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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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können.
    Ungeduldig, mein Ziel zu erreichen, hob ich früh am nächsten Morgen das Lager auf, um zur hellsten Tageszeit in Susa anzulangen.
     Während Nicolas unser Gepäck reisefertig machte, kam ein Dörfler aus Chiomonte, stellte sich mir als Filiberto vor und bat
     unter wer weiß wie vielem Hutschwenken, ich möge ihn nach Susa mitnehmen, wo ein Verwandter von ihm wohne; es ging um eine
     Angelegenheit, die er mir haarklein auseinandersetzte, ohne daß ich ein Wort verstand.
    |69| Filiberto war klein, knotig, wettergegerbt, und sein Gesicht schien nur aus schwarzen Haaren zu bestehen, sie wuchsen ihm
     dicht in die niedrige Stirn, überwucherten als Bart seine Wangen, seine Augen als buschige Brauen und sprossen ihm aus Nase
     und Ohren, so daß man kaum eine unbehaarte Stelle sah. Indes blickten seine Äuglein pfiffig, auch war er vollendet höflich
     und bedankte sich tausendmal, als ich ihm einen Platz auf dem Kutschbock meiner Karosse anbot.
    Und er war uns nützlich im Laufe der Fahrt. Als ich ihn fragte, wo auf der Strecke nach Susa wir Rast halten könnten, um einen
     Imbiß einzunehmen, antwortete Filiberto, ohne zu überlegen: »Am schönsten ist die Stelle, wo der Rio Clarea in die Dora Riparia
     stürzt.« Und das Wort »stürzt« erwies sich als treffend, denn der kleinere Fluß mündet in den größeren tatsächlich mit wildem
     Getöse, mit Wirbeln und weißem Schaum.
    Trotz der für mich fast unerträglichen Kälte fand ich, der ich in der Ebene aufgewachsen war, diese hohen Berge, diesen ewigen
     Schnee, diese schwarzen Tannenwälder und diese so raschen, klaren Alpenflüsse wunderbar schön. Oh, wie gern hätte ich all
     dies meiner Catherine gezeigt! Ja, schöne Leserin, nur daran dachte ich – nicht an meine Mission –, nur davon träumte ich,
     während ich in die brausende Dora Riparia schaute.
    Diese nun biegt, wo der Rio Clarea sich in sie »stürzt«, von ihrer nordöstlichen Richtung nach Osten, und die hohen Berge
     an ihrem linken Ufer senken sich auf die Höhe des rechten Ufers ab, das heißt nach meiner Schätzung auf ungefähr vierhundert
     Klafter, worauf die Dora Riparia bald die Stadt Susa erreicht, in welche sie durch ein steinernes Gewölbe in der Mauer fließ,
     das inwendig sicherlich durch ein starkes Gitter versperrt ist, um Eindringlinge abzuwehren. Doch wer hätte sich im Winter
     schon in die Stadt einschleichen wollen, indem er durch eisiges Wasser schwamm? Und schließlich erblickte ich mit diesen meinen
     Augen die berühmten Barrikaden. Sie waren auf der Straße zwischen dem Fluß zur Linken und einem Hügel errichtet, der schroff
     zu ihr abfiel.
    Würde man diesen Hügel rechter Hand erklettern, sähe man von seinem Gipfel, auf dem nach Süden liegenden Hang, ein Gebiet
     aus nicht sehr hohen Bergkuppen und Tälern mit Dörfern hier und da. Dieses Gebiet heißt das Gravere, ich erinnere |70| mich seiner mit einigem Grund, und du, Leser, tätest gut daran, dir das Gravere ins Gedächtnis einzuprägen, es wird in dieser
     Erzählung noch eine Rolle spielen.
    Dreißig Klafter vor den drei Barrikaden, die den Zugang nach Susa versperrten, ließ ich meine Karosse halten und bestieg meine
     Accla, um ein ritterliches Bild abzugeben, wenn auch vorerst nur für die Soldaten, die über die erste Barrikade nach uns spähten,
     doch ohne daß sich auch nur ein Musketenlauf zeigte. Allerdings nahten wir uns auch so langsam und majestätisch, daß an einen
     Angriff wohl kaum zu denken war.
    An der Spitze ritt auf großem Schimmel der Herold, sehr prächtig angetan, wie es sich für den Repräsentanten eines großen
     Königs gehörte, und mit einem schönen, männlichen Gesicht auf den breiten Schultern. Jeder Zoll an ihm sprach von Würde, auch
     seine Stimme, die den Klang und Umfang einer großen Orgel erreichte. Neben ihm, auch auf einem makellosen, aber viel kleineren
     Schimmel, kam der Trompeter, nicht ganz so stattlich, aber ebenso schön gebaut, mit hübschem Gesicht und einem kleinen Mund,
     dessen Kleinheit man aber nicht glauben durfte, denn sowie der Mann seine Trompete ansetzte, entlockte er ihr bald melancholische,
     bald schmetternd machtvolle Töne.
    Dahinter ich in tadelloser Haltung auf meiner Accla und in meinem schönsten Gewand, ganz der Herzog und Pair von Frankreich,
     dem auf dieser Bühne die Hauptrolle zukam, zugleich aber alles mit wachem, flinken Blick erfassend, wie es meinem Auftrag
     entsprach. Nach mir dann Nicolas, der mich wahrscheinlich

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