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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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kannst?«
    »Als das letzte Mal jemand einen Schatten tötete, tat er das mit einer Armee in seinem Rücken, einem Raben an der Seite und geführt von der Macht eines toten Zauberers«, antwortete das Memento. »Es wird mehr als einen Geist und einen Kaiser brauchen, um den Schatten zu töten. Mehr als uns alle zusammen.«
    »Wirklich ermutigend«, sagte Phoran trocken. »Zufällig bin ich der gleichen Meinung.« Er hatte gehofft, Ielian einholen zu können, bevor er Rinnie ablieferte, doch er hatte zu lange gebraucht, um Willons Bann zu brechen. »Aber vielleicht, nur vielleicht, können wir ihn lange genug ablenken, um Rinnie Gelegenheit zur Flucht zu geben.«
    Endlich erreichten sie den oberen Rand der Klippe. Der Wachturm befand sich weiter von diesem Rand entfernt, als es
von unten ausgesehen hatte. Stufen wanden sich um die Außenseite des Turms, aber sie waren breiter als die in der Klippe. Phoran gefiel noch besser, dass sie zu beiden Seiten ein Geländer hatten. Die Turmspitze war halb geschlossen, die untere, offene Hälfte war dem Klippenrand zugewandt und gab einem Wachtposten einen guten Blick auf die untere Ebene von Colossae und den größten Teil des Tals.
    »Er ist da oben«, sagte Phoran.
    »Ja«, stimmte das Memento zu. »Er ist dort.«
    »Ich nehme an, du kannst Tier keine Botschaft bringen«, stellte Phoran fest und war nicht überrascht, die nächste Äußerung des Mementos zu hören.
    »Nein, das lässt meine Bestimmung nicht zu. Ich existiere nur, um jene zu vernichten, die mich getötet haben.«
    »Du hast mich vor Attentätern gerettet«, sagte Phoran. Er konnte jetzt wieder ein wenig besser atmen.
    »Du bist meine Verbindung zum Leben, und ohne dich würde ich aufhören zu existieren, auch wenn meine Rache unerfüllt bliebe.«
    »Tier und die Raben hierherzubringen, könnte mir das Leben retten«, meinte Phoran.
    »Nicht direkt«, antwortete das Memento. »Wenn ich so etwas wie Bedauern empfinden könnte, würde ich das jetzt tun. Aber ich werde mitkommen und dich retten, wenn es irgendwie möglich ist, das zu tun.«
    »Besser als nichts«, stellte Phoran fest. Er legte die Hand aufs Geländer der Treppe, die sich um den Turm wand. »Gehen wir.«
    Der Turm war beinahe sechzig Fuß hoch, und als Phoran die Hälfte der Treppe hinter sich hatte, wurde er langsamer. Er wollte ausgeruht sein, wenn er oben ankam. Das Memento war ihm nicht gefolgt, aber er ging davon aus, dass es sein Wort halten und ihm eine andere Waffe gegen den Schatten liefern würde.
    Nahe dem Ende der Treppe wurde der junge Kaiser noch langsamer und packte sein Schwert fester. Nicht, dass er erwartete, ein Schwert würde ihm viel gegen einen Zauberer helfen, der ihn mit einem Wort erstarren lassen konnte, aber es fühlte sich tröstlich in seiner Hand an.
    Er blieb stehen, bevor der Wachraum in Sicht kam, duckte sich und lauschte. Von dort, wo er stand, konnte Phoran von der Stadt bis zu dem Fluss sehen, den sie überquert hatten, um das Tal von Colossae zu betreten.
    »Trink einen Schluck Tee, Kind, dann wird es dir besser gehen.«
    »Nein danke«, erwiderte Rinnie höflich, aber sehr entschlossen.
    Willon lachte. Phoran schloss die Augen gegen dieses Lachen, denn es erinnerte ihn daran, wie sehr er den alten Mann gemocht hatte, der zwei- oder dreimal im Jahr nach Taela gekommen war, um Meister Emtarig zu besuchen, und immer eine exotische Süßigkeit für einen einsamen kleinen Kaiser dabeigehabt hatte. Es war Willon gewesen, der Phoran die Beisetzung seines Onkels erträglich gemacht hatte. Er hatte ihn bei der Hand genommen und hatte leise gesagt: »Dein Onkel hatte dich gern, Junge, auch wenn er nicht der Mann war, der so etwas ausgesprochen hätte. Er glaubte daran, dass du einmal ein hervorragender Kaiser sein wirst.«
    Und dabei waren es Willons Machenschaften gewesen, die zum Tod von Phorans Onkel geführt hatten - und dem von Phorans Vater, einem Mann, an den der Kaiser nur vage Erinnerungen besaß, wie an den Geruch nach Pferd und frischer Luft und an starke Arme, die ihn auf eine Schulter setzten. Es gab ein Porträt von Phorans Vater in der Galerie des Palasts, aber das Bild zeigte ihm einen Fremden mit Phorans Nase und seinem feinen, mittelbraunen Haar.
    »Mein Vater wird Euch umbringen«, sagte Rinnie. Das war
nicht gerade das Klügste, was sie hätte sagen können, dachte der Kaiser.
    »Das hast du schon öfter gesagt, und es wird lästig. Tatsächlich ist Tier ein Barde. Ein guter Barde. Ich habe im Lauf

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