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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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hätte gelingen müssen, nämlich Lillis Vertrauen ganz und nicht nur halb zu gewinnen.
     … ja … schrieb alien two zurück, … ich weiß … als wüsste er tatsächlich, wovon sie sprach.
    68 Sie hat mir alles erzählt. Alles. Und nichts davon hatte ich wissen wollen.
    Sie kauerte auf dem Boden, als Christian gegangen war und ich ihr gesagt hatte, dass sie ihn nicht fortschicken solle, dass sie ihn doch brauche, dass ich keine Option sei, für keinen ihrer Wünsche.
    Da war sie zerstört. Kauerte auf dem Boden. Schluchzte. Konnte sich nicht beruhigen. Schaute mich nicht an. Ich ging zu ihr hin, legte ihr die Hand auf die Schulter, sie schüttelte mich ab, wütend, rasend in einem hilflosen Schmerz.
    »Gertrud«, sagte ich, »Gertrud, beruhige dich! Lass uns reden. Das wird sich alles wieder einrenken. Er kommt zurück. Ihr bekommt euer Leben wieder.«
    »Einrenken«, sagte sie und ich erschrak vor der Bitterkeit in ihrer Stimme, »meinst du wirklich, dass irgendetwas hier sich noch einrenken lässt? Bist du wirklich so blöd? Was für ein Leben?! Was für ein Leben denn?! Und reden? Worüber willst du denn jetzt noch reden? Es ist doch alles vorbei. Es ist doch alles gesagt.«
    »Nein«, sagte ich, »das glaube ich nicht. Nichts ist vorbei. Du hast einen tollen Mann, du hast zwei wunderbare Kinder. Ich wünschte, ich hätte dieses Glück gehabt.«
    Da lachte sie auf. Ein böses Lachen, ein wütendes, eines voller Hass. Sie stand auf, drehte sich um.
    »Glück«, sagte sie. »Glück nennst du das? Ich habe Glück gehabt? Nein, ich habe auch kein Glück gehabt. Du auch nicht, das stimmt. Aber ich …«
    Sie schloss kurz die Augen, ihr Gesicht verzog sich zu einer schmerzlichen Grimasse. Dann nahm sie meine Hand, zog mich zum Tisch, ich bekam, ich weiß nicht, warum, Angst. Schreckliche Angst.
    »Komm«, sagte sie, »setz dich. Ich erzähl dir etwas.«
    Und dann hat sie erzählt. Erbarmungslos. Kompromisslos.
    Mit Griechenland hat sie begonnen. Ich dachte, darüber gäbe es nichts mehr zu sagen. Ich dachte, ich wüsste schon alles. Aber ich habe nur das Wenigste gewusst, das Schmerzloseste.
    Dass er im Endeffekt vielleicht einfach nur Pech gehabt habe, der Tonio, begann sie, dass er letztendlich die allergrößte und allerabgefuckteste Arschkarte gezogen habe, weil er doch völlig zufällig auf uns gestoßen und so hirnverbrannt gewesen sei, sich in mich zu verlieben.
    »Ja«, sagte sie, »in dich, Hanna, und wenn man es allumfassend sieht, könnte man sagen, du bist schuld an der ganzen Misere und er, er hat einfach Pech gehabt.«
    Sie lachte unglücklich, schwieg eine Weile.
    Ich habe nicht zu fragen gewagt, was sie mit all dem meinte, ich hätte aufstehen und gehen sollen. Es wäre wohl noch gegangen zu diesem Zeitpunkt, nichts wäre kaputter geworden, als es ohnehin war; aber ihre Augen waren unerbittlich, sie hatte kein Erbarmen, keine Güte, ich wusste, sie würde mich nicht ziehen lassen.
    »Weißt du noch, was er gesagt hat? Über den Wind?«
    Ich wollte mich nicht erinnern. Lass es, hab ich gedacht, lass es doch!
    »Der Wind fegt den Kopf frei, hat er immer gesagt. Er mochte den Wind, der Wind hat ihm nie Angst gemacht, darum war es … so leicht.«
    So leicht? Was?
    Mein Herz begann zu klopfen. Ich spürte, wie mich eine Kälte anwehte, sie rieselte über meinen Rücken, setzte sich fest in meinem Körper, ich unterdrückte mühsam ein Zittern.
    »Was«, sagte ich vorsichtig, »was meinst du?«
    Sie stand auf, holte eine Flasche Wein, begann daraus zu trinken. »Es war leicht«, sagte sie, »alles.« Sie lachte verächtlich. »Du hast ja keine Ahnung.«
    Die Bilder dieses Urlaubs kamen mir in den Kopf, ich hatte sie so lange nicht gesehen, aber plötzlich waren sie da. Wie ein Blenden. Wie ein Blitz.
    »Lass uns hinaus an den Strand«, hatte Tonio Morgen für Morgen begeistert gerufen, »lass uns an der Gischt entlanglaufen.«
    Wir lagen auf den Wellenkämmen, die Gesichter dem Orange der Sonne zugewandt, wir schwebten und fühlten uns leicht. Es waren die ersten Tage, der Wind war erträglich, der Sturm nur eine Ahnung.
    »Du erinnerst dich jetzt, nicht wahr«, sagte Gertrud, »du siehst all die Bilder jetzt wieder, Hanna, nicht wahr, all die Griechenlandbilder, unsere letzten gemeinsamen. Willst du Wein?«
    Ich schüttelte den Kopf, stand auf. »Ich sollte gehen«, sagte ich. »Ich muss mich bei Jonas melden, der wird sich schon Sorgen machen.«
    »Nein«, sagte sie und sprang ebenfalls hoch, »du

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