Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
auf damit«, flehte Pitty noch einmal. »Malten ist der gerissenste Kerl, den ich mir überhaupt vorstellen kann. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass er dich fertig macht. Vielleicht bringt er dich zum Schweigen.«
»Das wird ihm wenig helfen«, erklärte Vera. »Sein Kopf steckt bereits in der Schlinge. Aber bewahre du nur den Umschlag auf und mach dir keine Sorgen um mich. Die Kiste wird laufen, und zwar schon bald.«
Vera nahm noch einen Kognak und ließ sich danach ein Taxi bestellen. Es war erst gegen neun Uhr. Pitty beklagte sich zwar darüber, dass Vera so frühzeitig ging. Vera unterhielt sich öfter mit Männern im »Schmuckkörbchen«. Diese Männer wussten genau; dass Vera halt nun einmal für etwas Bestimmtes nicht mehr zu haben war. Aber man schätzte ihre Gesellschaft, weil Vera eine sehr angenehme und unterhaltsame Plauderin war.
»Dein Taxi ist da!«, rief Pitty.
»Also, tschüss dann, Pitty, und denke daran, was ich dir gesagt habe.«
»Pass auf dich auf!«, rief ihr Irma Pitmann nach, bevor Vera Wassilowski das Lokal verließ.
Wenig später füllte sich das »Schmuckkörbchen« und Pitty vergaß Vera vollständig. In jener Nacht kam Irma Pitmann erst sehr spät, oder besser gesagt sehr früh ins Bett. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war halb zehn Uhr morgens.
»Ja, was ist denn?« Mit diesen Worten meldete sich Pitty völlig verschlafen.
»Ich bin es, Vera«, hörte Irma Pitmann die hastig abgehackt klingende Stimme von Vera Wassilowski ins Telefon keuchen. »Pitty, ich hab mich ins Schlafzimmer eingeschlossen. Malten ist in der Wohnung. Er bedroht mich. Pitty, du musst mir helfen.«
»Ja, aber wie denn? Ruf doch die Bullen an, Vera!«
»Mensch, Pitty, ich will nichts dramatisieren. Könntest du nicht? Ich meine, wenn du vorbeikommen würdest. Malten würde verschwinden. Ich glaube es.«
»Ich weiß nicht«, sagte Pitty. »Am Ende reißt er mir auch noch den Hintern auf, wenn ich so ...«
Es wurde heftiges Schlagen laut.
»Vera!«, schrie Pitty nun wie von Sinnen. »Menschenskind, Vera, gib doch Antwort.«
Man hörte ein dumpfes Röcheln, ein Krächzen. Dann ein Keuchen und schließlich krachte es in der Leitung. Dann war der Apparat tot.
Irma Pitmann war nun hellwach. Sie stand auf, ging zunächst ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen.
Menschenskind, dachte sie bei sich. Die Polizei, du musst die Polizei anrufen!
In der Zwischenzeit vermochte fast eine Viertelstunde vergangen sein. Aus ihrer Verschlafenheit heraus hatte Irma Pitmann einfach nicht logisch denken können. Nun stürzte sie an das Telefon. Sie wählte die Notrufnummer.
»Bei Vera«, keuchte sie in das Telefon. »Bei Vera ist etwas los.«
»Wie bitte?«
»Vera Wassilowski. Sie hat mich eben angerufen!«
»Wer ist Vera Wassilowski? Bitte, schildern Sie uns genau, was Sie möchten öder, was geschehen ist.«
»Mein Gott, die Adresse!« keuchte sie. »Ich habe die Adresse unten im Lokal. Bleiben Sie am Telefon.«
Sie stolperte nach unten, zerrte einen Schub heraus. Sie hatte Veras Adresse nicht im Kopf. Die Schublade polterte zu Boden. Alle möglichen Papiere flogen durcheinander.
»Mein Gott, mein Gott«, keuchte Pitty. Aber da hatte sie den Zettel gefunden. Sie hetzte damit zurück ans Telefon und gab die Anschrift durch.
»Vera Wassilowski hat mich angerufen. Sie wurde bedroht. Und dann riss plötzlich der Telefonkontakt ab. Die Leitung war tot, verstehen Sie?«
»Ihren Namen, bitte!«
»Menschenskind, machen Sie schnell!«
»Wir brauchen Ihren Namen!«
»Ich heiße Irma Pitmann vom »Schmuckkörbchen « auf Sankt Pauli!«
»Aha!«
»Nichts aha!«, grölte Pitty ins Telefon. »Vera ist in Lebensgefahr. Fahren Sie dorthin. Aber möglichst rasch.«
Daraufhin zog sich Pitty um, ging nach unten und setzte sich in den eigenen Wagen. Als sie bei dem Haus ankam, in dem Vera die Dachwohnung innehatte, sah sie bereits Polizeiautos.
In diesem renovierten Altbau gab es keinen Aufzug. Pitty walzte ihre Pfunde über die Treppe nach oben. Sie war noch nie bei Vera gewesen. Vor der Tür standen Polizisten.
»Sie können hier nicht rein!«
»Was ist mit Vera?«, fragte Pitty mit weit aufgerissenen Augen.
Ein Mann im grauen Anzug trat heraus.
»Wer sind Sie?«
»Ich bin Irma Pitmann!«
»Sie haben uns also angerufen?«
»Ja, ich war es«, keuchte Pitty. »Was ist mit Vera?«
Der Mann presste seine Lippen aufeinander. Da schlug Pitty ihre Hand
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