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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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jemanden im Koma gesehen. Sasha lag einfach da, still und regungslos.
    Em machte zwei unsichere Schritte auf das Bett zu. Sie nahm ihre Haare und drehte rasch einen Knoten daraus. Dann zog sie die Ärmel ihres Pullis zwischen Finger und Handfläche und steckte ihren Daumen zwischen die grob gestrickten Maschen. Einen Augenblick lang überlegte sie kehrtzumachen, doch dann dachte sie daran, wie Chase ihr über den Rücken gestreichelt hatte, als sie neulich in der Turnhalle geweint hatte. Sie dachte an Zachs warme Hände, an sein stoppeliges Gesicht, an Gabbys große blaue Augen, die ihr vertrauensvoll zuzwinkerten – und dann, nur ein paar Wochen später, voller Hass waren. Daran, wie schnell alles in die Brüche gegangen war.
    Du schaffst das. Em klemmte sich noch ein paar lose Haarsträhnen hinter die Ohren und ging näher an das Bett heran.
    Sie würde die Sache wieder in Ordnung bringen; sie würde die schrecklichen Fehler der vergangenen Wochen aus der Welt schaffen. Sie würde sich jetzt hier hinsetzen und der armen schlafenden Sasha ihr Herz ausschütten und von ihren Sünden freigesprochen werden. Von allen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, ihren Fehlern zu entfliehen, nicht wieder von ihnen eingeholt zu werden wie Chase. Es musste eine Möglichkeit geben, das Ganze aufzuhalten, was auch immer hier gerade passierte.
    Sasha, würde sie sagen. Es tut mir leid. Tut mir leid wegen all der Qualen, die du durchmachen musstest und die ich durchmachen musste und Gabby; und wegen allem, was ich angerichtet habe. Em biss sich auf die Lippe und dachte an ihre Fehler, an diese widerlichen Triebe, an diese schwachen, aufregenden Momente mit Zach vor dem Kamin, im Auto, auf seinem Bett … daran, wie das Verlangen von ihr Besitz ergriffen hatte.
    Sie schluckte, schmeckte Metall und versuchte, sich gegen den Klumpen in ihrem Hals zu wehren, der ihr die Luft abschnürte.
    Und dann hörte sie etwas – ein kaum merkliches Rascheln, ein Flüstern. Ihre Brust zog sich zusammen. Es war noch jemand im Raum. Sie wirbelte herum, doch das Zimmer war leer. Das gleichförmige roboterhafte Piepen ging ununterbrochen weiter.
    Aber hörte es sich jetzt nicht irgendwie schneller an?
    Ems Herzschlag beschleunigte sich ebenfalls. Was, wenn Sasha aufwachte, genau jetzt, in diesem Moment? Was, wenn sie auf Ems Geständnis antworten könnte und sie engelgleich erlösen, ihr vergeben? Wenn Sasha aufwachte – wenn es ihr gut ginge –, dann würde alles andere auch gut werden. Es musste einfach.
    Em ging zwei Schritte näher zu Sasha hin, und dann, die Turnschuhe leise auf dem Linoleumboden quietschend, noch zwei.
    »Sasha?«, flüsterte sie. Nichts. Sie leckte sich die Lippen. »Sasha? Kannst du mich hören?« Em beugte sich über den Körper in dem Bett. Ihr Zeigefinger strich über Sashas rechte Hand. Einen kurzen Moment lang fiel ihr Blick auf den glitzernden Schlangenanhänger, der auf dem Schränkchen neben ihrem Bett lag. Es war genauso einer wie der, den Drea immer trug. Die Augen der Schlange schienen sie zu beobachten. Sie beugte sich noch ein bisschen weiter vor.
    Plötzlich schoss Sasha Bowlder wie ein Springteufel in die Höhe. Ein irres Lächeln breitete sich auf ihrem leichenblassen Gesicht aus. Ein Lächeln wie das von Ali: allwissend. Böse. Ihre Augen waren nur wenige Zentimeter von Ems entfernt – schwarz und tot. Wie Puppenaugen.
    Em brachte ein Wimmern hervor, es blieb ihr im Halse stecken und sie würgte an ihrer eigenen Spucke. Sie hustete, rang nach Atem und versuchte wegzulaufen, doch eine eiskalte Macht zwang sie, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Sie hielt die Hände vor sich, als wollte sie sich vor dem Blick dieser Augen, die schwarze Löcher waren, schützen.
    Sie hatte das Gefühl, am Boden festgenagelt zu sein, während sie gleichzeitig ertrank, keine Luft mehr bekam. Sie konnte nicht atmen.
    Dann öffnete sich Sashas Mund und ein Flüstern kam aus diesem kranken, grinsenden Gesicht. Em konnte ihren Atem riechen – wie verbrannte Asche.
    »Bereit, als Nächste zu bezahlen, Em?« Ein dicker Tropfen dunkelrotes Blut quoll aus ihrer Unterlippe und rann ihr das Kinn hinab.
    Und dann ging es los, ein schriller, hoher, ohrenbetäubender Ton drang in Ems Hirn und kappte das Erstickungsgefühl. Es waren die Maschinen. Sie schrien – oder war sie es? Piep, pieppiep, piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep.
    Em stolperte rückwärts gegen die Überwachungsmonitore und beförderte einen davon scheppernd zu Boden. Dann

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