Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
schien kein Problem
damit zu haben, Angreifer abzuwehren. Die Zauberer, die gefährlicher waren, hatten andere Dinge im Sinn, als sich auf Tier zu konzentrieren. Zwei Händevoll Sperlinge taten ihr Bestes, auf die Bühne zu kommen und die Meister anzugreifen - zu viele, um den Zauberern zu erlauben, ihre Magie wirkungsvoll einzusetzen. Der Hüter wusste - er erinnerte sich an andere Schlachten, die vor langer Zeit geführt worden waren, noch bevor Jes’ Großvater geboren war -, dass die Abwehr gegen die Sperlinge die Solsenti -Zauberer bald zu sehr schwächen würde, als dass sie Tier noch gefährlich werden konnten.
    Zufrieden, dass sie alle im Augenblick sicher waren, sprang der Hüter von der Bühne und kehrte an Henneas Seite zurück, vorbei an Kämpfern, die ihm überwiegend auswichen, ohne ihn direkt anzusehen.
    Der Lärm von klirrenden Schwertern und schreienden Männern erregte ihn beinahe ebenso wie der Geruch von Blut.
    Ein Mann stieß gegen seinen Arm, und der Hüter wandte sich ihm mit einem Fauchen und einem Aufblitzen der Reißzähne zu. Wenn der Mann nicht sofort zurückgewichen und dabei rückwärts über eine Leiche am Boden gefallen wäre, hätte selbst Jes den Hüter nicht mehr aufhalten können.
    Hennea stand allein neben der eingestürzten Wand. Er wusste nicht, ob ihre Magie, die sie unsichtbar machen sollte, auf sie alle wirkte, oder ob sie nur klug genug waren, sich aus dem Getümmel fernzuhalten. Mutter hatte ihm gesagt, dass Magie bei ihm für gewöhnlich nicht richtig funktionierte.
    Zwei Männer griffen einen Jungen an, der rasch zurückwich, um nicht überrannt zu werden. Der Hüter konnte sehen, dass der Junge ihnen nicht viel länger würde standhalten können. Er warf einen Blick zu Hennea und sah, dass es ihr gut ging. Der Hüter ließ das Schwert fallen, das er in der Hand hielt, und nahm die Gestalt einer großen Katze an - er
wollte Blut schmecken, nicht spüren, wie sich Fleisch unter Stahl teilte.
    Er sprang dem nächsten Raubvogel auf die Schulter und warf ihn zu Boden. Als seine Krallen tief ins Fleisch seines Gegners sanken, durchdrangen der Schmerz und die Angst des Mannes Jes. Der Hüter suhlte sich in den mörderischen Gefühlen, die seine Blutlust nur noch antrieben.
    Der andere Raubvogel hielt inne und starrte die Katze an, aber der Sperling erholte sich ein wenig schneller und tötete seinen Kontrahenten, bevor er sich rasch zurückzog. Tod und die Angst des Jungen speisten den Kampfeszorn des Hüters noch mehr, und Jes wandte sich dem Mann zu, der unter ihm lag.
    »Jes!«
    Die große Katze hielt inne, das Maul bereits geöffnet, um dem Leben seiner Beute ein Ende zu machen.
    »Jes, komm zurück! Ich brauche dich!« Hennea klang verzweifelt.
    Ihre Hand berührte seinen angespannten Rücken. »Jes«, sagte sie.
    Zitternd zwang Jes den Hüter, sich von dem Mann am Boden zu entfernen, obwohl das wilde Tier in frustriertem Zorn brüllte.
    »Was ist?«, brachte er heraus, und die Gefühle und die Schmerzen der Schlacht, die um sie herum tobte, quälten ihn heftig, nachdem der Schutz des Hüters verschwunden war.
    Hennea streichelte seinen Rücken, und der schlimmste Lärm verklang, bis es erträglich war. Der Hüter wäre besser damit zurechtgekommen, aber Jes konnte ihn nicht wieder loslassen, ehe er einen Augenblick gehabt hatte, um sich zu beruhigen.
    »Schau zur Bühne«, flüsterte Hennea. »Was siehst du da?«
    Es hatten Zauberer auf der Bühne gestanden, als er Henneas Botschaft zum Kaiser gebracht hatte. Fünf waren deutlich zu sehen gewesen, die anderen hielten sich im Schatten. Als sein Vater die Kontrolle über sie verloren hatte, hatten sie sich ebenso wie Hennea bei dem aktiven Kampf zurückgehalten und ihren Leuten so gut wie möglich geholfen.
    Nun lagen vier Zauberer zusammengebrochen am Boden, und etwas - etwas, das den Hüter sofort wieder übernehmen ließ - nährte sich von dem fünften.
    »Was ist das?«, fragte der Hüter.
    »Das Memento eines Raben«, antwortete sie. »Ein Rachegeist - obwohl ich niemals zuvor einen gesehen habe, der so deutlich sichtbar war. Er wirkt beinahe, als wäre er lebendig.«
    Ein sechster Zauberer, anonym in seinem Gewand, sprang von der Bühne und eilte auf die eingestürzte Wand zu. Niemand kümmerte sich um ihn, obwohl er ziemlich dicht an einigen Männern vorbeikam.
    »Einer der Zauberer entkommt«, stellte der Hüter fest, der wieder ruhiger geworden war.
    »Wo?«, fragte sie, aber als er auf die Stelle zeigte, sah sie

Weitere Kostenlose Bücher