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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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goldene, glänzende Schlangen, die sich wanden, ihre Gestalt veränderten, von Tier zu Mensch und wieder zurück. Ihre Gesichter glichen nach und nach denen von Ty und ihren Cousinen. Sie lachten – wie die Mädchen – hell und klingend, aus vollem Halse. Ty kam näher und hielt ihm eine weiße Feder entgegen. »Flieg davon« , flüsterte sie. Chase nahm die Feder, drehte sie zwischen den Fingern hin und her. Und dann war sie plötzlich in seinem Mund und kratzte an seiner Zunge und an seinen Lippen. In seinem Hals. Sie würgte ihn. Er schnappte nach Luft; der Federflaum klebte zusammen, ließ die Luft nicht durch, saugte seine Spucke auf. Er hustete und hustete und …
    Chase erwachte wild um sich schlagend. Er schaffte es kaum, seine Atmung wieder zu normalisieren. Zitternd sah er, so deutlich wie das nur direkt nach dem Aufwachen aus einem Traum möglich ist, wie Ty aus der Schlangenhaut zu schlüpfen schien, genau so, wie sie neulich bei sich zu Hause aus ihren Kleidern geschlüpft war. Er lag einen Moment da, streckte seine Beine aus, gähnte und kratzte sich am Bauch.
    Peng. Wie gewöhnlich stieß er sich den Zeh am Bettrahmen. Allerdings empfand er das ausnahmsweise mal als Erleichterung. Doch auch ganz abgesehen von seinen Träumen, fühlte er sich wie kurz vorm Ersticken – heute war das Footballfest und er hatte niemanden, der mit ihm hinging. Er räusperte sich. Er wurde das leichte Kratzen hinten im Rachen einfach nicht los.
    Es war Viertel nach sechs in der Frühe und er hatte noch eine halbe Stunde Zeit, dann musste er zur Schule. Der erste Schultag nach den Ferien. Zach hatte ein Meeting noch vor Unterrichtsbeginn einberufen, um die letzten Vorbereitungen für das Footballfest zu besprechen. Trainer Baldwin wollte noch einige Themen mit ihnen durchgehen, für den Fall dass die Presse oder irgendwelche College-Scouts auftauchen würden. Chase hatte nicht einmal mehr Lust, zu diesem verdammten Abendessen zu gehen, aber es sausen zu lassen kam nicht infrage. Und als er die Beine über die Bettkante schwang, nahm er sich fest vor, das Beste aus dem Tag und dem Abend zu machen. Er und Zach mochten vielleicht zerstritten sein und sein Leben konnte kaum chaotischer verlaufen, aber er war immer noch Ascensions Star-Quarterback, und das heute war sein Abend.
    Egal wie beschissen die Dinge zwischen ihnen standen, Zach würde niemals zulassen, dass die heutige Veranstaltung dadurch irgendwie beeinträchtigt wurde, da war Chase sich sicher. Zumindest Zachs Geschick in Sachen Außenwirkung war ein kleiner Trost. Keiner der geladenen Gäste und niemand außerhalb des kleinen Kreises von Augenzeugen am See würde die leiseste Ahnung haben, dass die beiden Freunde sich gestritten hatten. Er musste sich keine Sorgen machen, dass ihm jemand in den Rücken fiel, jedenfalls nicht solange Fernsehkameras in der Nähe waren.
    Er warf einen Blick in den Spiegel, um nachzusehen, ob sein Auge etwas besser aussah. Die Salbe, die Em daraufgeschmiert hatte, half ein bisschen. Das tiefe Sturmblau vom Vortag hatte sich in einen zwar immer noch erkennbaren, aber bereits weniger ausgedehnten gelb-schwarzen Bluterguss verwandelt. Er berührte ihn sachte. Es tat trotzdem noch höllisch weh. Er würde später ein bisschen vom Make-up seiner Mutter stibitzen und versuchen müssen, ihn abzudecken. Auf irgendwelche Reporter, die ihm Fragen dazu stellten, hatte er absolut keine Lust. Fürs Erste würde er eine Sonnenbrille tragen.
    Im Auto drehte er die Musik auf- laut. Und trommelte dazu im Takt auf dem Lenkrad, während er in der Morgendämmerung durch die Straßen fuhr. Er atmete ein paarmal tief in den Brustkorb ein und redete sich selbst gut zu. Es ist ein neues Jahr. Ein neuer Anfang. Auf geht’s!
    Doch als er in Ascension auf den Parkplatz einbog – vorbei an den Transparenten, die das Team und die Veranstaltung des heutigen Abends ankündigten, vorbei an den Cheerleadern, die bereits ihr Cheerleader-Outfit trugen –, hatte er gleich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Und zwar noch etwas anderes als bloß die Tatsache, dass Trainer Baldwin seine silberglänzende Trillerpfeife gegen eine elegante Krawatte mit rot-blauem Muster ausgetauscht hatte. Klar, er kam ein paar Minuten zu spät zu dem Meeting, aber nicht so viel, dass es erklärt hätte, warum ihn niemand ansah und eine spürbar unangenehme Stimmung im Raum herrschte. Keiner der Jungs würdigte ihn auch nur eines Blickes, als sie anfingen, darüber zu

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