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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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war.
    Einmal fragte Lilli: »Mama, wovor hast du Angst?«
    Gertrud lächelte. »Ich habe doch keine Angst. Wovor sollte ich denn Angst haben. Ich habe doch dich!«
    Sie zog das Kind an sich, drückte es und flüsterte: »Niemand, hörst du, niemand wird dich mir jemals wegnehmen!«
    Sie sagte es wie einen Schwur, wie eine Zauberformel, und Lilli streichelte ihrer Mutter den Rücken und sagte: »Nein, natürlich nicht. Warum auch? Du bist doch meine Mutter.« Aber immer spürte sie die Kühle und den eisernen Ring, den Gertrud um sich gezogen hatte.
    Dann kam Christian. Alles wurde besser, aber nichts wirklich gut. Bis Moritz geboren wurde, da war manchmal wirklich alles gut. Wenn auch nur für Augenblicke, für Momente.
    »Lass uns essen«, sagte Franza.
    Sie aßen, tranken Kaffee, der Strudel zerging auf der Zunge, es war spät geworden, längst war es dunkel, zehn vorbei. Irgendwann sagte Lilli: »Sie war immer auf der Hut.«
    Franza staunte. »Auf der Hut? Wovor?«
    Kopfschütteln, Schulterzucken, Nachdenken. »Ich weiß es nicht. Ich hab mich das auch oft gefragt. Aber es war so, es stimmt, sie war auf der Hut. Immer. Als ob sie Angst hätte. Um mich. Um sich, ich weiß nicht … Irgendwie war sie nie entspannt, niemals ruhig und froh und glücklich und entspannt. Wie man es eben einfach manchmal ist. Wie man es sein muss , denn sonst …«
    Schweigen.
    »Ja«, flüsterte Lilli irgendwann und lauschte dem Entsetzen in ihrer Stimme nach. »So war das. Sie war nicht glücklich. Ein Mensch, der niemals glücklich war. Irgendwie … nicht frei genug. Ja. Genau. Nicht frei genug für das Glück. Gefangen.«
    Und Lilli wusste ja nun, was es gewesen war. Seit heute Nacht wusste sie es, seit heute Morgen. Sie wusste, was ihre Mutter gefangen gehalten hatte ein Leben lang, warum sie nicht frei gewesen war für das Glück, für sich selbst, für das Leben, warum sie immer … wachen musste.
    Lilli schloss die Augen, dachte nach. Sollte sie? Musste sie? Es Franza sagen? Der Polizistin sagen? Damit sie es einbeziehen konnte in ihre Ermittlungen? Damit irgendwann … die ganze Stadt davon wusste?
    Lilli überlegte hin und her, schließlich … die Entscheidung.
    Nein, sie würde Franza nichts sagen, nichts erzählen, sie hatte schon genug erzählt, zu viel, sie durfte nicht Gertruds Leben im Nachhinein ruinieren, wo alles ohnehin sinnlos war und viel zu spät. Das, nein, das hatte Gertrud nicht verdient.
    »Wovon gefangen? Was meinst du? Was möchtest du mir sagen?«
    Franzas Stimme war sanft und verlockend, war wie ein Ruhekissen, in das man sich betten konnte, in dem man aufgehoben war. Lilli überlegte noch einmal, eine Sekunde, den Bruchteil einer Sekunde, es würde guttun, Franza alles zu sagen, es wäre wie eine Befreiung, Franza würde wissen, was zu tun war, sie würde … aber dann …
    Lilli räusperte sich, schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Wollte gehen, wollte aufhören zu reden, aber sie saß wie angeklebt auf dieser Couch neben dieser Frau, die …
    Schade, dachte Franza, schade. Sie weiß etwas, Lilli, und fast hätte sie … schade!
    Unmerklich schüttelte sie den Kopf und strich Lilli über den Arm.
    »Du bist früh ausgezogen von daheim.«
    »Ja.« Lilli nickte. »Gleich nach der Schule. Sie hat mich eingeengt, wie an einer Leine gehalten und mich doch angeschaut, als ob ich eine Fremde wäre. Sie hat mich umarmt und ich hab mich gefragt, wer sie ist.«
    Na ja, dachte Franza, das ist jetzt nicht sooo ungewöhnlich. Das kenn ich auch. Sie dachte an die Zeit, als Ben langsam erwachsen geworden war und sie sich manchmal voller Sorge gefragt hatte, wer dieser Mensch neben ihr war, dessen Gedanken und Absichten sie nicht kannte.
    »Dann bin ich halt weg«, sagte Lilli und zuckte mit den Schultern, »konnte das nicht mehr ertragen, dieses Enge, dieses Klammern. Und dann …«
    Sie verstummte.
    »Und dann?«
    Ein rascher Blick, eine rasche Entscheidung. Wieder. »Nichts. Gar nichts.«
    Scheiße, dachte Franza, was hat sie sagen wollen. Was ist mir jetzt entgangen. »Lilli«, begann sie, »Lilli, sag mir, was du weißt und denkst! Alles könnte wichtig sein!«
    Lilli lachte zornig auf. »Hör auf mit deinen Polizistenwahrheiten! Geh mir nicht auf den Geist damit!«
    Franza ahnte, dass es zu spät war, dass Lilli nichts mehr sagen würde, sie versuchte es trotzdem noch einmal. »Hanna?«
    Lilli sprang auf, schnappte sich den Mantel. »Ich gehe jetzt«, sagte sie, und ihre Stimme war kühl und

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