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Rabinovici, Doron

Rabinovici, Doron

Titel: Rabinovici, Doron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anderrnorts
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Wellensittiche.
    »Gebt die beiden Vögel der
Katze zum Fressen, und schon habt ihr zwei Probleme weniger«, meinte Noas Bruder.
Eine Nachbarin händigte Noa die Schlüssel aus, während Ethan und Aron die
Koffer hinaufschleppten.
    Noas Mutter war von der
Wohnung so beeindruckt, daß sie gleich anbot, ihnen ein Essen zu kochen und
Noas andere Geschwister samt Anhang hierher einzuladen. Ethan sagte:
»Großartige Idee« und spielte mit dem Gedanken, den Rückflug auf der Stelle zu
buchen. Er ging auf und ab, um zu sehen, wo er seinen Laptop aufstellen sollte.
    Noas Bruder umarmte seine
Schwester: »Wenn du irgend etwas brauchst, Noale ...« Dann rannte er die Stufen
hinunter.
    Die Mutter fragte, was sie
jetzt vorhätten. Ob sie nicht am Abend bei ihr essen wollten? Noa meinte:
»Unmöglich. Wir müssen erst ankommen. Da ist schrecklich viel zu tun. Ethan muß
gleich weiter. Sein Vater liegt im Spital. Wir sind letztlich deshalb hier.«
    Noas Mutter faßte sich an den
Mund. Sie sah ihn erschüttert an, als kenne sie Felix Rosen seit vielen Jahren.
Ja, sagte er, er müsse leider sogleich fort, um in die Klinik zu fahren. Gerne
wäre er noch mit ihr zusammengesessen. Nein, sie solle ihn nicht mitnehmen. Er
nehme lieber ein Taxi.
     
    Der Vater lag in einem
Einzelzimmer. Unbebrillt und fremd. Er schaute zur Decke. Der Blick
verschwommen. Sein Gesicht aufgequollen. Die Haut glänzte gelblich. Insgesamt
wirkte er ausgebleicht und aufgebläht. Der Atem ging stoßweise. Der ganze Raum
lag im Rhythmus des Ächzens. Aber als er ihn sah, strahlte er ihn an.
    »Tuschtusch? Wie blaß du
bist.« Ethan beugte sich über den Kranken, drückte ihm einen Kuß auf die Stirn,
und Felix Rosen mühte sich, ihm entgegenzukommen, aber er konnte kaum den Kopf
bewegen. Die Mutter stand auf der anderen Seite des Bettes.
    Ob er denn Schmerzen habe,
fragte Ethan, worauf der Kranke die Brauen hob, als sei er vom Gedanken, ihn,
der hier vor sich hin stöhnte, könnte irgend etwas quälen, überrascht. Zu
Mittag, sagte die Mutter, hätte Ethan ihn sehen sollen; das jetzt sei nichts
dagegen. Felix Rosen blickte ihn an, als hinge er, der alte Kämpfer, nicht an
einer Infusionsnadel, sondern läge im Schützengraben. Die Handtücher seien
nicht mehr frisch, sie besorge neue, meinte die Mutter und ließ die beiden
allein. Kaum war sie verschwunden, flüsterte der Vater, als enthülle er ein
Geheimnis. »Die Hölle, sie kommt nicht erst nach dem Tod, sondern schon davor.«
Er lag gekrümmt im Bett. Das linke Bein hochgelagert, die rechte Schulter
aufgestützt. In dieser Stellung gehe es besser, erklärte er. Er steckte in
einem grünen Nachthemd oder einer Art Schürze, und wenn die Decke verrutschte,
blitzte der Po hervor.
    Ob er denn keine Medikamente
bekomme, fragte Ethan. Der Vater lächelte. Der Schmerz sei zu groß. Zu groß für
den eigenen Körper. Ein Fremdling, der einen von innen zerreißt. Er
schmunzelte, während er redete. Dann wieder das Keuchen. Er vertrage bestimmte
Medikamente nicht. Wegen der Nieren. Welch ein lustiges Ringelspiel. Da beiße
sich die Katze in den Schwanz. Hinter seiner Ironie verbarg sich Unsicherheit,
eine Schwäche aus Angst und eine Angst vor Schwäche, denn hier lag Felix Rosen,
ein Patriarch, dessen Macht und Vermögen weit über die Familie hinausreichten,
lag hilflos und ausgeliefert und ließ sich nichts anmerken, sondern streichelte
die Hand des Sohnes und erzählte, antwortete auf keine Frage, die ihm gestellt
wurde, und gab Antworten, die keiner erbeten hatte. Als die Schwester
hereinkam, preßte er hervor, dies sei Frida, die Seele der Nephrologie, die
kümmere sich um alles, was ihm an die Nieren gehe. An die eine Niere zumindest,
die jetzt auch nicht mehr gehe, fügte er hinzu, und sie versicherte mit
schwerem russischem Akzent, Ethan wisse ja gar nicht, wie glücklich er sei,
einen solchen Vater zu haben, worauf der abwinkte. Sie solle nicht
übertreiben, sondern sagen, wann der nächste Untersuchungstermin sei. Da sei
ein Röntgen vorgesehen und ein Ultraschall. Ob sie bitte herausfinden könne,
wann der Neurologe vorbeikäme, und die Schmerzspezialistin habe ihn zu sich
bestellen wollen, und der Physiotherapeut sei auch angemeldet, und danach
wolle ihn der Kardiologe sehen, der allerdings nur aus Freundschaft, aber all
das müsse mit dem Internisten abgestimmt werden, und nachdem er der
Krankenpflegerin alle Anweisungen gegeben hatte und sie davongelaufen war,
flüsterte er, in diesem Spital herrsche

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