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Rabinovici, Doron

Rabinovici, Doron

Titel: Rabinovici, Doron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anderrnorts
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Tel
Aviv.«
    Sie konnte es nicht glauben.
Klausinger der illegitime Sohn von Felix? Ethans Halbbruder? Er spreche Hebräisch?
Bald aber faßte sie sich wieder. »Ich kenne diese Sorte. In Wien schreibt er
einen Artikel gegen Dov, und hier will er Teil der Mischpoche werden. Und die Geschichte
mit Felix! Dein Vater ein Don Juan? Ich bitte dich. Ich könnte mich nackt vor
ihm hinlegen, und er würde sagen: Pardon, mein Herr, und so tun, als bemerke er
nicht, wer ich bin. Felix doch nicht! Dieser Rudi Klausinger nutzt seine
Krankheit aus.«
    »Katharina, dieser Rudi
Klausinger ist überzeugt, mit uns verwandt zu sein. Und Felix war eindeutig. Er
hat es bestätigt.«
    »Nimmst du ihn schon in
Schutz, weil er dein Bruder sein soll? Früher versuchten Juden, um zu
überleben, als Arier zu gelten. Nun fahnden Kinder ehemaliger Nazis nach
Vorfahren, die als Sarah und Israel verfolgt wurden, um instant koscher zu
werden. Rudi Klausinger hat sich seinen Felix Rosen gefunden.«
     
    »Da oben sind nackte Frauen,
Männer auch.« Stellungen, die er noch nie gesehen habe. Ein Gestöhne und
Geseufze ohne Ende. Das reinste Pornokino. Er ächzte die Worte, lag zerschlagen
da. Vor der Dialyse habe er sich gefühlt wie eine Fischleiche, aufgequollen und
faulig, jetzt fühle er sich leer. Er lächelte gequält. »Und hier, auf der anderen
Bettseite, steht manchmal ein Herr. Übrigens sehr elegant. Muß ich sagen. In
der Hand einen Spazierstock mit rundem Messinggriff. Überaus freundlich. Der
nickt mir zu, und wenn er zum Fußende gleitet, dann verschwimmt seine Figur
wie hinter gewölbtem Glas. Dort scheint er dünn, da dick. Eine Gestalt aus dem
Lachkabinett.« Er winkte ins Leere. An seinem Arm der Shunt für die Blutwäsche,
nicht weit davon die Tätowierung aus dem Lager.
    »Er schwebt auf und ab. Hier
vor mir. So klar wie du ... Ich weiß, daß er nur Einbildung ist. Mein Gehirn
sagt mir, ich darf meinen Augen nicht trauen. Verstehst du? - Ich bin ganz klar
im Kopf. Es ist eine optische Täuschung. Aber ich durchschaue sie. Und du
ahnst nicht, wer mich seit gestern besucht. Ein gemeinsamer Freund von uns
allen. Der alte Dov Zedek. So lebendig wie du. Er stand da und sprach mir Mut
zu.«
    Ethan horchte auf. »Könnte es
sein«, murmelte er, »daß Dov nicht wirklich gestorben ist?«
    »Ethan, liege ich hier oder
du? Bekomme ich Morphium oder du? Habe ich Halluzinationen oder du? Dov Zedek
ist gestorben, begraben. Er ist tot! Begreife es, Junge. Er ist nicht mehr. Was
ich sehe, sind Trugbilder, und ich weiß es. Ich bin ganz klar im Kopf, Ethan.
Ich könnte jetzt sofort Geschäfte mit dir machen. Dov ist tot. — Aber was kommt
nach? Was bleibt übrig?«
    Ethan kannte die Geschichte,
die nun folgen würde. Ein alter Freund, Stahllieferant, hatte Felix vor einem
Jahr angerufen. Er war eines Tages zur Bank gegangen. Am Schalter erfuhr er,
daß der Sohn, zeichnungsberechtigt, alles Geld vom Geschäftskonto abgehoben
hatte. Der Metallhändler war außer sich, rief den Jungen an. Weshalb der Bub
die Einlagen transferiert habe? Das Geld sei nun auf seinem Sparbuch, habe der
seelenruhig geantwortet. Wieso denn? Warum er so etwas mache? Er sei doch ohnedies
sein Nachfolger. Er würde sowieso alles nach seinem Tod bekommen. Solange
werde er doch noch warten können. Aber der Rotzbengel antwortete, er habe
eigene Pläne. Er brauche die Investition jetzt, sofort. Warum, so fragte der
Alte, habe er nicht darum gebeten? Was er sich erlaube? Ob er seinen Eltern
keinen Respekt schulde? Und überhaupt! Das Kapital sei doch nicht ihr Privatbesitz,
sondern Firmeneigentum. Er sei schließlich bei seinen Partnern im Wort. Er
schulde denen jetzt Geld. Er müsse Verbindlichkeiten gegenüber Kunden
begleichen. Der Vater hatte am Ende gar mit dem Anwalt gedroht. Wenn er nicht
zur Vernunft komme, müsse er ihn, den Sohn, vor Gericht bringen. »Wie du
willst«, habe der geantwortet. »Aber dann melde ich alles der Finanz. Dann
verlierst du viel mehr. Dann bleibt dir nichts.«
    Felix liebte es, solche
Geschichten zu erzählen, sprach von den Greisen, die ihr ganzes Leben und den
Aufbau des Landes niemand anderem als ihrem Nachwuchs gewidmet hatten, der Jeunesse
doree des Kleinstaates. Diese Alten, den Lagern entkommen, seien
hierhergeflüchtet, um Frieden zu finden ... Und was sei daraus geworden?
    Ethans Mobiltelefon klingelte.
Er verließ den Raum, stand im Gang. »Professor Rosen? Hier spricht Rav
Jeschajahu Berkowitsch.«
    »Ja?«
    »Verzeihen Sie,

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