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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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ansah wie immer – wie eine gute alte Freundin.
    »Ja, wirklich. Es war wunderschön«, antwortete sie und blickte auf die Skyline der Stadt, als fände sie dort eine Antwort auf eine Frage, die sie bis jetzt noch nicht einmal gestellt hatte.
     
    Als sie am Nordbahnhof ankamen, war Em völlig erschöpft. Ihre Finger waren starr vor Kälte, obwohl sie Fäustlinge trug, und sie hatte langsam genug davon, ihre Tasche durch die Gegend zu schleppen – jedes Mal wenn ihr Blick darauf fiel, durchfuhr sie ein Schaudern, weil sie an das Mädchen im Zug denken musste.
    »Ich besorge uns ein bisschen heiße Schokolade«, sagte sie zu JD und zeigte auf einen Verkaufswagen in der Ecke.
    »Dann kaufe ich schon mal unsere Fahrkarten«, erwiderte er. »Wir treffen uns gleich an dem Kiosk dahinten.«
    Sie nickte und verschwand in der Menge, stieß mit Leuten zusammen, wurde angerempelt und betete insgeheim, sie möge nicht wieder die leeren Augen und das fahle Lächeln des Mädchens erblicken, das sie aus der Masse von Menschen anstarrte. Da sie ihr ganzes Bargeld aufgebraucht hatte, bezahlte sie die Getränke mit der Kreditkarte ihrer Mom: Was sie betraf, war schließlich der ganze Tag ein einziger großer Notfall gewesen. Der Kakao war dickflüssig und heiß und sie nahm einen großen Schluck, ungeachtet dessen, dass sie sich beim Hinunterschlucken den Rachen verbrannte.
    Die Becher mit dem heißen Getränk fest in den Händen, kämpfte sie sich wieder zum Bahnsteig zurück und reckte den Hals, um JDs leuchtenden Schal ausfindig zu machen.
    Dort drüben stand er, neben dem Fahrkartenschalter. Sprach er etwa gerade mit jemandem? Em blinzelte, um etwas zu erkennen. Ja, er unterhielt sich mit einem Mädchen.
    Ihr rutschte das Herz in die Hose. JD unterhielt sich mit dem Mädchen, das jetzt gerade eine Strähne seines blonden Haares um den Zeigefinger zwirbelte.
    Nein. Nein, nein, nein, nein.
    Sie lief schneller, so schnell es in der dichten Menschenmenge nur ging. Der heiße Kakao schwappte auf ihre Hände und Unterarme, brannte zuerst und wurde dann eiskalt. Sie versuchte, die beiden im Blick zu behalten, was aber unmöglich war, und als sie endlich bei JD ankam, war das Mädchen schon weg.
    »Mit wem hast du da gerade gesprochen?«, fragte sie atemlos und mit weit aufgerissenen Augen. »Wer war das?«
    »Das Mädchen?« JD blickte sie fragend an und nahm einen der Becher. »Mann, oh Mann, saubere Arbeit, Em. Kaum was verschüttet!«
    »Kennst du sie?«
    »Hey, hey, hey«, erwiderte JD und spielte den Beleidigten. »Du bist doch schließlich diejenige, die nicht mit mir in der Öffentlichkeit gesehen werden will. Sie hat mich bloß nach dem Weg gefragt.«
    »JD, ich mein’s ernst. Bist du ihr vorher schon mal begegnet?«
    »Nur im Traum, Süße … Kleiner Scherz! War nur ein Scherz, okay!«, ruderte JD zurück, während Em ganz blass geworden war. »Ich hab sie noch nie gesehen und sie hat mich bloß gefragt, ob der Zug hier nach Providence fährt. Ich habe ihr gesagt, dass er das nicht tut. Und das war’s.«
    »Gut. Okay.« Em atmete auf. »Tut mir leid wegen dem Kakao.«
    »Schon gut. Ich wollte sowieso nicht alles. Meine Güte. In Zukunft muss ich unbedingt daran denken – keine Gespräche mit anderen Frauen, sonst trifft mich Emerlys Zorn.«
    »Sehr witzig.«
    Als sie in den Zug stiegen, wühlte Em auf der Suche nach ihrer Rückfahrkarte in ihrer Tasche und spürte das Seidenpapier mit den Sachen, die sie für Gabby gekauft hatte, zwischen ihren Fingern. Ihre kompletten Weihnachtsersparnisse waren dafür draufgegangen, doch das war es wert. Morgen würde Gabby nach Hause kommen und Em hatte sich vorgenommen, die Sache so schnell wie möglich ins Reine zu bringen. Es würde wehtun, klar. Mehr als nur das. Es würde richtig hässlich werden. Aber sie würden es durchstehen. Sie mussten – schließlich waren sie schon ewig beste Freundinnen. Oder? Freundinnen verstanden, dass andere Freundinnen auch einmal Fehler machten.
    JD hatte Em den Fensterplatz überlassen, doch statt sich an die kalte Scheibe zu lehnen, schmiegte sie sich an ihn. Einzig der wohlige, vertraute Geruch dieses ulkigen Marinemantels – nach Kaminofen, alt und harzig – bewahrte sie in diesem Moment vor dem völligen Zusammenbruch. Während sie an seiner Schulter langsam in den Schlaf hinüberdämmerte, ging ein Raunen durch ihre Träume: Du hast etwas vergessen … Du hast etwas vergessen … Du hast etwas vergessen.

Kapitel 16
    Da waren Schlangen,

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