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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Grollen, und plötzlich sah er rund fünfzehn Meter von ihm entfernt, wo der Weg eine Biegung machte, einen Hund stehen.
    Eigentlich mochte Johnny Nutbrown Hunde. (Pippa nicht, also hatten sie keinen.) Aber der da sah nicht aus wie ein Hund, dem man Braver Kerl! zurief, um ihm dann zwischen den Ohren zu kraulen, wenn er schwanzwedelnd angelaufen kam. Er stand ganz still da. Das wenige Licht hier zwischen den Bäumen glänzte auf seinen gelblichen Zähnen und in den Augen, die irgendwie rötlich glimmten, während sie den näher kommenden Mann fixierten.
    Er ließ den Lauf der Schrotflinte zuschnappen.
    Das Vieh stellte die Ohren auf. Es stieß ein letztes Knurren aus, in dem so was wie eine Ankündigung mitschwang, drehte sich dann um und verschwand.
    Langsam, die Flinte noch immer schussbereit, bewegte er sich um die Biegung herum.
    Und blieb stehen.
    Da war der Hund. Er lag zu Füßen eines Mannes, der auf einem umgestürzten Baumstamm saß. Mit seinem vernarbten Gesicht und der Klappe über dem rechten Auge sah er fast noch bedrohlicher aus als der Hund. Neben ihm stand eine langstielige Axt gegen den Stamm gelehnt.
    Der Mann sagte: »Als ich ein Junge war, hat man mir eingeschärft, nie mit einem Gewehr auf etwas zu zielen, das ich nicht auch schießen will.«
    Nutbrown trat einen Schritt näher und sagte: »Lieber Himmel, bist du das, Wolf?«
    »Wer denn sonst? Lange nicht gesehen, Johnny.«
    »Zu lange, Wolf«, sagte Nutbrown heftig und senkte die Flinte. »Wie schön, dich zu sehen!«
    Wolf Hadda lachte. Er hatte nicht gewusst, auf welche Reaktion er sich einstellen sollte; bestimmt nicht auf diese, aber jetzt, da er sie gehört hatte, erschien ihm alles andere ausgeschlossen. Er rutschte ein Stück beiseite, um auf dem Baumstamm Platz zu machen. Der Hund knurrte, als Nutbrown sich setzte, verstummte aber, als sein Herr ihn warnend mit dem Fuß anstupste.
    »Schon lange da?«, fragte Nutbrown und lehnte die Schrotflinte gegen den Stamm. »Menschenskind, du musst ja völlig durchgefroren sein! Du hättest zu uns kommen sollen.«
    »Besser nicht, Johnny.«
    Nutbrown überlegte kurz und nickte dann.
    »Hast wahrscheinlich recht. Pippa macht sich leider ein bisschen ins Hemd wegen dir.«
    »Wirklich? Was meinst du wohl, woran das liegt?«
    »Na ja, sie denkt anscheinend, nach allem, was passiert ist, könnte es zwischen uns böses Blut geben, kannst du dir doch vorstellen, oder?«
    »Nach allem, was passiert ist«, wiederholte Hadda. »Genau darüber wollte ich mit dir reden, Johnny. Über alles, was passiert ist. Ich würde es gern aus deiner Perspektive hören, natürlich nur, falls du einen Moment Zeit hast.«
    »Ja, klar. Ich fröne doch inzwischen dem Müßiggang. Aber damit wir nicht vollends einfrieren, probier mal ein Schlückchen hiervon.«
    Er holte einen Flachmann hervor, machte ihn auf und reichte ihn Hadda. Der nahm einen kräftigen Schluck von dem Brandy, ließ ihn sich über die Zunge rollen und schluckte dann.
    »Noch immer nur das Beste, Johnny.«
    »Gibt’s was anderes? Prost!«
    »Prost. Also, fang ganz vorne an, Johnny.«
    Nutbrown trank noch einen Schluck, denn so entspannt er sich auch gab, brauchte er offenbar einen kleinen Mutmacher. Oder aber, dachte Hadda, ihm ist wirklich einfach nur kalt.
    »Tja also, da war das viele Geld, das einfach so rumlag«, begann er. »Das waren goldene Zeiten damals, weißt du noch, Wolf? Und du hattest das goldene Händchen. Als würde man Wasser aus einem Teich schöpfen, der nie leer wurde. Der Vorrat versiegte nie. Wurde nie weniger.«
    »Heißt das, du hast dich selbst bedient, Johnny?«
    »Nein. Oder ja, schon. Aber eigentlich nicht. Du hast doch immer dafür gesorgt, dass ich mehr als genug hatte, Wolf. Aber Toby und Pippa fanden, du hättest deine Möglichkeiten noch besser nutzen können. Ein kluger Mann füllt seine Stiefel, solange er noch Stiefel hat, die er füllen kann, so hat Toby das formuliert. Und Pippa sah das genauso. Toby hat sich um die rechtliche Seite gekümmert, und Pippa war ja schon immer ein Computergenie.«
    »Und du, Johnny?«
    »Mich brauchten sie für die Zahlen. War gar nicht so leicht, immer für ausgeglichene Bilanzen zu sorgen, weißt du? Genau die richtige Aufgabe für mich. Ich konnte schlecht Nein sagen, als Pippa und Toby mich drum baten. Und sie hätten dich auch mit reingenommen, Wolf, ehrlich, das hätten sie. Aber Toby meinte, du hättest noch immer diese Arbeiterklassenhaltung gegenüber Reichtum, obwohl du Imo

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