Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Jen war eine angenehme Mitbewohnerin; sie beide verstanden sich gut, aber jede hatte ihren eigenen Bereich, und Jen ließ sich von Chelsea nichts sagen. Sie hatte Chelseas Make-up bei The Time of My Life gemacht, und Chelsea hatte ihr weitere Aufträge verschafft, aber Jen dachte nicht daran, sich ihr unterzuordnen. Manchmal fand Chelsea zwar, dass sich wohl niemand einen Zacken aus der Krone brach, wenn er gelegentlich danke sagte, und Jen hätte ihr durchaus auch einmal eine Tasse Tee machen können, aber, hey, schließlich war sie nicht ihre Angestellte sondern ihre Freundin. Und davon hatte sie nicht mehr viele, seit die Nachricht von der Affäre die Runde gemacht hatte.
Chelsea stürzte sich ebenfalls in ihre Beziehung mit Leo. Sie verbrachten so viel Zeit miteinander wie möglich, um all die Neider, die prophezeit hatten, diese Liaison würde nicht halten, eines Besseren zu belehren. Aber nur knapp einen Monat nach Ambers Fortgang – und obwohl sie es sich nicht einmal selbst eingestanden hätte –, begann Chelsea sich zu fragen, auf was sie sich da eingelassen hatte.
Amber und Leo hatten eine fast altmodische Art von Beziehung gehabt: Als sei sie eine Kurtisane, hatte er entweder sie besucht oder sie ihn. Er hatte sie zum Essen ausgeführt, dann waren sie heimgekehrt und miteinander ins Bett gegangen. Zwischen Chelsea und Leo war es anders – wilder, unberechenbarer, ungezwungener. Beide schwammen gerne im Meer, sahen sich Filme an, brunchten und liebten den Sex miteinander. Leo war entzückt über die Spontaneität. Er konnte zu ihr kommen, sie ins Schlafzimmer schubsen und sofort vögeln oder ihr in seinem Pool einfach den Bikinislip abstreifen, hinter sie schwimmen und in sie eindringen. Amber hatte immer eine Aufwärmphase gebraucht, das wusste Chelsea, und wahrscheinlich hatte es bei ihr Zuwendung häufig nur im Austausch für gutes Benehmen gegeben. Kein Wunder, dass Leo die Beziehung zu Chelsea genoss: Bei ihr gab es solche Regeln nicht.
Aber Chelsea fiel mittlerweile einiges auf, das sie nicht bemerkt hatte, solange Leo noch mit Amber zusammen gewesen war.
Vor allem fiel ihr sein Drogenkonsum auf.
Sie hatte immer gewusst, dass Leo kokste; er hatte ihr ab und zu etwas angeboten – heimlich, weil Amber es nicht mochte. Chelsea hatte jedoch abgelehnt.
Nach dem Skandal damals in London, als der Reporter sie bei der Polizei verpfiffen hatte, hatte sie den Drogen gänzlich abgeschworen. Bei Alkohol wusste sie inzwischen, wann sie aufhören musste, und Zigaretten – immer wieder gerne. Aber Drogen wollte sie nie wieder nehmen, das war es einfach nicht wert! Noch immer sah sie die russische Tänzerin – Maya – in ihren Träumen. Oksana, die sich über sie beugte, überall Erbrochenes, die bläuliche Haut … Daran waren die Drogen schuld gewesen.
Aber Leo gab sich immer weniger Mühe mit Heimlichkeiten. Und das Kokain begann ihm zuzusetzen. Anfangs, als sie ihn gerade erst kennengelernt hatte, hatte er es nur vor den großen Ereignissen genommen oder vor dem Sex. Nun kokste er auch tagsüber, bei der Arbeit, und vor Meetings.
Es war, als ließe er sich nun, da er mit Chelsea zusammen war, gehen.
»Du und ich, wir verstehen einander«, sagte er immer wieder gerne, wenn sie auf der Heimfahrt von einem Essen, einer Filmvorführung oder einem Foto-Shooting waren und er eine Hand in ihren Ausschnitt und die andere unter den Rock schob.
Zum Beispiel vergangene Woche. Sie waren bei der Premiere des neuen Films ihres Co-Stars aus The Time of My Life gewesen und in einer Limousine mit getönten Scheiben über die von Palmen gesäumten Boulevards zu Leo gefahren.
Leo hatte geredet wie ein Wasserfall. »Diese blöde Schlampe von Ryans Managerin – für wen hält die sich eigentlich? Sagt mir doch tatsächlich, sie wüsste nicht, ob das Projekt das richtige für Ryan ist. Dumme Kuh. Ich mache hier die Regeln, ich habe Ryan gemacht. Die hat doch keine Ahnung.«
Chelsea dachte an etwas anderes. Ihr ging viel durch den Kopf. Amber … wo mochte sie sein? Neben sich hörte sie ein schabendes Geräusch, und als sie den Kopf wandte, sah sie, dass Leo eine Line Koks auf dem Mahagonitisch vor ihnen gezogen hatte.
»Komm, Chelsea-Schätzchen. Nimm du auch etwas. Ich will mit dir zusammen high sein.«
»Nein, Leo«, sagte sie. Sie hatte am nächsten Morgen einen Termin, und die Arbeit an dem neuen Film war sehr anstrengend. Der Regisseur war ein Autorenfilmer, ein Spanier, und wie man ihr ständig
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