Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
Was macht Ihr? Ihr streitet vor mir!«
    »E tu vuoi maritare tua nipote al conte de Soissons, perfido!«
2 »Madame«, sagte Ludwig, »das ist Küchenklatsch. Madame de Combalet kennt ihren Rang und hat nie an dergleichen gedacht!«
    »Ebbene sì!«
sagte die Königinmutter, indem sie sich an Richelieu wandte und noch einmal so laut schrie.
»Tu vuoi maritare tua nipote, miserabile, al conte de Soissons! Basterà allora che il Rè e Gastone per colpa tua siano avvelenati.
     Ecco Soissons Rè! E la Combalet regina!«
3
    »Aber Madame«, sagte der König erschrocken, »wer hat Euch diese Heirat und diesen Doppelmord in den Kopf gesetzt? Das ist
     doch reiner Unfug!«
    »Ma è vero!«
brüllte die Königinmutter.
»Ecco Soissons Rè! E la Combalet regina! Quella femmina da nulla! E il peggio, è la più grande puttana del reame! Un rifiuto
     di donna!«
4
    »Madame, Madame, was redet Ihr?« sagte der König. »Was tut Ihr? Ihr streitet, Ihr schreit in meiner Gegenwart ungehörige und
     anstößige Worte!«
    Erschüttert, weinend fällt Richelieu vor der Königin auf die Knie, küßt den Saum ihres Kleides, versichert, wenn er sie gekränkt
     habe, so ohne es zu wollen. Er sei bereit, sich allem zu unterwerfen, was sie von ihm verlange, er werde sogar, um die Ehre
     der Königin zu decken, die Fehler anerkennen, die er nicht begangen habe, und wolle alles tun, was sie ihm zu befehlen beliebe.
     Kurz, er ist ganz Ehrerbietung, Unterwerfung und Demut. Aber er ist auch sehr geschickt: Weil er ihren heillosen Haß kennt,
     geht es gar nicht darum, die Königin zu besänftigen, vielmehr hofft er, den König durch seinen mustergültigen Gehorsam zu
     rühren.
    |218| Die Königinmutter versteht selbstverständlich nichts von diesen Feinheiten. Sie sieht ihren Feind am Boden und will ihn vollends
     zertreten.
    »Voi siete furbo, miserabile. Anche le vostre lacrime sono false! Voi sapete recitare bene la commedia! Ma non sono che smorfie!«
1
    Hierauf wendet sie sich an Ludwig und erklärt in gebieterischem Ton, daß er wählen solle zwischen ihr und diesem Diener und
     daß sie an keinem Großen Rat mehr teilnehmen werde, solange Richelieu dort sei. Auf dieses Ultimatum antwortet Ludwig mit
     keiner Silbe. Er bittet Richelieu, sich zurückzuziehen. Dann grüßt er die Königinmutter und nimmt Urlaub, er habe es sehr
     eilig, sagt er, nach Versailles zu kommen. Und mit großen Schritten verläßt er den Salon.
    Im Hof des Luxembourg warten seine Karosse, seine Musketiere und – Richelieu. Ludwig eilt an seinem Minister vorüber, ohne
     ein Wort an ihn zu richten, ohne ihn überhaupt eines Blickes zu würdigen, besteigt seinen Wagen, gibt dem Kutscher das Zeichen,
     die Pferde ziehen an, die Königlichen Musketiere sitzen auf, und der Zug verläßt den gepflasterten Hof mit einem Höllenlärm,
     der Richelieu wie Totengeläut in den Ohren gellen muß.
    Er ist nicht der einzige, der dem Aufbruch zusah. Die Fenster des Luxembourg sind mit Höflingen besetzt, die kaum so lange
     warten, bis Richelieu zu Fuß seine nahe Wohnung erreicht hat, um der Königinmutter freudevoll zu melden, daß der Verräter
     nun endlich in Ungnade ist.
    In Wahrheit ist dies erst der zweite Akt der »Geprellten«, und indem Ludwig zu niemandem ein Wort sagt, Richelieu nicht eines
     Blickes würdigt, läßt er den Hof und mithin die Königinmutter in dem Glauben, daß sie triumphiert habe und Richelieu verloren
     sei. Warum er so handelt? Ganz klar. Was Richelieu betrifft, so ist die scheinbare Ungnade nur vorgetäuscht, um ihn für seine
     Einmischung in das Vieraugengespräch zu bestrafen. Es ist nichts anderes als ein weiterer, etwas grausamerer Nasenstüber,
     wie Ludwig sie dann und wann seinem treuesten Diener versetzt, um ihn daran zu erinnern, wer |219| der König ist und daß man ihm den gehörigen Respekt schuldet.
    Die Strafe ist hart, aber zeitlich begrenzt. Ludwig taucht seinen Minister in Höllenqualen, aber wenig später zieht er ihn
     heraus und schenkt ihm wieder seine Gnade.
    Für die Königinmutter hingegen wird die Strafe erbarmungslos und ohne Ende sein. Doch gefällt es dem König in der Tat, sie
     zu »tantalisieren« und ihr vor den Demütigungen des Scheiterns die Wonnen des Triumphs zu gönnen. In Wahrheit ist er längst
     entschlossen, sich von den »Unzuträglichkei ten « der Königinmutter zu befreien, wie er sich in seinem maßvollen Stil ausdrückt. Und ihr scheinbarer Sieg hat noch einen anderen
     Vorteil. Er verleitet

Weitere Kostenlose Bücher