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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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obwohl sie während ihrer Regentschaft und danach soviel Unheil angerichtet hat, tat sie Euch leid?« meinte Fogacer zweifelnd.
    »Für mein Gefühl war es, wenn man übers Lachen hinaus war«, sagte ich, »doch auch ein jämmerliches Schauspiel, wie die dicke
     alte Frau, halb auf ihr glanzvolles Lager hingegossen, den Weihrauch dieser Schwätzer und Zierpuppen vom Hofe schlürfte, die
     doch allesamt nicht mehr als ein Spatzenhirn haben. Sie erlebte einen herrlichen Traum und ahnte nicht, wie nahe der Tarpejische
     Felsen dem Capitol liegt. 1 Mein lieber Domherr, es ist wahrhaftig ein Jammer, daß der Herrgott Euch zu Euren liebenswerten Tugenden nicht auch noch die Gabe der
     Gleichzeitigkeit verliehen hat, sonst könntet Ihr mir jetzt noch erzählen, was sich in Versailles zutrug und wie Richelieu
     und der König einander begegnet sind.«
    »Immerhin weiß ich Euch jemanden zu empfehlen, der Euren Wunsch befriedigen kann: Monsieur de Guron.«
    »Guron? Wie kam der dorthin?«
    »Richelieu nahm ihn mit nach Versailles.«
    »Warum das?«
    »Vielleicht bedurfte er bei diesem so überaus bedeutsamen Schritt seines Lebens einer freundschaftlichen Begleitung. Wie schade,
     daß Ihr, mein lieber Herzog, nicht in Paris wart, denn dann hätte er Euch mitgenommen.«
    Kaum in meiner Karosse, gab ich dem Kutscher Befehl, zum Haus von Monsieur de Guron zu fahren, diesem treuen aller treuesten
     Diener von König und Kardinal.
    »Monseigneur«, sagte Nicolas, »darf ich etwas fragen?«
    |224| »Du darfst.«
    »Speisen wir bei Monsieur de Guron?«
    »Nein. Wir laden ihn auf den Abend zum Souper zu uns ein.«
    »In Anbetracht der Stunde, die es jetzt ist, und der Beredsamkeit von Monsieur de Guron steht zu fürchten, daß wir zu spät
     zum Mittagessen kommen.«
    »Richtig.«
    »Die Frau Herzogin wird ärgerlich sein und sich beunruhigen.«
    »Kann sein.«
    »Sie wird Euch womöglich Vorwürfe machen.«
    »Holla! Die Frau Herzogin von Orbieu macht mir nie Vorwürfe. Höchstens ein paar Bemerkungen.«
    »Meine Henriette mir aber auch.«
    »Vermutlich, Nicolas.«
    »Und was machen wir dann, Monseigneur?«
    »Wir sind gegen unsere Gemahlinnen ganz Reue und Unterwerfung.«
    »Aber warum?«
    »Weil sie recht haben, Nicolas. Es ist sehr mißlich, das beste Essen der Welt bereiten zu lassen und es dann allein zu verspeisen.«
    »Aber für meine Verspätung kann ich nichts. Ich gehorche nur meinem Herrn.«
    »Und ich den meinen. Es ist höchst wichtig für mich, schnellstens zu wissen, was sich in Versailles zwischen Richelieu und
     dem König abgespielt hat.«
    »Warum sagen wir der Frau Herzogin nicht diesen Grund?«
    »Weil Entschuldigungen solcher Art eine Frau nicht besänftigen. Besser, ich verspreche ihr zum Ausgleich ganz ergebenst ein
     kleines Geschenk.«
    »Gütiger Himmel, Monseigneur! Dann muß ich das auch tun.«
    »Tu es, Nicolas! Darf man der armen Henriette ein Geschenk vorenthalten?«
    »Es ist nur, Monseigneur, daß ich nicht das nötige Geld dafür habe.«
    »Das übernehme ich.«
    »Monseigneur, Ihr seid der beste Herr, den es gibt!«
    |225| »Ich tue für dich nur, was meine Herren für mich tun, und nur so, glaube ich, kann die Welt besser werden.«
    Leser, da ich dir hiermit im voraus andeute, was Nicolas und mich bei unserer Heimkehr erwartete, überlasse ich es deinen
     ehelichen Erfahrungen, dir die Szenen auszumalen, und überspringe die Stunden, bis Monsieur de Guron zur Abendstunde an meiner
     festlichen Tafel erschien.
    Als Vielfraß und Feinschmecker in einem erwies Monsieur de Guron dem Mahl große Ehre, das Catherine mit größter Sorgfalt komponiert
     hatte und für das der wortreiche Gast ihr nicht nur das Lob des Kenners zollte, sondern wovon er die Hälfte auch ganz allein
     verschlang.
    Zu gern hätte Monsieur de Guron noch länger bei Tisch verweilt, um sich an Catherines und Henriettes Anblick zu weiden, doch
     zog ich ihn fort in mein Kabinett, begierig, seiner Erzählung zu lauschen.
    »Die versöhnliche Begegnung des Königs und des Kardinals«, sagte er, »ereignete sich in zwei Akten, einem ersten im Beisein
     von Saint-Simon, dem Marquis de Mortimar, Monsieur de Beringhen und mir. Der zweite, zwischen dem König und Richelieu, fand
     ohne Zeugen statt, und ich wüßte darüber nichts, wenn Richelieu mir anderntags nicht das Wesentliche mitgeteilt hätte. Der
     erste Akt war Sentiment, der zweite Politik.«
    »Der erste also.«
    »Als Beringhen öffnete, trat Richelieu ein, indem er den

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