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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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auch im Palais du Luxembourg zu sein und zu erfahren, was
     zur selben Zeit beim König und was bei der Königinmutter geschah. Jedoch tröstete ich mich schnell über diese Unmöglichkeit,
     denn im Luxembourg spielte sich eine Komödie ab, nicht ohne tragische Züge, die ich um nichts auf der Welt hätte verpassen
     mögen.
    Durch die Tatsache, daß der König ohne Blick, ohne Wort an Richelieu vorübergegangen war, fest überzeugt, daß Richelieus Ende
     gekommen sei, verkündigt die Königinmutter dies öffentlich, und schon läuft die Nachricht von Mund zu Mund und wird am ganzen
     Hof mit grenzenloser Befriedigung aufgenommen.«
    »Beim Auftritt Marillacs war ich bereits dabei«, sagte ich. »Scheinheilig fragte er den anwesenden Staatssekretär Bullion:
     ›Was gibt es? Ist etwas vorgefallen? Sagt mir, was geschehen ist!‹ Damit wollte er wohl dem Hof weismachen, daß er nichts
     von den Unternehmungen der Königinmutter wisse, die er ihr höchstwahrscheinlich doch selbst eingeflüstert hatte. Sofort nach
     seinem Eintritt bestätigt ihm die Königinmutter, welch glänzenden Sieg sie davongetragen hat, und verkündet auch gleich, er
     solle, sobald der Kardinal verschwunden ist, dessen Amt übernehmen. Marillac nimmt ohne Zögern an, obwohl die Klugheit ihm
     hätte raten müssen, das Wort des Königs abzuwarten, um sich als sein Erster Minister zu betrachten.
    »Nach dem Gespräch mit Marillac ordnet die Königinmutter, die von ihrem Wutausbruch noch ganz aufgelöst ist, ihre |222| Kleider, läßt sich von ihren Kammerfrauen neu frisieren und schminken und streckt sich erschöpft, aber tief glücklich halb
     auf ihr Bett hin, den Rücken gegen das Kopfende des Himmelbetts gelehnt. Sie befiehlt ihrem Majordomus, die Türen ihres Gemachs
     zu öffnen. Sogleich strömt der Hof herein, der sich durch die Barrieren kaum im Zaum halten läßt. Dieser Menge entsteigt nun
     ein Konzert der Lobeserhebungen und Schmeicheleien für die Königinmutter. Sie schlürft sie in vollen Zügen. Sie genießt zugleich
     ihren Triumph und ihren Ruhm.«
    »Ist es nicht unfaßlich«, fragte Fogacer, »daß sie so denken kann, da der König keinen Ton gesagt hat?«
    »Für diese große Schreihälsin«, versetzte ich, »ist ein Schweigen eben bedeutungslos. Der König hat geschwiegen, also ist
     er einverstanden. Sie hat Richelieu verjagt, und in ihrem wirren, kindischen Kopf heißt das, sie hat die Macht zurückerobert
     und wird sie nun allein und unumschränkt wieder ausüben wie in der Zeit ihrer Regentschaft. Und schon verteilt sie, Marillac
     an ihrer Seite, glücklich und triumphierend Posten an ihre Favoriten. Ihr Gehirn ist so bestellt, daß sie vergißt, was sie
     vergessen will, und glaubt, was sie glauben will. Sie denkt nicht an das Jahr 1617, als der erst sechzehn Jahre alte König
     ohne Vorwarnung ihre beiden infamen Günstlinge exekutieren ließ und sie selbst in ihre Gemächer einsperrte, bevor er sie in
     die Verbannung schickte. Im süßen Rausch des ihr gespendeten Weihrauchs vergißt sie vor allem, daß der König der Gesalbte
     des Herrn ist und außer seiner Legitimität alle Instrumente der Macht in Händen hält: die gesetzgebenden Körperschaften, die
     Armee, den Staatsschatz. Mehr noch, sie vergißt, daß sie ihn nicht liebt, daß auch er sie nicht liebt, daß ihre Beziehungen
     lediglich Protokoll und Zeremonie sind und daß bei dem, was sie erwartet, kein Gefühl eine Rolle spielen wird.«
    »Und wie war Euer Eindruck von ihr?« fragte Fogacer.
    »Natürlich war die Verblendung der armen Königinmutter zu einigem Spott angetan«, sagte ich. »Seit seiner dramatischen Machtergreifung
     hat Ludwig einen täglichen Kampf gegen sie, gegen ihre Heftigkeiten und Verbohrtheiten geführt. Und da bildet sie sich nun
     ein, er werde ihr sein Zepter überlassen, nachdem sie ihn aufs neue tief verletzt hat, indem sie in seiner Gegenwart seinen
     Minister mit Beschimpfungen überschüttete. Trotzdem tat sie mir auch ein bißchen leid: Es war |223| nicht ihre Schuld, daß sie so borniert war, ohne jede Kenntnis und Bildung, ohne das geringste Wissen, und immer von höfischen
     Filous und Speichelleckern umgeben und von Fanatikern beherrscht. Wenn sie wenigstens ein bißchen Herz hätte, um ihr Ungenügen
     wettzumachen, aber sie hat nie jemanden geliebt, nicht ihren Gemahl, nicht ihre Freunde, nicht einmal ihre Kinder, mit Ausnahme
     von Gaston, dem sie trotzdem jedesmal die Leviten las, wenn sie ihn sah.«
    »Und

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