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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Verlangen negierte dieses Gefühl. Sie wollte etwas, das sie nur bei mir bekam, aber das hieß nicht, dass ich als Person damit gemeint war. Ich gab ihr etwas, so wie John Fry Jo etwas gab. Und Jo nahm es von ihm, wie Lucy es von mir nahm.
    Lucy wusste, ich hatte eine Freundin, aber Jos Gefühle kümmerten sie nicht. Es juckte sie, und ich wusste, wo sie gekratzt werden wollte.
    Es wäre nicht mein Fehler, wenn ich Johnny Fry umbrächte… Das Mondlicht war hell, hätte aber ohne den Widerschein auf Lucys Haut nicht diesen Glanz verbreitet… In ihren Träumen war Lucy durch eine Wüste geirrt, als ein vorbeireitender Fremder, ein Feind ihres Volkes, sein Kamel anhielt und ihr eine Kalebasse mit eiskaltem Wasser reichte… Irgendwo da draußen verbot es sich Johnny Fry, zu onanieren, damit er wuchtige Salven in Jos enge Kehle feuern konnte… Irgendwo da draußen zitterte Jo in freudiger Erwartung darauf, in die Arme des Mannes zurückzukehren, der sie spüren ließ, dass selbst die Liebe nur ein Allgemeinplatz ist… Und irgendwann in meiner Vorstellung hatte ich nach einem Messer gegriffen und war damit durch die Zeit gelaufen, darauf hoffend, Jonny schlafend neben meiner Freundin zu erwischen. Das Erste, was sie beim Aufwachen spüren würde, wäre sein warmes Blut auf ihrer Haut, und wenn sie in Panik hochführe, würde von mir nur noch das Schlagen der Tür zu hören sein, die sich hinter der Heuchelei unserer beider Leben schlösse.
    Ich schreckte aus meiner Schlaftablettenstarre auf, und das Türschlagen schien fast wirklich.
    Fast wirklich… Ich kam zu mir. Bis jetzt war mein Leben ein Traum gewesen, ein vager Gedanke von jemandem, der Cordell Carmel hieß. Ein Vorgeschmack des Mannseins in einer Welt, die mir alles nahm, bevor ich noch begriff, was das Wort Verlust überhaupt bedeutete. Ich kam zu mir, ein Messer in der Hand und nach Blut dürstend…
     
     
    Am nächsten Morgen wachte Lucy auf und spürte, wie ihr mein Schwanz in das Rektum fuhr. Sie schnappte nach Luft und keuchte. »Oh, oh, oh, oh.«
    Ich war hart und kalt und genoss ihre Verzückung aus tiefstem Herzen.
    Dieses Mal war ich es, der sich vor und zurück bewegte. Ich war es, der die süßen Stellen in ihr fand und sie bearbeitete.
    Lucy grub ihre Fingernägel in meinen Bizeps. Ich fickte sie heftiger, und sie schrie, wollte aber nicht, dass ich aufhöre.
     
     
    Fünfzig Minuten später waren wir geduscht und saßen am Frühstückstisch. Wir waren angezogen, bereit für die zivilisierte Welt.
    Wir saßen am Tisch und besprachen ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Galerie gegenüber. Sie würde fünfzehn Fotos auswählen, die aufgehängt werden sollten, und sich um ihre Rahmung kümmern. Gleichzeitig würde ich mit Miss Thinnes Kontakt halten und dafür sorgen, dass der Vertrag am Freitag unterschriftsreif war.
    Ich stellte ihr einen Scheck über fünftausend Dollar aus.
    »Das ist dein Vorschuss«, sagte ich und gab ihn ihr.
    »Du musst mir nicht alles geben«, sagte sie.
    »Nimm es. Das ist der Beginn deines Lebens als Fotografin. Im Übrigen wirst du es für deinen Anwalt brauchen.«
    »Wozu brauche ich einen Anwalt?«
    »Ich habe Miss Thinnes erklärt, du hättest eine Stiftung für die Waisenkinder in Darfur ins Leben gerufen. So habe ich sie davon überzeugt, deine Fotos auszustellen. Statt sie für zweitausendfünfhundert Dollar zu verkaufen, wird sie sechstausend nehmen, von denen dreitausend in deine Stiftung fließen.«
    »Für jedes verkaufte Bild?«, fragte sie.
    »Für jedes verkaufte Bild.«
    Lucy starrte mich mit offenem Mund an.
    »Das war mein Traum«, sagte sie zögernd.
    »Wenn ein Traum stark genug ist, wird er Wirklichkeit«, antwortete ich und dachte, dass das auch auf Albträume zutraf.
    Lucy stand auf, die Hände unbewusst zu Fäusten geballt.
    »Das war mein Traum«, sagte sie noch einmal. »Jetzt kann ich den Kindern helfen und ein kleines Waisenhaus unterstützen. Ich könnte… ich könnte…«
    Sie legte mir die Arme um den Hals, ließ sich auf meinen Schoß fallen und fing an zu weinen. Tränen verschluckten ihre Worte.
    Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, was sie sagte. Auf die Idee mit der Stiftung war ich nicht um des guten Zwecks willen gekommen. Ich wusste nur: Wenn die weißen Besucher der Galerie die Möglichkeit bekamen, etwas gegen ihre Schuldgefühle zu tun, würde sich das für mich auszahlen. Letztlich war ich ein Schwindler, wie viel Gutes dadurch am Ende auch bewirkt werden mochte.

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