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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Hand, in der sich Blut sammelte.
    Ich wollte einfach nur noch weg, so weit weg, wie ich konnte.
    Wieder ohne nachzudenken, sprang ich auf und lief so schnell ich konnte auf den ersehnten Schutz des fernen Waldes zu.
    Der direkteste Weg dorthin führte mich an Imogen vorbei. Sie tanzte nicht mehr und beobachtete mich, als ich auf sie zusteuerte und an ihr vorbeilief, und ich bildete mir ein, dass ich ihre Augen die ganze Zeit auf mir spürte, die ich brauchte, um die rund zweihundert Meter bis zum sicheren Wald zurückzulegen.
    Das ist meine erste Erinnerung an Imogen. Ich glaube, ich wusste schon damals, so ungehobelt und ungebildet ich auch war, dass ich ihr gehörte und sie mir, für immer.
    Zeigt mal wieder, wie sehr man sich täuschen kann, was, Elfe?
2
    Ich habe mir gerade durchgelesen, was ich geschrieben habe.
    Mir fällt auf, dass es genau der Stoff ist, den Sie sich wünschen, Elfe. Kindheitstrauma und der ganze Mist.
    Aber vielleicht ist eines nicht ganz deutlich geworden: Ich habe meine Kindheit genossen . Es war eine magische Zeit. Lesen Sie Gedichte? Ich nicht. Ich hab nichts übrig für vergeistigte Schwärmerei. In der Schule hab ich ein paar Sachen auswendig gelernt, weil die Lehrer das wollten, aber ich hab den Trick gelernt, alles sofort wieder aus meinem Kopf zu löschen, kaum dass ich es vom Stapel gelassen hatte. Das Einzige, was hängen geblieben ist, kommt nicht aus der Schulzeit, sondern von meiner Tochter Ginny.
    Es war irgendwann in jenem letzten Sommer, 2008, meine ich. Ich weiß noch, dass es die meiste Zeit regnete, vielleicht machte sich Ginny deshalb so früh an die Schularbeiten, die sie über die Ferien auf hatte.
    An ihrer Nobelschule hielten sie Lyrik für wichtig, und eine Aufgabe war, ein paar Zeilen von Wordsworth zu paraphrasieren. Sie meinte, weil der Typ aus Cumbria kam, müsste ich alles über ihn wissen. Ein Vater enttäuscht seine Tochter nicht gern, also hab ich mir die Passage mal angesehen. Die Sprache war größtenteils albern, und er drückte sich ziemlich umständlich aus, aber zu meinem Erstaunen ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass der Bursche über mich schreibt!
    Er erzählte von sich selbst als Kind, was er so alles trieb, wie er nachts wilderte, steile Felsen hochkletterte und auf den See rausruderte, aber die zwei Zeilen, die bei mir hängen geblieben sind, waren die, die für ihn alles zusammenfassten.
    Herrliche Saatzeit hatte meine Seele,
    Umhegt zugleich von Schönheit und von Furcht.
    Das war ich. Ich meine nicht die Angst davor, Prügel zu beziehen oder bestraft zu werden oder so was in der Art. Ich meine die Furcht, die dich überkommt, wenn du an den Fingerspitzen über einem dreißig Meter tiefen Abgrund baumelst oder in einer finsteren Nacht die Hand nicht vor Augen sehen kannst und du irgendwo im Dunkeln etwas schnüffeln hörst; die Furcht, durch die das Gefühl, lebendig zu sein, so viel schärfer wird, wenn du dein Blut in den Adern rauschen hörst; die Furcht, die macht, dass du tanzen und schreien willst, wenn du sie besiegt und überlebt hast!
    Verstehen Sie, was ich meine, Elfe? Oder stecken Sie zu tief in diesem ganzen freudschen Mist drin, wo alles mit Sex zu tun hat, selbst wenn es um Kinder geht, die noch gar nicht wissen, was Sex eigentlich ist?
    Ich jedenfalls hab mich nie besonders für Sex interessiert, auch nicht, als ich in die Pubertät kam. Vielleicht, weil ich mich draußen immer so verausgabte, dass ich einfach zu kaputt war. Natürlich kriegte ich manchmal einen Ständer, und dann rieb ich ihn und genoss den lustvollen Krampf, der irgendwann kam. Aber ich hatte nicht viel für dreckige Witze oder Pornohefte übrig, genauso wenig wie für die Prahlereien meiner Schulkameraden, die mit ihren Erfolgen bei den Mädchen angaben.
    Was nicht heißen soll, dass ich keine Gelegenheit gehabt hätte, Praxiserfahrungen zu sammeln. Obwohl ich Mädchen so gut ich konnte ignorierte, waren die meisten durchaus an mir interessiert. Aber ich sah keinen Sinn darin, Zeit mit ihnen zu verplempern, wenn doch eine nasse Felswand darauf wartete, dass ich an ihr hochkletterte!
    Somit blieb ich ohne eine signifikante sexuelle Erfahrung, wie Sie das wahrscheinlich nennen, bis … tja, ich will es Ihnen erzählen.
    Oder vielmehr mir selbst erzählen. Ich bin mir noch gar nicht sicher, ob ich Ihnen das, was ich hier schreibe, je zeigen werde, Elfe, woraus folgt, dass ich vollkommen offen sein kann, da ich mir das Recht vorbehalte, alles wieder in

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