Rache auf leisen Pfoten
verschiedene Salate beglückten diejenigen, die keine schwere Kost mochten. Die Frauen setzten sich hin mit dem Vorsatz, sich an die Salate zu halten. Nach fünf Minuten war der Vorsatz vergessen.
Nach dem Hauptgang lockten die Desserts, die abseits auf einem Tisch standen. Möhrentorte, kleine, gehaltvolle Brownies, Obstsalat, erlesene Käse aus Dänemark, England und Frankreich lagen zwischen hellgrünen Weintrauben. Wem das nicht genügte, der konnte das Menü mit einem dünnen, nahrhaften Früchtekuchen mit Vanillesoße abrunden.
Die Bar war geöffnet, was den Geräuschpegel ein wenig ansteigen ließ.
Die einunddreißig Personen, die sich eingefunden hatten, aßen bis zum Umfallen. Mike Alvarez war nicht wiedergekommen. Seine Frau hatte es mit einem Machtwort verhindert, aber er hatte die Kassetten dagelassen, zur Freude aller, sofern Freude das richtige Wort war. Während des Essens spielte Boom Boom die Bänder mit langsamer Musik. »Digestivmusik«, hatte Mike sie genannt.
Mrs Murphy, Pewter und Tucker aßen von Papptellern auf dem Fußboden unter dem Tisch. Da so viel zu essen da war, glaubte Harry nicht, dass jemand es ihren Tieren missgönnen würde.
Fair saß links von Harry. Hank Bittner hatte sich geweigert, neben Dennis zu sitzen, obwohl er zu spät kam und alle anderen Stühle besetzt waren. Bonnie Baltier hatte den Platz mit Hank getauscht und saß nun auf der anderen Seite von Dennis.
»Hat sich im Labor was ergeben?«, fragte Bonnie Dennis, während sie ihre Gabel in die dampfende Süßkartoffel stieß.
»Nein. Rick Shaw hat die Bilder mitgenommen. Er sagte, er hat einen Verdacht, aber das sagen die ja immer. Ich hab bloß gesagt: ›Ja, die ganze Klasse ist verdächtig.‹«
»Ist auf den Fotos eine Zeitangabe?«
Dennis antwortete Harry: »Nein. Ich benutze eine dreißig Jahre alte Nikon. Ich hab nie einen besseren Apparat gefunden.«
»Oh.« Harry machte sich wieder über ihr Essen her.
Miranda und Tracy steckten die Köpfe durch die offene Tür. Susan winkte sie herein. Harry hatte sie nicht bemerkt.
»Miranda, Sie sehen umwerfend aus.« Fair hatte sich erhoben, um ihr dieses Kompliment zu machen.
»Setzen Sie sich, setzen Sie sich. Ich störe Sie beim Abendessen.« Sie wurde rot.
»Sie ist die Ballkönigin.« Tracy strahlte. »Betont das smaragdgrüne Kleid ihre Haare und Augen nicht wunderbar?«
»Ja«, stimmten sie zu.
»Mrs Hogendobber, kommen Sie in diesem Outfit in mein Studio. Ich mache eine Aufnahme – umsonst. Ich hätte meinen Apparat mitbringen sollen, aber ich hab’s vergessen.«
»Es wurde Ihnen …« – Miranda hielt inne – »… vereitelt.«
»Mrs Hogendobber, an Ihnen ist eine Diplomatin verloren gegangen«, sagte Hank Bittner lachend. »Und Sie sehen bezaubernd aus. Es wird mich freuen, wenn die Frauen bei unserem fünfzigsten Jubiläum so gut aussehen wie Sie.«
»Ihr Männer verdreht mir noch den Kopf.« Sie errötete noch mehr, und Tracy zwinkerte den Männern zu.
»Komm, Schönste. Ich trau diesen Burschen nicht.« Tracy legte ihr sanft seine Hand auf den Rücken und geleitete sie hinaus.
Susan, die sich gerade eine zweite Portion holen wollte, sagte im Vorbeigehen zu Harry: »Ist das was Ernstes mit den beiden oder was? Sie sieht wirklich fabelhaft aus. Das Laufband hat Wunder gewirkt.«
»Tracy hat Wunder gewirkt.« Fair lächelte. »Das ist ein Zauber, der nie versagt.« Er wandte sich flüsternd an Harry: »Du wirst mich immer bezaubern, mein Herz.«
Harry errötete und murmelte: »Danke.«
Boom Boom hob ihr Glas. »Auf die Klasse von 1980!«
Die Gruppe zögerte, dann hoben alle ihre Gläser. »Hoch die Tassen!«
»Auf die, die von uns übrig sind.« Dennis hielt sein Glas zu einem zweiten Trinkspruch hoch.
»Halt den Mund, Rablan.« Bittner stand auf und hob sein Glas. »Auf die Organisatoren für ihre Arbeit und ihren mutigen Einsatz, als es nicht so lief, wie sie – oder wir alle – erwartet haben.«
Alle applaudierten.
»Ich wusste gar nicht, dass Hank so redegewandt ist«, bemerkte Fair.
»Er hat es irgendwann gelernt.« Bonnie beugte sich zu Dennis hinüber. »Einen ungeschliffenen Stein würde Brightwood Records nicht fördern. Ich könnte morden für seine Aktienbezugsrechte.«
Dennis lachte. »Das würdest du auch müssen.«
»Du hast nicht gerade ein Vermögen gemacht. Du hast eins verloren«, entgegnete Bonnie.
»Da hast du recht.« Damit verstummte er.
Die Katzen und Tucker beschlossen, unter den Tischen herumzuwandern.
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