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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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ersten beiden Tatorten viel mehr Druck verspürt haben müsste als hier am dritten. Dennoch hat er es aus irgendeinem Grund nicht geschafft, Xenia Boll zu töten. Warum nicht?“
    „Vielleicht hat er ja gedacht, dass sie tot sei“, vermutete Thomas.
    „Aber es lag generell kein Einstich in Xenias Herzgegend, sondern nur in ihrem Schulterbereich vor. Wieso traf der Mörder diesmal nicht ins Herz, wenn Xenia sich offenbar nicht einmal gewehrt hat?“
    „Womöglich war der Kerl einfach nicht richtig konzentriert. So etwas soll selbst den besten Leuten hin und wieder passieren“, warf Thomas als weitere Erklärungsmöglichkeit ein, wobei er seine Hände zu Fäusten ballte.
    Da Nora bemerkte, wie angespannt ihr Kollege wurde, sah sie ihn unwohl an. Das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnte, war ein übereifriger, emotional handelnder Partner. Dann schossen plötzlich mehrere quälende Gedanken durch ihren Kopf: Ist es möglicherweise genau das, was der Täter geplant hat? Ist das ein Spiel? Will der Typ auf diese Weise Tommys Wut erhöhen und seine Konzentration stören? Weiß er von Thomas’ Gefühlen für Xenia und hat sie deshalb absichtlich nicht ermordet? Noch nicht? Will er Tommy quälen, verunsichern und somit zu unüberlegten Handlungen provozieren?
    Nora erschauderte bei diesen Überlegungen. Ein kurzer Blick zu ihrem Partner verriet ihr nämlich, dass der Mörder auf dem besten Weg war, diese möglichen Absichten schon bald zu erreichen: Tommy presste seine Fäuste gegeneinander und schob die Unterlippe vor.
    Er schäumte sichtbar vor Wut.
     

30
    Ich könnte mir vorstellen, dass die Bullen jetzt überaus wütend sind. Ganz bestimmt werden sie mich bereits verachten und lieber heute als morgen schnappen wollen. Aber in dieser Hinsicht muss ich sie enttäuschen. Sie werden mich nicht finden. Sie werden nicht an der richtigen Stelle nach mir suchen. Dabei waren sie schon so nah an mir dran! Wenn sie nur mal ihre Augen geöffnet hätten! Wenn sie wüssten, wie nah sie mir waren! Und im Grunde noch immer sind!
    Doch das Spiel wird auf jeden Fall noch weitergehen. Und ich muss sagen, dass es mir von Minute zu Minute besser gefällt. Viele Menschen würden wahrscheinlich behaupten, dass ich arrogant sei. Dabei bin ich mir einfach meiner Stärken bewusst und erfreue mich an meiner Raffinesse. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass jeder schon einmal genauso gedacht hat wie ich in diesem Moment. Es ist ein erhabenes Gefühl, wenn man weiß, dass man besser ist als andere Leute. In meinem Fall ist der Gradmesser in der Intelligenz zu finden. Ich bin in der Lage, mir einen genialen Mordplan auszudenken und ihn so umzusetzen, dass ich mit meinen Taten ungeschoren davonkomme. Diese Fähigkeit macht mich zu einem besonderen Menschen. Und sind es nicht gerade diese Menschen, die den Lauf der Dinge bestimmen? Warum sollten diese Leute also nicht stolz auf sich sein? Sie schaffen etwas, das keine andere Person zu leisten vermag. Diesbezüglich sollte es egal sein, ob jemand eine sportliche Höchstleistung, einen politischen Durchbruch oder eine unvergleichbare Mordserie produziert. In jedem Bereich gibt es unterschiedliche Formen der Genialität. Aber dabei wird Stolz leider häufig mit Arroganz verwechselt. Das ist ein Jammer.
    Trotz allem werden die ermittelnden Kommissare schon noch feststellen, was ‚wahre Raffinesse’ bedeutet. Spätestens dann, wenn ich meinen Plan zum furiosen Finale vorangetrieben habe.
    Und bis dahin dauert es nicht mehr lange.

31
    „Sie wird es auf jeden Fall überleben“, äußerte Doktor Fleischmann, als er am Abend um 21 Uhr 34 Uhr aus dem Krankenhauszimmer trat, in dem Xenia Boll seit knapp drei Stunden lag. „Sie hat nur eine leichte Verletzung davongetragen. Wenn Sie mich fragen, dann könnte sie morgen schon wieder entlassen werden. Aber zur Sicherheit behalten wir sie einen Tag länger hier. Man kann ja nie wissen.“
    Thomas atmete erleichtert durch. Nachdem Nora, Schubert und er noch einige Zeit vergeblich in Xenias Studentenwohnung nach verwertbaren Hinweisen gesucht hatten, war er um 21 Uhr in die Klinik gefahren, um dort persönlich auf eine positive Nachricht der Ärzte zu hoffen. Dass er eine solche Botschaft nun tatsächlich erhielt, glich in seinen Augen einem kleinen Wunder.
    „Ihr geht es wirklich gut?“, hakte er mit einem Lächeln nach. „Sie wird den Angriff überleben?“
    „Ja. Das Tatmesser drang nur drei bis vier Zentimeter tief ins Fleisch unter dem

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