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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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überquerte, spürte sie einen Luftzug an den Waden, während ein Taxi mit quietschenden Reifen nur wenige Zentimeter von ihr entfernt zum Stehen kam.
    »Pass doch auf, Mädel!«, brüllte der Taxifahrer.
    Em schaffte es noch nicht einmal zurückzubrüllen. Sie zog einfach nur den Kopf ein, hastete vorwärts und unterdrückte wütend die aufsteigenden Tränen.
    Zwei Hände legten sich schwer auf ihre Schultern und in diesem Moment fing Em an zu schreien.
    »Hey, hey, Em! Ist ja gut. Ich bin’s doch nur!«
    Sie drehte sich um und erblickte JD, die Stirn besorgt in Falten gelegt. Er strich ihr sanft die Haare aus den Augen. Beim Anblick seines langen dunkelblauen Marinemantels mit dem hellgrünen Schal hätte sie fast losgeheult: Sie wollte sich am liebsten tief und fest in diese vertrauten Kleidungsstücke vergraben.
    »Alles in Ordnung mit dir?« JD musste in die Knie gehen, um einen fragenden Blick in ihre Augen zu werfen. »Du hast ausgesehen, als wäre jemand hinter dir her.«
    Im ersten Augenblick zog sie in Erwägung, ihm von dem Mädchen, den Träumen und den Visionen zu erzählen. Aber es war Silvester – und außerdem wollte sie nicht, dass er sie für verrückt hielt. Sie würde schon mit ihren irren Geisterhalluzinationen fertig werden, ohne JD da mit reinzuziehen. Sie schüttelte den Kopf. Mein Gott. Was war nur los mit ihr?
    »Mir geht’s gut. Bin wahrscheinlich bloß ein bisschen schreckhaft heute.«
    »Ja, ist ganz schön was los hier heut Abend.« JD legte ihr den Arm um die Schultern und Em lehnte sich, ohne weiter darüber nachzudenken, an ihn. »Sophie hat mir erzählt, dass man von der Brücke hier unten das Feuerwerk am besten sehen kann – also komm. Ich zeig’s dir.«
    Em ließ sich dankbar von ihm an die Hand nehmen und durch die Menschenmenge führen. Dabei schaute sie verstohlen hinter sich.
    »Bist du sicher, dass du nicht auf der Flucht bist, James Bond?« JD drückte ihre Hand und folgte ihrem Blick, als sie ihn über die Leute in ihrem Rücken schweifen ließ.
    »Ich dachte, ich hätte jemand Bekannten gesehen«, erklärte sie ausweichend.
    »Keine Sorge. Wenn wir irgendwem aus Ascension über den Weg laufen, lass ich dich sofort los, als hättest du die Krätze.«
    »So habe ich das doch nicht gemeint, das weißt du ganz genau.« Em schlug mit der Tasche nach ihm und beobachtete mit Genugtuung, wie ein Blütenblatt der neuen Orchidee auf den salzbedeckten Gehweg fiel. Langsam kehrte ihr Puls wieder auf seine Normalfrequenz zurück.
    Der ausgedehnte Blick von der John-W.-Weeks-Brücke war wunderschön und JD organisierte ihnen einen Platz ganz vorn an der Brüstung, mit nichts weiter als ein paar Zentimetern behauenem Beton zwischen ihnen und dem Wasser. Als das Feuerwerk anfing – langsam zuerst und dann an Intensität und Farbigkeit zunehmend –, vergaß Em all die Ereignisse der zurückliegenden Woche und auch das unheimliche Mädchen mit seinem sonderbaren Lächeln. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vollkommen sicher und aufgehoben. Als könnte nichts auf der Welt schiefgehen. Sie lehnte sich an JD und berührte mit dem Ohr seine Wange. Die Raketen explodierten donnernd in der Luft und malten ihre Sternenmuster in den Himmel, während Musik und das Gelächter der Menschenmenge hinaus aufs Wasser trieben.
    Em hatte das Gefühl, sogar noch durch mehrere Schichten dicke Winterklamotten JDs Herzschlag zu spüren. Fest und gleichmäßig und als schlüge er im Takt mit ihrem eigenen. Einen verrückten Augenblick lang überkam sie der heftige Drang, mit den Fingern durch sein Haar zu fahren und ihn zu küssen. Unglaublich intensiv spürte sie jede einzelne Stelle, an der sich ihre Körper gerade berührten. Sie hatte das Bedürfnis, ihn an sich zu ziehen, direkt hier, mitten auf der Brücke, vor aller Augen. Sie fragte sich, wie sein Mund sich wohl anfühlte, wie seine Lippen sich bewegten, wenn sie ihre berührten. Es überkam sie das plötzliche Gefühl, es wäre absolut das Richtige.
    Und dann, genau als die Uhr zwölf schlug, folgte der Höhepunkt des Feuerwerks – ein großartiges Schauspiel aus Blau-, Rot- und Weißtönen. JD drückte ihre Schultern und beugte sich herunter, um ihr »Frohes neues Jahr!« ins Ohr zu brüllen. Sie umarmten sich – ziemlich lange. Doch der Moment ging vorbei, und als sie sich wieder trennten, wuschelte er ihr durch das Haar.
    »Echt der Wahnsinn, oder?« Em brauchte ihn nicht einmal anzuschauen, um zu wissen, dass er sie

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