Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
bevor man die charmanten, lustigen, süßen ambertypischen Sätze loswerden konnte, an denen die Leute bei ihrer PR-Agentur wochenlang gefeilt hatten. Und sie wusste natürlich auch, wie man den Fotografen zulächelte, wenn man in Laufklamotten mit den Hunden aus dem Starbucks kam, nicht verschwitzt und zerzaust, sondern duftend und frisch, weil die ganze Sache inszeniert worden war. So liefen die Dinge, und so war es gut, denn man konnte sich darauf einstellen und in gewisser Hinsicht darauf verlassen.
Doch alles, was sich nicht in ihrer Komfortzone befand, machte Amber ausgesprochen nervös.
Als sie einen Blick zurück wagte, sah sie einen leicht übergewichtigen Kerl im schwarzen T-Shirt, der ihnen japsend nachrannte.
»Zac Truman«, keuchte er. »Ich scheibe für die L. A. Times. Bitte, Chelsea, darf ich Sie was fragen?«
»Oh. Okay.« Chelsea blieb stehen. Augenblicklich materialisierte sich ein zweiter Mann neben ihr.
»Jack Feather, freier Journalist«, sagte er und nickte Chelsea zu.
»Hi, Jack«, sagte Chelsea.
Jack Feather war Ambers Fluch: Ein aalglatter Typ, der all ihre Schwachstellen gnadenlos aufdeckte – er sah sofort das Extrapfund auf ihren Hüften und schien stets zu wissen, wo sie auftauchen würde.
Amber war entsetzt. Sie verlangsamte ihr Tempo. Was sollte sie tun? Aber sie konnte Chelsea auch nicht einfach hier stehen lassen. Also tat sie so, als müsse sie ihre Schuhe neu binden.
»Chelsea«, begann Jack Feather und hielt ihr ein kleines Aufnahmegerät vors Gesicht, »wer sind Sie eigentlich? Sie haben abgenommen, laufen am Strand … Sollten Sie nicht in irgendeiner Bar versumpfen und sich Koks in die Nase ziehen?«
Er lächelte, doch seine Augen waren kalt. Amber hätte bei dieser Frage am liebsten empört nach Luft geschnappt, aber sie beherrschte sich. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, wie gemein diese Leute werden konnten, nur um eine Reaktion zu provozieren. Doch ihre Mutter hatte sie gut trainiert, und auch ihr Vater hatte sie oft ermahnt, immer höflich und ruhig zu bleiben.
Aber ihre große Schwester stemmte nur die Hände in die Hüften und lachte. »Nein, die Zeiten sind vorbei, Jack – Gott sei Dank. Trotzdem mag ich hin und wieder einen Drink. Na ja, nur ein Glas pro Tag, denn ich will ja abnehmen, aber es ist die reine Folter.«
Sie wirkte sehr unbekümmert, wie sie im Sonnenuntergang dastand und der sanfte Abendwind ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht wehte. Amber verspürte plötzlich einen Stich.
»Sie machen also wirklich eine Diät?«, fragte Jack weiter. »Finden Sie nicht, dass es etwas verzweifelt wirkt, wenn Sie anfangen abzunehmen, nur um nach Hollywood zu passen? Was ist denn mit Ihren Fans in England? Müssen die denn nicht denken, Sie würden all Ihre Ideale verraten?«
Amber richtete sich auf und wanderte langsam zu ihrer Schwester zurück. »Hi«, sagte sie, aber die Männer beachteten sie nicht. Ohne Make-up und mit unfrisiertem Haar sah Amber anders aus als vor der Kamera, während man Chelsea wahrscheinlich überall erkannt hätte: Ihre Präsenz war enorm.
Und so war es schon immer gewesen.
Einen Sekundenbruchteil war Amber frustriert, dass sie sie nicht erkannten, aber dann entspannte sie sich. Es war eigentlich ziemlich angenehm, einmal nicht Mittelpunkt zu sein, einmal im Schatten einer anderen Person zu stehen …
»Oh, ich bin sicher, dass die Leute mich für verzweifelt halten werden«, sagte Chelsea. »Aber ich war nie dünn, und ich will im Augenblick einfach nur ein bisschen gesünder leben. Ich bin noch immer jung, und meine Karriere bedeutet mir alles. Ich möchte, dass meine Fans stolz auf mich sind, wo auch immer ich mich gerade aufhalte und was immer ich anstelle.«
Amber grinste – sie konnte nicht anders. Es war Schwachsinn, aber es war die perfekte Antwort.
Und dann kam es.
Zac Truman meldete sich zu Wort. »Was ist denn jetzt mit The Time of My Life, Russells neuem Film? Laut Gerüchten hat er Amber die Hauptrolle zugesagt, und doch haben Sie dafür vorgesprochen. Was hat es damit auf sich?«
Chelsea legte den Arm um ihre Schwester. »Gerüchten sollte man nicht glauben, Zac«, sagte sie. »Wir sind zuallererst Schwestern, alles andere ist zweitrangig. Danke, Zac. Danke, Jack Feather.«
Feather starrte sie emotionslos an. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mal einen wohlmeinenden Reporter brauchen.«
Chelsea überging die Bemerkung. »Einen schönen Abend, Jungs.«
Sie zog Amber mit sich, und sie
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