Rache auf leisen Pfoten
Geschäft machen, und dann geh ich pleite.«
»Art?«
»He.« Er hob die Hände. »Wie gesagt, ich hab ’ne Schwäche für Posthalterinnen. Jetzt geh, mach dass du hier rauskommst, bevor Miranda anruft und sagt, dass ihr die Arbeit über den Kopf wächst.«
Harry fuhr mit dem neuen Auto auf der I-64 und war überzeugt, dass alle auf der Schnellstraße den schönen Transporter bewunderten. Sie hatte zu Hause hin- und hergerechnet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie, wenn sie sehr sparsam war, vierhundertvierzehn Dollar im Monat aufbringen könnte.
Als sie vor statt hinter dem Postamt hielt, kamen Miranda, Mrs Murphy, Pewter, Tucker und Market, der gerade seine Post abholte, herausgelaufen.
»Wow!« Market stieß einen Pfiff aus.
»Mach die Tür auf«, verlangte Mrs Murphy aufgeregt, und als die Tür aufging, sodass alle die Plüsch-Innenausstattung sehen konnten, sprang die Katze auf den Boden, dann auf den Sitz.
»O-o-o.« Sie grub die Krallen ein winziges Stückchen in die Polsterung.
Sekunden später saß Pewter neben ihr. »Gemütlich.« Sie klopfte auf die Konsole zwischen den zwei Sitzen, die Tabletts, Becherhalter und allen möglichen Komfort für ein Minibüro bot. »Sogar Platz für einen Katzenminzevorrat.«
»Ich will auch gucken!«, winselte der Hund, als die Menschen die Tür auf der anderen Seite aufmachten.
»Komm.« Harry wischte Tucker die Pfoten ab und setzte das schwere Schätzchen auf den Sitz.
»Klasse.« Der Hund grinste.
»Nicht schlecht.« Pewter quetschte sich neben Tucker.
»Haben Sie ihn gekauft?«, fragte Miranda gespannt.
»So gut wie. Ich muss erst noch bei meiner Bank anrufen. Habe Art noch keine feste Zusage gegeben.«
»Du kannst hinten eine Sattelkupplung montieren – um deine Pferde zu ziehen. Der alte Halbtonner hat das nicht geschafft.« Market war begeistert.
»Ich hab immer nur eins auf einmal gezogen, das war meine Rettung.« Harry lachte, weil es ihr das Leben erschwert hatte, in dem Anhänger, der für zwei Pferde ausgelegt war, nur eins transportieren zu können.
Chris Sharpton fuhr vor und parkte. »Der ist ja nagelneu.«
Harry lächelte. »Ich hab ihn noch nicht gekauft.«
»Boom Boom hat mich angerufen« – Chris zog ihren Schließfachschlüssel aus ihrer Handtasche – »und um weitere Ideen für das ›Empfangskomitee‹ gebeten. So nennt sie eure Truppe jetzt. Ich habe ihr gesagt, mir macht es nichts aus, aber ich hoffe, dass du nichts dagegen hast. Immerhin ist es dein Ehemaligentreffen und dein Komitee.«
»Natürlich hab ich nichts dagegen.«
Chris lächelte. »Boom kriegt langsam die Krise – nicht so sehr wegen der vielen Arbeit, sondern weil sie sichergehen will, dass sie heim Ehemaligentreffen perfekt dasteht – auf der ganzen Linie.«
Harry kicherte. »Das überrascht mich nicht.«
»Können wir uns morgen Abend treffen?« Harry nickte, und Chris ging ins Postamt.
Als Harry an diesem Abend im Stall das Licht ausknipste und ins Haus ging, brach sie in Tränen aus. Sie hatte so viele Jahre mit ihrem alten Transporter gelebt, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte.
Kaum hatte sie das Haus betreten, als Tucker bellte: »Einbrecher!«
Harry ging wieder nach draußen.
Fair fuhr ihren alten 1978er Transporter, gefolgt von Art Bushey in einem neuen silbernen Jeep.
»Hi«, sagte sie, als die zwei aus ihren Autos stiegen.
»Hier, dein Transporter.« Fair gab ihr die Schlüssel.
»Hm?« Sie kapierte nicht.
»Fair hat die Anzahlung für den F250 geleistet, damit du den Transporter von deinem Dad nicht in Zahlung geben musst.« Art verschränkte die Arme und lehnte sich an den silbernen Jeep. »Ich hab ihm gesagt, er spinnt. Du würdest ihn deshalb bestimmt nicht als Mann wiederhaben wollen, aber er hat’s trotzdem gemacht.«
»Art, du bist schrecklich.« Sie musste lachen, als die Katzen auf die Ladefläche des alten blauen Transporters sprangen. Von hier oben war die Aussicht besser.
»Fair, ich kann dein Geld nicht annehmen.«
»Eine nachträgliche Scheidungsvergütung.« Er zuckte die Achseln. »Willst du nun den F250 oder den F350 Dually-Pick-up?«
»Ich bleibe lieber bei dem F250 HD.«
»Bei mir zahlst du zwölfhundert mehr für den Pick-up. Damit hast du alles, was du dir immer gewünscht hast – einen Halbtonner und einen Pick-up obendrein«, sagte Art. »Einen großen F350 in Rot mit beiger Innenausstattung, genau wie der 250. Und die Doppelbereifung auf der Hinterachse brauchst du, um schwere
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