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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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hörte sie Alis Singsang-Stimmchen auf der anderen Seite der Tür.
    Em rührte sich wieder. Panische Angst durchfuhr sie und sie preschte ins Wohnzimmer, dann ins Esszimmer, dann in die Küche, um sämtliche Fenster zu verschließen und die Vorhänge vorzuziehen. Sie spürte ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern, als wäre Ali bei jedem Schritt direkt hinter ihr.
    Sie wurde für das bestraft, was sie mit Zach gemacht hatte. Jetzt war sie sich ganz sicher. Ali hatte Zachs Worte fast eins zu eins wiederholt. Sie würde für ihre Sünden büßen, genau wie Chase für seine. Bist du bereit, Em?
    Sie weinte jetzt, wimmerte. Bitte lasst mich in Frieden. Sie wirbelte herum, um jeden schwebenden Schatten anzuschreien, an sämtlichen geschlossenen Vorhängen und Rollos zu zerren. Es tut mir leid. Es tut mir leid. In der Diele blieb sie wie angewurzelt stehen, wagte es nicht, nach draußen zu schauen, voller Furcht, was sie dort erblicken könnte. Ich wollte das nicht. Es ist einfach passiert. Es ist nicht meine Schuld. Die Sache war es noch nicht einmal wert.
    Im Treppenhaus – so weit wie möglich von jeglichem Fenster entfernt – lehnte sie sich an die Wand, sank zitternd zu Boden und zog die Knie an die Brust. Flach atmend. Es war nichts zu hören. Sie zog sich die Ärmel ihres Sweatshirts über die Daumen und kaute darauf herum – eine Angewohnheit aus Kindertagen, wenn sie Angst vor gruseligen Filmen oder Geistergeschichten hatte.
    Genau das war es: eine Geistergeschichte.
    Und dann fing das Klopfen wieder an.
    »Nein, bitte nicht!« Ihr Schluchzen schallte durch das leere Haus. »Lasst mich in Ruhe! Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut. Ich versuche, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Es … es war ein Fehler. Bitte, lasst mich einfach in Ruhe!« Sie zog die Knie noch enger an die Brust, begann, sich vor- und zurückzuwiegen und ließ die Tränen in ihren Mund laufen. »Ich wollte nicht, dass das passiert.« Ihre Stimme schwoll hysterisch an. »Die Sache war es noch nicht mal wert, verdammt!«
    Und dann hörte sie Gabbys Stimme – diese liebliche, vertraute, wunderschöne Stimme.
    »Em? Em, alles in Ordnung? Bist du da drin?«
    Sie hob den Kopf, rieb mit ihrem Sweatshirtärmel über ihr tränennasses Gesicht.
    »Em? Ich bin’s, Gabs. Bitte lass mich rein. Wir müssen reden.«
    Sie erhob sich, mit wackeligen Beinen, wischte sich die schwitzenden Handflächen an ihrer Hose ab. Dann machte sie einen winzigen Schritt vorwärts und rief zaghaft: »Gabby?«
    Gabbys Gesicht tauchte – ebenso zaghaft und genauso jämmerlich – an einem der rechteckigen Fenster neben der Haustür auf.
    »Em, bitte lass mich rein.«
    Sie machte die Tür auf und nach kurzem Zögern trat Gabby in die Diele. Em ließ den Blick rasch über den Rasen gleiten. Nichts. Ali war fort. Doch nachdem sie die Tür wieder zugemacht hatte, achtete sie genau darauf, sie zweifach zu verriegeln.
    Gabby stand verlegen in der dunklen Diele, in einer Steppjacke, die Em nicht kannte und die ihr zu groß war. »Ich hab versucht anzurufen«, sagte sie. »Du bist nicht rangegangen.« Sie kaute auf der Innenseite ihrer Backe und ihre Wangen waren mit Streifen aus Tränen und Wimperntusche überzogen.
    »Ich war schon im Bett.« Ems Stimme war heiser, und als Gabby nicht hinsah, wischte sie sich rasch mit dem Ärmelbündchen über die Augen, in der Hoffnung, sie würde nicht merken, dass Em auch geweint hatte. »Ich hab mein Handy ausgemacht.«
    »Ich bin vorbeigefahren und hab gesehen, dass Licht bei dir brennt …« Gabby fummelte nervös an ihrem Reißverschluss herum.
    »Ich freu mich«, sagte Em und wünschte sich, die Situation wäre weniger peinlich. Einen Augenblick lang standen sie schweigend da.
    »Ach, Em«, stieß Gabby plötzlich hervor. »Ich habe ihn gesehen. Ich musste wegen ein paar neuer Handschuhe nach Portland und hab ihn gesehen, wie er so ein Mädchen vor einem Restaurant geküsst hat. Beinahe hätte ich einen Unfall gebaut …«, schluchzte sie. »Mit mir geht er so gut wie nie zum Essen aus!«
    Ohne darüber nachzudenken – und ungeachtet der Tatsache, dass Gabby sie in einen Garderobenständer geschubst hatte, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten –, trat Em einen Schritt nach vorn und legte die Arme um ihre Freundin, und ihre unterschiedlichen Körperstaturen fügten sich wie immer zu einem Ganzen zusammen. Sie konnte Gabbys unverkennbares Vanille-Körperspray riechen und saugte den Duft in sich auf. So standen sie

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