest fairerweise sagen können, dass es sich um eine Frauenrolle handelt.«
    Herbie schluckte.
    »Halb so wild! Du bist nur die ermordete Krankenschwester und wirst nach den ersten fünf Minuten von der Bühne geschleppt«, rief Thorben und winkte einem Mädchen am anderen Tischende. »Sabine, wirf mal den Kittel rüber!« Und Herbie bekam sogleich einen Krankenschwesternkittel gereicht, den er unter Jubel und Pfiffen anprobieren musste.
    »Du hast das gewusst, Julius!«, dachte er bei sich. »Du wusstest, dass ich mich zum Hanswurst mache!« Julius grinste unschuldig, zuckte mit den Schultern, pfiff und schaute in die Luft. Dann machte er sich an einer riesigen Ballonflasche voller Flaschenkorken zu schaffen, die in einer Ecke des Raumes stand.
    Später, es ging auf Mitternacht zu, saßen sie nur noch mit ein paar Leuten zusammen. Der Regisseur war zu Frau und Kind nach Hause gefahren, und eine andere Gruppe war aufgebrochen, um sich noch im Irish Pub zu verlustieren. Der Rest trank tapfer einen nach dem anderen, und Herbie merkte, wie der Alkohol ihm zunehmend die Sinne raubte.
    Nenn mich einen ungeselligen Drängler, aber für meine Begriffe versäumst du die Chance, wichtige Fragen zu stellen!
    Julius hatte

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