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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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„Hemmungen in dem Geschäft sind sicher sehr vorteilhaft“, sagte sie, ihren Zynismus konnte Heidrun jetzt bei bestem Willen nicht verbergen.
„Mama, sei nicht so kritisch, Katrin freut sich so, es wird schon schiefgehen.“
„Spielwiese für Frau Möchtegern“, dachte sie. Heidrun sagte ihr Kommen zu, wenn auch widerwillig, und das Gespräch endete mit einigen Floskeln über das Wetter, und dass sie heute noch die Blumen im Garten wässern müsse.
„Eine Galerieeröffnung in der heißen Ferienzeit ist wahrlich etwas ganz Außergewöhnliches. Alle sind auf Urlaub, und die wenigen, die noch im Lande sind, sitzen am Abend an ihren Pools oder an einem See“. Heidrun badete vergnügt in der Vorstellung, während einer Vernissage alleine durch eine Galerie zu schlendern. Durch die menschenleere Galerie ihrer Schwiegertochter, das erhöhte den Reiz beträchtlich.
Das Kleid saß perfekt. Obwohl seit dem Tod Conradins schon einige Zeit vergangen war, trug sie noch immer Schwarz. „Es passt mir“, hatte sie festgestellt und dachte daran, der Farbe Schwarz auch in Zukunft den Vorzug zu geben. Conradin liebte mehr die bunten Farben an ihr, „Rot steht dir so verdammt gut“, hatte er einmal gemeint, und sie trug von da an sogar rote Unterwäsche.
*
Die Galerie war schon von Weitem zu sehen; in der stark befahrenen Straße reihte sich eine Lichtquelle an die nächste. Durch die beiden Schaufenster und die gläserne Eingangstür stürzte ihnen grelles Licht auf den Asphalt entgegen, als Heidrun und Annette dem Eingang zustrebten. Heidrun hatte ungefragt ihre beste Freundin eingeladen, alleine wollte sie nicht kommen, sie war nicht in Laune, sich auf ein Geplänkel mit ihrer Schwiegertochter einzulassen. Da war ein Puffer in der Person Annettes von großer Hilfe.
„Hab ihn doch nicht umsonst studieren lassen“, sagte Heidrun, als Annette - noch unter der Tür - ein begeistertes „Wow“ ausstieß.
Dass ein Könner die Räumlichkeiten eingerichtet hatte, sah man auf den ersten Blick: Hellgrauer, mattglänzender Sichtbeton, viel poliertes Metall, weinroter Lackboden und viel, aber gekonnt eingesetztes, Licht.
Claus eilte ihnen entgegen und begrüßte seine Mutter und besonders deren Freundin mit überbordender Herzlichkeit. Bald war Heidrun klar, man war hier um jeden Gast dankbar, auch um einen Nichteingeladenen. Wie Heidrun schon vorausgeahnt hatte, glänzten die zwei mittelgroßen Räume durch wenige Gäste. An den Wänden entlang reihten sich große, interessante Bilder, vereinzelt stand jemand davor, balancierte die noble Einladung - auf Büttenpapier gedruckt - in Händen, ein Paar tratschte, wobei man ihm ansah, dass es in seiner angeregten Diskussion nicht um Kunst ging, eher um den bevorstehenden Urlaub. Ein junger Mann, der äußeren Erscheinung nach Kunststudent, sprach einleitende Worte; ein, in eine Ecke gezwängtes, Trio spielte einen Satz aus einer Mozartouvertüre und Katrin reichte Lachsbrötchen zum Sekt. Claus stand sichtlich betreten herum und versuchte sich zwischenzeitlich im smalltalk.
„Wie ähnlich er ihr sieht“, stellte Annette fest, die Claus, im hellen Leinenanzug und dunkelblauem Poloshirt, aus einiger Entfernung mit seiner Mutter verglich. „Das dunkelblonde Haar, die mittelgroße, kräftige Statur, die braunen Augen, die stets gepflegte Erscheinung, sogar ihre Bewegungen, die kurzen, aber schnellen Schritte, gleichen sich.“
Die Tristesse gähnte.
Wie von Sturmesfaust gerammt, sprang mit einem Schlag die Eingangstür auf, und Claus schritt eilig einem Ankömmling entgegen. Weißblondes, kurzes Strubbelhaar, etwas mollige Figur und dazu lila Schlabberhosen, „das muss Solveigh sein“, schoss es Heidrun durch den Kopf. Es war Solveigh. Heidrun blickte zu ihrer Schwiegertochter hinüber. Die stand zur Säule erstarrt und blass im Gesicht inmitten des Raumes und klammerte sich an ihrem Sektglas fest. Nach einer Schrecksekunde versuchte sie - sichtlich bemüht - ihre Fassung wieder zu finden und trat der eben Eingetretenen mit froststarrem Lächeln entgegen.
„Wir haben Besuch“, säuselte Katrin süffisant, „wie nett von dir.“
Nachdem Claus die wenigen Gäste durch die Galerie geführt hatte, beobachtete Heidrun ihren Sohn und die Schwiegertochter, wie sie in einem kleinen Hinterzimmer - das offensichtlich als Büro fungierte - einen verhaltenen Streit ausfochten. Für Heidrun war klar, Solveigh war nicht eingeladen worden, oder doch? „Wurde sie gar von Claus ...?“
„Wenn

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